Midkemia Saga 01 - Der Lehrling des Magiers
auf ihn zu.
Lachend wich er zurück, während er ebenfalls die Waffe zog. »Aber, aber, meine Dame. Das ziemt sich nun wirklich nicht.«
Sie musterte ihn wütend. »Ich habe Lady Marna, die sich Sorgen um meine Manieren machen kann, Roland. Ich brauche keinen Kerl wie dich, der mir da auch noch Vorschriften macht.«
»Kerl!« schrie er und sprang vorwärts. Sie fing den Schlag ab, erwiderte ihn und hätte ihn fast getroffen. Mit seiner Klinge hielt er sie ab, glitt dann an ihrer Waffe entlang, bis sie Körper an Körper standen. Mit seiner freien Hand ergriff er das Handgelenk des Armes, mit dem sie die Waffe führte, und lächelte. Sie versuchte, sich loszureißen, aber er hielt sie fest. »Solange die Tsuranis nicht ihre Frauen hinter uns herschicken, wird fast jeder, mit dem du kämpfst, stärker sein als du. Und jeder kann deshalb mit dir machen, was er will.« Mit diesen Worten zog er sie noch näher an sich und küßte sie.
Als er zurücktrat, schaute sie ihn überrascht und sehnsüchtig an. Leise sagte sie: »Roland, ich -«
Alarm wurde im Schloß gegeben. Der Ruf »Attacke!« konnte von den Mauern vernommen werden.
Roland fluchte leise und trat zurück. »Gottverfluchtes Pech!« Er eilte in die Halle, die zum großen Hof führte. Grinsend drehte er sich noch einmal um.
»Vergiß nicht, was du sagen wolltest.« Seine gute Laune verging, als er sah, daß sie ihm mit gezücktem Schwert folgte. »Wohin willst du?« fragte er.
Trotzig antwortete sie: »Zu den Mauern. Ich denke nicht daran, weiterhin im Keller zu hocken.«
Ruhig aber entschlossen erklärte er: »Nein. Du hast noch niemals richtig gekämpft. Im Sport kannst du gut mit einem Schwert umgehen, aber ich werde nicht riskieren, daß du erstarrst, wenn du das erste Mal Blut riechst. Du begibst dich mit den anderen Damen in den Keller und sperrst dich dort sicher ein.«
Noch niemals hatte Roland so mit ihr gesprochen. Sie war verblüfft. Immer war er der neckende Schurke gewesen oder der sanfte Freund. Jetzt war er plötzlich ein anderer Mann. Sie wollte protestieren, aber er schnitt ihr das Wort ab. Er ergriff sie am Arm und zerrte sie hinter sich her auf die Kellertüren zu.
»Roland!« schrie sie. »Laß mich los!«
Leise erklärte er: »Du wirst tun, was man dir aufträgt. Und ich gehe dahin, wohin man mich befiehlt. Da gibt es keine Diskussion.«
Sie zerrte an seinem Griff, aber er ließ nicht locker. »Roland! Nimm sofort deine Hand von meinem Arm!« befahl sie.
Er ignorierte ihren Protest und schleifte sie weiter den Gang entlang. Von der Kellertür aus beobachtete ein überraschter Wachtposten das sich nähernde Paar. Roland blieb stehen und schob Carline mit einem alles andere als sanften Stoß auf die Kellertür zu. Mit vor Wut weit aufgerissenen Augen wandte sich Carline an den Soldaten. »Nehmt ihn fest! Sofort! Er-« vor Zorn klang ihre Stimme gar nicht mehr damenhaft - »hat Hand an mich gelegt!«
Der Mann zögerte, sah von einem zum anderen und machte dann vorsichtig einen Schritt auf den Junker zu. Roland hob warnend den Finger und richtete ihn auf den Wachtposten. Er war kaum einen Zentimeter von seiner Nase entfernt. »Ihr werdet Ihre Hoheit zu dem ihr zugewiesenen sicheren Platz geleiten. Ihr werdet ihre Einwände ignorieren, und sollte sie versuchen, den Ort zu verlassen, werdet Ihr sie zurückhalten. Habt Ihr verstanden?« Seine Stimme ließ keinen Zweifel daran, wie ernst es ihm damit war.
Der Posten nickte, zögerte aber immer noch, Hand an die Prinzessin zu legen.
Ohne den Blick vom Gesicht des Soldaten zu wenden, schob Roland Carline sanft auf die Tür zu und sagte: »Sollte ich feststellen, daß sie den Keller verläßt, ehe das Signal ertönt, daß alles wieder sicher ist, dann werde ich dafür sorgen, daß der Prinz und der Schwertmeister erfahren, daß Ihr der Prinzessin erlaubt habt, sich in Gefahr zu begeben.« Das war für den Mann genug. Er wußte vielleicht nicht, wer im Falle eines Angriffs mehr zu sagen hatte, die Prinzessin oder der Junker. Aber es gab für ihn keinen Zweifel mehr daran, was der Schwertmeister mit ihm unter diesen Umständen machen würde. Er wandte sich dem Keller zu, ehe Carline umkehren konnte. »Hier entlang, Hoheit«, erklärte er und zwang sie die Treppe hinab.
Carline schritt die Stufen hinunter. Sie kochte innerlich wegen dieser Behandlung. Roland schloß die Tür hinter ihnen. Nach einigen Rückwärts-Schritten drehte sich Carline dann um und marschierte hochmütig abwärts.
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