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Midkemia Saga 01 - Der Lehrling des Magiers

Midkemia Saga 01 - Der Lehrling des Magiers

Titel: Midkemia Saga 01 - Der Lehrling des Magiers Kostenlos Bücher Online Lesen
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sein, auch, wenn es nach einem glatten Töten aussieht. Du bist flink, das ist gut, aber du drängst zu viel. Du mußt Geduld lernen. Warte eine deutliche Öffnung ab, dann erst greif an. Wenn du dich so weit vor begibst, verlierst du das Gleichgewicht und bist tot.« Er küßte sie flüchtig auf die Wange und stieß sie dann von sich.
    Carline stolperte vorwärts, gewann ihr Gleichgewicht aber wieder und drehte sich um. »Schurke!« Sie näherte sich ihm mit stoßbereitem Schwert. Nachdem ihr Vater fort war, hatte Carline Arutha so lange bedrängt, bis er erlaubt hatte, daß Roland ihr den Umgang mit dem Schwert beibrachte. Ihr ausschlaggebendes Argument war gewesen: »Was soll ich tun, wenn die Tsuranis ins Schloß eindringen? Sie mit Stricknadeln angreifen?« Arutha hatte hauptsächlich nachgegeben, weil er ihres ständigen Bohrens müde war, nicht aus Überzeugung, daß sie die Waffe benützen könnte.
    Plötzlich ging Carline zu einem wütenden Angriff über. Sie zwang Roland, sich über den kleinen Hof hinter der Burg zurückzuziehen. Er fand sich gegen eine Mauer gedrängt und wartete. Sie sprang wieder vor, aber geschickt wich er wieder aus. Die gepolsterte Spitze ihres Rapiers klirrte an die Mauer, einen Augenblick, nachdem er die Stelle verlassen hatte. Er sprang an ihr vorbei, schlug ihr spielerisch mit der flachen Seite seiner Klinge aufs Hinterteil und bezog dann hinter ihr Stellung. »Und verlier nicht die Geduld, sonst verlierst du auch den Kopf.«
    »Oh!« schrie sie und wirbelte herum, um ihm gegenüber zu stehen. Ihr Ausdruck war eine Mischung aus Wut und Belustigung. »Du Ungeheuer!«

    Roland stand bereit. Er hatte einen Ausdruck ironischer Reue im Gesicht. Sie schätzte die Entfernung zwischen ihnen beiden und näherte sich ihm dann langsam. Sie trug enganliegende Männerhosen - zum Entsetzen Lady Mamas - und eine Männertunika, die von einem Schwertgürtel um die Taille zusammengehalten wurde. Im letzten Jahr hatten sich ihre Formen entWikkelt, und der enganliegende Anzug war schon fast skandalös. Die spezialgefertigten schwarzen knöchellangen Stiefel, die sie trug, klapperten über den Boden, als sie die Entfernung zwischen ihnen verringerte. Ihr langes, schimmerndes dunkles Haar fiel ihr offen über die Schultern.
    Roland liebte diese Übungen mit ihr. Sie hatten dabei wieder fast so viel Freude wie früher. Noch immer hegte Roland die Hoffnung, ihre Gefühle für ihn könnten sich zu mehr als nur Freundschaft entwickeln. In dem Jahr seit Lyams Abreise hatten sie zusammen geübt oder waren in der Nähe des Schlosses zusammen ausgeritten, wenn es als sicher galt. Zwischen ihnen bestand jetzt eine Art Kameradschaft, die er früher nicht hatte empfinden können. Obwohl sie jetzt ernster war, hatte Carline doch ihren Sinn für Humor wiedergefunden.
    Einen Augenblick lang stand Roland in Gedanken verloren da. Die kleine Prinzessin, dieses verzogene und trotzige Kind, war dahin. Das Mädchen, das immer geschmollt hatte und Ansprüche stellte, weil es sich in seiner Rolle langweilte, gehörte der Vergangenheit an. An seiner Stelle stand hier eine junge Frau von starkem Willen, gezähmt von harten Erfahrungen.
    Roland blinzelte. Die Spitze ihres Degens lag an seiner Kehle. Spielerisch senkte er seine eigene Waffe und sagte: »Lady, ich ergebe mich!«
    Sie lachte. »Wovon hast du geträumt, Roland?«
    Sanft schob er ihr Schwert beiseite. »Ich habe mich daran erinnert, wie entsetzt Lady Marna war, als du das erste Mal in diesen Kleidern ausgeritten und schmutzig und alles andere als damenhaft aussehend zurückgekommen bist.«
    Carline lächelte bei der Erinnerung. »Ich dachte, sie würde eine Woche im Bett bleiben, so hat sie sich aufgeregt.« Sie steckte ihr Schwert fort. »Ich wünschte, ich könnte Gründe dafür finden, diese Kleider öfter zu tragen. Sie sind so bequem.«
    Roland nickte und grinste breit. »Und sehr reizvoll.« Er warf bewußt deutlich lüsterne Blicke aufCarlines kurvenreichen Körper. »Aber das liegt wohl an der, die sie trägt.«
    In gespielter Mißbilligung reckte sie die Nase in die Luft. »Sie sind ein Schurke, mein Herr. Und ein Lüstling.«
    Kichernd hob er sein Schwert auf. »Ich glaube, für heute reicht das, Carline. Ich kann nur eine Niederlage am Nachmittag ertragen. Noch eine, und ich müßte das Schloß in Schande verlassen.«
    Sie riß die Augen auf und zog die Waffe. »Ach! Beschämt von einem Mädchen, was?« sagte sie und tänzelte mit gezücktem Schwert

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