Midkemia Saga 01 - Der Lehrling des Magiers
gottesfürchtiger Mann aus dem Königreich seid, dann kommt und helft mir.«
Arutha bahnte sich einen Weg durch das Gemetzel und entdeckte einen Mann, der mit dem Rücken gegen die Reling lehnte. Er war groß, mit breiten Schultern und kräftiger Brust. Mit der rechten Hand hielt er sich die Seite. Blut sickerte zwischen seinen Fingern hindurch. Lockiges schwarzes Haar war zurückgekämmt, und den schwarzen Bart trug er kurz geschnitten. Er brachte ein schwaches Lächeln zustande, als er auf eine schwarz gekleidete Gestalt in der Nähe zeigte. »Diese Bastarde haben meine Mannschaft umgebracht und mein Schiff in Brand gesteckt. Dieser da hat den Fehler gemacht, mich nicht mit dem ersten Schlag zu töten.« Er wies auf einen Teil eines gebrochenen Mastes, der seine Beine festhielt. »Ich schaffe es nicht, den wegzuschieben und gleichzeitig meine Eingeweide festzuhalten. Wenn Ihr es ein wenig anhebt, glaube ich, dann kann ich mich selbst befreien.«
Arutha erkannte das Problem. Der Mann wurde von dem Gewicht festgehalten und hatte sich auch noch in einem Gewirr aus Tauen und Winden verfangen. Arutha packte das lange Ende und hob es an, nur ein paar Zentimeter hoch, aber doch genug. Mit einem halben Grunzen, halben Stöhnen zog der Mann seine Beine heraus. »Ich glaube nicht, daß meine Beine gebrochen sind, Bürschchen. Gib mir die Hand, dann wollen wir mal sehen.«
Arutha reichte ihm die Hand und hätte fast den Halt verloren, als er den bulligen Seemann auf die Füße zog. »Hebe«, meinte der Verwundete, »du bist auch nicht gerade in der besten Verfassung für einen Kampf, was?«
»Es geht schon«, widersprach Arutha und stützte den Mann, während er eine neuerliche Welle von Übelkeit bekämpfte.
Der Seemann stützte sich auf ihn. »Dann sollten wir uns besser beeilen. Das Feuer breitet sich aus.« Mit Aruthas Hilfe bewältigte er die Planke. Als sie keuchend den Kai erreichten, wurde die Hitze unerträglich. Der verletzte Seemann stöhnte: »Weitergehen!«
Arutha nickte und schlang den Arm des Mannes um seine Schulter. Sie taumelten den Kai wie ein paar betrunkene Soldaten entlang.
Plötzlich ertönte ein Dröhnen, und beide Männer wurden zu Boden geworfen.
Arutha schüttelte den benommenen Kopf und drehte sich um. Hinter ihm ragte ein riesiger Flammenturm gen Himmel. Das Schiff war als schwarze Silhouette im Herzen der blendenden gelben und weißen Feuersäule zu erkennen.
Hitzewellen waberten zu ihnen herüber, als stünden sie an der Tür eines riesigen Ofens.
»Was war denn das?« krächzte Arutha.
Die Antwort seines Kameraden kam ebenso schwach: »Zweihundert Faß Öl.«
Arutha konnte es nicht glauben. »Ihr habt nichts davon gesagt, daß Ihr Öl an Bord hattet.«
»Ich wollte dich nicht aufregen. Du sahst ohnehin schon aus, als wärest du halb tot. Ich dachte mir, entweder wir schaffen es oder nicht.«
Arutha wollte sich erheben, fiel aber wieder hin. Er fühlte sich plötzlich hier auf den kühlen Steinen des Kais sehr wohl. Er sah das Feuer vor seinen Augen schwächer werden. Dann wurde alles dunkel.
Arutha öffnete die Augen und sah verschwommene Schatten über sich. Er blinzelte und die Bilder wurden deutlicher. Carline hockte neben seiner Schlafstatt. Sie sah besorgt zu, als Pater Tully ihn untersuchte. Hinter Carline stand Fannon. Neben ihm befand sich ein unbekannter Mann. Dann fiel es Arutha wieder ein. »Der Mann vom Schiff.«
Der Mann grinste. »Amos Trask, ehemaliger Kapitän der Sidonie, bis diese Bast - bitte um Vergebung, Prinzessin - diese verfluchten Landratten es in Brand setzten. Ich bin hier, um Eurer Hoheit zu danken.«
Tully unterbrach ihn. »Wie fühlst du dich?«
Arutha setzte sich auf. Sein Körper schien nur noch aus dumpfen Schmerzen zu bestehen. Carline stopfte Kissen hinter ihren Bruder. »Mitgenommen, aber ich werde es überleben.« Sein Kopf dröhnte ein wenig. »Ich bin ein bißchen benommen.«
Hochmütig sah Tully Aruthas Kopf an. »Kein Wunder. Hast einen gemeinen Riß abbekommen. Könnte sein, daß du dich noch ein paar Tage lang gelegentlich benommen fühlst, aber ich glaube nicht, daß es ernst ist.«
Arutha sah den Schwertmeister an. »Wie lange?«
Fannon sagte: »Eine Patrouille hat Euch letzte Nacht gebracht. Jetzt ist es Morgen.«
»Der Angriff?«
Fannon schüttelte traurig den Kopf. »Die Stadt ist völlig ausgebrannt. Wir konnten sie alle töten, aber in ganz Crydee steht kein heiles Gebäude mehr.
Das Fischerdorf am südlichen Ende des
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