Midkemia Saga 01 - Der Lehrling des Magiers
die Nacht. Jetzt sah auch Arutha das Schiff in der Ferne. Er fluchte. »Es wird das Leuchtfeuer von Langpunkt brauchen, um sicher in den Hafen zu gelangen.« Ohne ein weiteres Wort eilte er die Treppe hinab, die in den Hof führte. In der Nähe des Tores wies er einen Soldaten an, sein Pferd und zwei Reiter, zu seiner Begleitung zu holen. Während er wartete, hone es auf zu regnen. Die Nacht war jetzt warm und feucht und klar. Ein paar Minuten später erschien Fannon aus der Richtung der Soldatenunterkünfte.
»Was ist los? Willst du ausreiten?«
»Ein Schiff versucht in den Hafen zu gelangen, und in Langpunkt ist kein Leuchtfeuer zu sehen.«
Als ein Stallknecht Aruthas Pferd brachte, dem zwei berittene Soldaten folgten, erklärte Fannon: »Dann reitet Ihr besser gleich los. Sagt diesen Nichtsnutzen im Leuchtturm, daß ich noch ein Wörtchen mit ihnen zu reden habe, wenn sie ihren Dienst beenden.«
Arutha hatte erwartet, daß Fannon ihm Schwierigkeiten machen würde, und er war froh, daß dem nicht so war. Er stieg auf, die Tore wurden geöffnet, und sie ritten hindurch, die Straße entlang, die zur Stadt führte.
Der kurze Regen hatte die Nachtluft mit frischen Düften erfüllt: die Blumen entlang der Straße, der Salzgeruch vom Meer;
doch alles wurde bald von dem brennenden Geruch verbrannten Holzes überdeckt, als sie sich der Stadt näherten.
Sie eilten an dem stillen Ort vorbei und schlugen die Straße zum Hafen ein.
Zwei Wachtposten, die am Kai Wache hielten, salutierten hastig, als der Prinz vorübersauste. Die zerschmetterten Gebäude am Hafen waren stumme Zeugen dessen, was hier geschehen war.
Sie verließen die Stadt und ritten zum Leuchtturm hinüber. Jenseits der Stadt erhaschten sie einen ersten Blick auf den Leuchtturm, der sich auf einer natürlichen Felseninsel befand. Diese war durch einen langen Steinweg mit dem Festland verbunden, über den eine feste Sandstraße führte. Die Pferdehufe klapperten dumpf über den Sand, als sie sich dem hohen Turm näherten. Ein kurzer Blitz erleuchtete den Himmel. In seinem Licht konnten die drei Reiter das Schiff unter vollen Segeln in den Hafen einlaufen sehen. Arutha rief den anderen zu: »Ohne Leuchtfeuer werden sie auf die Felsen auflaufen.«
Einer der Soldaten rief zurück: »Seht, Hoheit. Da gibt jemand Zeichen!«
Sie zugehen ihre Pferde und erblickten Gestalten am Fuß des Turmes. Ein Mann in Schwarz schwenkte eine Laterne hin und her. Von den Leuten an Bord des Schiffes konnte sie deutlich gesehen werden, aber nicht von denen auf den Mauern der Burg. Im schwachen Licht konnte Arutha die reglosen Gestalten von Soldaten aus Crydee am Boden liegen sehen. Vier Männer, ebenfalls schwarz gekleidet und mit Kopibedeckungen, die ihre Gesichter unkenntlich machten, liefen auf die Reiter zu. Drei zogen lange Schwerter, während der vierte einen Pfeil einlegte. Der Soldat an Aruthas rechter Seite schrie auf, als sich der Pfeil in seine Brust bohrte. Arutha trieb sein Pferd zwischen die drei Männer, die sich ihm in den Weg stellten. Er ritt zwei von ihnen nieder, während er mit seinem Schwert um sich hieb und den dritten im Gesicht traf. Der Mann fiel ohne einen Laut.
Der Prinz wirbelte herum und sah, daß sein anderer Kamerad ebenfalls auf einen Bogenschützen einschlug. Weitere Männer in Schwarz stürmten aus dem Turm und stürzten schweigend herbei.
Aruthas Pferd schrie auf. Ein Pfeil ragte aus seinem Nacken. Als es unter Arutha zusammenbrach, zog er seine Füße aus den Steigbügeln, schwang sein linkes Bein über den Hals des sterbenden Tieres und sprang, ehe es auf den Boden schlug. Er rollte sich ab und kam vor einer untersetzten Gestalt in Schwarz auf die Füße. Der Fremde schwang sein langes Schwert mit beiden Händen über dem Kopf. Die Klinge blitzte auf, und Arutha machte einen Satz nach hinten. Er versuchte. Abstand zwischen sich und den Mann zu bringen. Er stolperte über einen Stein, und plötzlich schien die Welt zu wirbeln. Er flog einen Augenblick durch die Luft und dann schlugen seine Schultern auf Stein auf, als er über die Seite der Straße stürzte. Er stieß noch gegen mehrere Steine, und dann schloß sich eisiges Wasser über ihm.
Der Schock dieser Kälte bewahrte ihn davor, das Bewußtsein zu verlieren.
Benommen wie er war, hielt er dennoch instinktiv die Luft an. Dann jedoch schoß er ohne zu überlegen aufwärts, durchbrach die Oberfläche und keuchte laut, während er nach Atem rang. Obwohl er noch immer benommen
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