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Microsoft Word - Pelzer, Dave - Der verlorene Sohn.doc

Microsoft Word - Pelzer, Dave - Der verlorene Sohn.doc

Titel: Microsoft Word - Pelzer, Dave - Der verlorene Sohn.doc Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: jojox
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sie sich deinetwegen Sorgen macht?«, fragt er.
    » Wollen Sie mich auf den Arm nehmen? «, platzt es aus mir heraus. »Hoppla«, sage ich zu mir selbst,» halt bloß die Klappe! « Ich klopfe mit meinem Finger auf die Bar und versuche mich von Mark abzuwenden. Ich werfe den beiden Männern, die Billard spielen, und den anderen an ihrer Seite einen verstohlenen Blick zu - sie lachen, essen und amüsieren sich. Ich wünschte, ich wäre auch ein echter Mensch.

    24

    Plötzlich geht es mir wieder schlecht. Ich rutsche vom Hocker und wende mich an Mark. » Ich muss jetzt gehen. «
    » Und wohin willst du gehen?«
    »Äh, ich muss einfach gehen. «
    »Hat deine Mutter dir wirklich gesagt, dass du abhauen sollst? «
    Ohne zu ihm zurückzuschauen, nicke ich zustimmend mit dem Kopf.
    Mark lächelt. »Ich wette, dass sie sich wirklich Sorgen um dich macht. Was meinst du? Ich mach' dir einen Vorschlag.
    Du gibst mir ihre Telefonnummer, und ich rufe sie an.
    Okay?«
    Ich spüre, wie mein Blut in Wallung gerät. »Die Tür«, sage ich mir. »Mach, dass du zur Tür kommst und wegläufst. «
    Hektisch wende ich den Kopf auf der Suche nach einem Ausweg.
    »Na los! Und außerdem«, sagt Mark mit hochgezogenen Augenbrauen, »kannst du jetzt nicht einfach gehen. Denn ich mach' dir eine Pizza ... mit allem Drum und Dran! «
    Mein Kopf geht ruckartig nach oben. » Wirklich? «, rufe ich aus. »Aber ... ich hab' doch gar kein ... «
    »Hey, mach dir darum mal keine Sorgen. Warte hier einfach. « Mark steht auf und macht sich auf den Weg zum Eingangsbereich, in die Küche, wo der Pizzaofen steht. Er lächelt mir durch eine Öffnung aus der Küche zu. Das Wasser beginnt mir im Mund zusammenzulaufen. Ich sehe mich vor mir, wie ich eine warme Mahlzeit esse - keine Reste aus der Mülltonne, kein trockenes Stück Brot, nein, eine richtige Mahlzeit.
    Minuten vergehen. Ich sitze aufrecht und warte darauf, dass Mark mich wieder anschaut.
    Durch die Eingangstür tritt ein Polizist in dunkelblauer

    25

    Uniform. Ich denke mir nichts dabei, bis Mark zu ihm hingeht. Die beiden Männer reden ein paar Augenblicke miteinander, dann nickt Mark mit dem Kopf und weist in meine Richtung. Ich fahre herum und suche nach einem Ausgang an der Rückseite des Raumes. Keiner da. Ich wende mich wieder zu Mark. Er ist nicht mehr da, auch der Polizist ist weg. Ich verrenke meinen Kopf in alle Richtungen und strenge meine Augen an, um die beiden Männer zu erspähen. Aber sie sind beide gegangen. Blinder Alarm.
    Mein Herz beginnt sich wieder zu beruhigen. Ich fange wieder an zu atmen. Ich lächele.
    »Entschuldigung, junger Mann. « Ich hebe meinen Kopf und blicke in das Gesicht des Polizisten, der zu mir herunterlächelt. » Ich glaube, du musst mit mir mitkommen.«
    »Nein!«, sage ich zu mir selbst. » Ich weigere mich einfach, mich zu bewegen! « Meine Fingerspitzen bohren sich in die Unterseite des Hockers. Ich versuche, Mark ausfindig zu machen. Ich kann einfach nicht glauben, dass er die Polizei geholt hat. Er wirkte so cool. Er hat mir eine Coke geschenkt und etwas zu essen versprochen. Warum hat er dann das hier getan? Sosehr ich Mark jetzt hasse, noch mehr hasse ich mich selbst. Ich weiß, ich hätte einfach auf der Straße weiter abwärts gehen sollen. Ich hätte niemals, niemals in die Pizzabar kommen sollen. Ich wusste doch, dass ich mich beeilen musste, um so schnell wie möglich aus der Stadt herauszukommen. Wie konnte ich nur so dumm sein!
    Ich weiß, dass ich nun verloren habe. Was immer ich noch an Kraft hatte, spüre ich jetzt dahinschwinden. Am liebsten würde ich ja ein Loch finden, in dem ich mich zusammenrollen und einschlafen könnte. Ich rutsche vom Barhocker herunter. Der Polizist geht hinter mir her. »Mach dir keine Sorgen«, sagt er. »Es wird schon alles gut 26

    werden.« Ich höre kaum, was er sagt. Ich kann einzig und allein daran denken, dass irgendwo da draußen jetzt SIE
    auf mich wartet. Ich muss zurück >nach Hause<, zu meiner
    >Mutter<. Der Polizist führt mich zur Eingangstür. »Danke für den Anruf«, sagt der Polizist zu Mark.
    Ich starre auf den Boden. Ich bin furchtbar wütend. Ich weigere mich, Mark anzusehen. Ich wünschte mir, ich wäre unsichtbar
    »Hey, Kleiner«, sagt Mark lächelnd, als er mir eine kleine weiße Box in die Hände schiebt. »Ich hab doch gesagt, ich würde dir 'ne Pizza schenken. «
    Mir rutscht das Herz in die Hose. Ich lächle ihn an. Ich beginne, ablehnend den Kopf zu schütteln. Ich weiß, dass

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