Microsoft Word - Green, Simon R.-Todtsteltzers Ende
Esper-Liberationsfront, bis schließlich nur noch die
fünf Gehirne der Überesper übrig waren, die nun
Millionen von Körpern lenkten. Wir sind jetzt die
Elfen, verkündeten sie, und es stimmte. Fünf Geister
blickten aus den Augen von Millionen Körpern und
absorbierten ständig noch weitere. Eines Tages werden wir die ganze Welt sein, erklärten die Überesper, und die gesamte Menschheit wird uns gehören. Unsere Gedanken und unser Wille werden jeden menschlichen Körper steuern. Und dann wenden wir uns
gegeneinander und führen auf sämtlichen Planeten
Krieg um die endgültige Vorherrschaft, bis nur noch
einer von uns existiert. Wird das nicht lustig"? Wenn
die gesamte Menschheit für unseren triumphierenden
Geist leidet?
Die Überesper lachten, und das Gelächter dauerte
stundenlang.
Douglas Feldglöck, Oberhaupt des Slums und gefeierter König der Diebe, wohnte immer noch im Hotel Laternenhaus. Als Absteige gewann es auch nicht
dadurch an Wert, dass es sein Hauptquartier war,
aber es lag zentral und war vertraut, und er hatte jetzt
wenigstens ein Zimmer für sich. Der Rang brachte
Privilegien mit sich. Nina Malapert und Stuart Lennox hatten jetzt jeder selbst ein eigenes Zimmer auf
dem gleichen Flur. Zwar hätten sie alle in eine etwas
vornehmere Bleibe umziehen können, wo es zuverlässig Warmwasser gab und die Toilette mehr war als
ein Loch im Boden, aber die Leute sahen es gern,
dass Douglas wie einer von ihnen lebte und unter der
gleichen Mühsal litt.
(Douglas bestand allerdings darauf, dass das ganze
Haus ausgeräuchert wurde. Er hatte schließlich seine
Ansprüche.)
Er stand fortlaufend unter dem Schutz seiner
Leibwache, die aus den Reihen der Wahnschlampen
stammte. Jeweils zwei der überwältigend cleveren
und fröhlichen jungen Damen lösten sich dabei ab,
vor seiner Tür Wache zu stehen und ihn überallhin
zu begleiten, und Gott mochte dem armen Trottel
beistehen, der versuchte, an ihnen vorbeizukommen,
welchen Grund auch immer er dazu hatte. Der örtliche Klatsch vermeldete, sie hätten einen Mann in
einen Frosch verwandelt. Und ihn dann verspeist.
Unter Douglas' Führung wuchs die Rebellion
langsam und gleichmäßig und verzweigte sich. Jeden
Tag verließen Gruppen seiner Leute in geheimen
Aufträgen den Slum, Aufträgen, die vom Informationssammeln bis hin zu diskreter kleiner Sabotage
reichten. Finns Leute hatten Douglas zuerst als König der Diebe bezeichnet, ein Spottname, der zeigen
sollte, wie tiefer gesunken war, aber Douglas machte
sich den Titel zu Eigen, und im Slum liebte man ihn
einfach.
Für Douglas war es eine angenehme Überraschung
gewesen, als er feststellte, dass diese Diebe, Betrüger, Gauner und Schurken im Kampf viel tüchtiger
waren als Finns militärisch ausgebildete Fanatiker.
Es schien, als verfügten sie über einen Funken, irgendeine zusätzliche vitale Eigenschaft, die man aus
den zivilisierteren Bewohnern der Stadt längst herausgezüchtet hatte. Auf jeden Fall beherrschte man
im Slum Methoden, um sich technische Hilfsmittel
zuzulegen, Informationen und auch sonst alles, was
man womöglich brauchte, und das waren Methoden,
die einem gesetzestreuen Menschen nie in den Sinn
gekommen wären. Der König der Diebe wusste die
wilden Talente des Slums zu würdigen und wertzuschätzen. Hier fand man die einzigen Menschen, deren Geist der Imperator nicht hatte brechen können.
Sie wurden sogar umso entschlossener, je mehr Finn
sie zu brechen versuchte. Jahre des Lebens als verachtete Ausgestoßene hatten ihre Seelen eisenhart
gemacht und ein Feuer in ihrem Leib angefacht.
Douglas dachte manchmal darüber nach, welche
Schlüsse man daraus ziehen konnte und was es über
den Rest des Imperiums aussagte. Nicht zuletzt, weil
der Slum auch ihn allmählich veränderte. Er wurde
wilder und flexibler im Denken. Und es gefiel ihm.
Zunächst vorsichtig, dann jedoch immer offener
inszenierte er Angriffe auf Finns Schwachpunkte,
und die zerlumpten Krieger des Slums zogen los und
umgingen begeistert Finns Sicherheitsmaßnahmen.
Sie kamen und gingen und richteten Schaden an, und
niemand bemerkte sie, bis sie schon wieder verschwunden waren und die Explosionen losgingen.
Sie sammelten Informationen, mit deren Hilfe Douglas noch mehr Schwachpunkte entdeckte und erfuhr,
wie er sie auf erfindungsreiche und erschreckende
Art sabotieren konnte. Finn schickte seine Sicherheitsleute, die wild hin- und herrannten, aber irgendwie waren sie
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