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Midkemia Saga 01 - Der Lehrling des Magiers

Midkemia Saga 01 - Der Lehrling des Magiers

Titel: Midkemia Saga 01 - Der Lehrling des Magiers Kostenlos Bücher Online Lesen
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Ihr das aus jenem Kistchen entnehmt.« Er versuchte, den Kopf in Tomas’ Richtung zu bewegen, vermochte es aber nicht. »Tomas, Dank auch dir dafür, daß du meine letzte Zeit mit mir verbracht hast. Nimm auch du, was immer dir gefällt, denn dein Herz ist gut.«
    Er holte tief Luft, und Tomas konnte sie in seiner Kehle rasseln hören. »Jetzt, Dolgan.«
    Dolgan streckte den Stab vor und berührte den Drachen damit leicht am Kopf.
    Zuerst geschah überhaupt nichts. Leise murmelte Rhuagh: »Es war Macros’ letzte Gabe.«
    Plötzlich fing ein sanftes, goldenes Licht an, sich um den Drachen auszudehnen. Ein leises Summen war zu vernehmen, als vibrierten die Wände der Halle von feenhafter Musik. Der Ton wurde stärker, im gleichen Maße, wie das Licht heller wurde, und pulsierte voller Energie. Tomas und Dolgan sahen zu, wie die entfärbten Stellen aus Rhuaghs Schuppen verschwanden. Seine Haut schimmerte und funkelte golden, und der Schleier hob sich von seinen Augen. Langsam hob er den Kopf, und sie wußten, daß er die Halle um sich her wieder sehen konnte. Sein Kamm stand aufrecht, seine Schwingen breiteten sich aus und zeigten das leuchtende Silber darunter. Die vergilbten Zähne wurden wieder strahlend weiß. Seine stumpfen, schwarzen Krallen glänzten wie poliertes Ebenholz, als er sich mit hoch erhobenem Kopf aufrichtete.

    Leise sagte Dolgan: »Das ist der schönste Anblick, der mir je zuteil geworden ist.«
    Langsam wurde das Licht immer noch strahlender, als Rhuagh zu dem Bild seiner kräftigen Jugend zurückkehrte. Er richtete sich zu seiner vollen, beeindruckenden Höhe auf. Dann warf er, in einer jugendlichen, heftigen, ungestümen Bewegung, den Kopf zurück, und mit einem Freudenschrei stieß er eine mächtige Flamme aus, hoch empor zu der gewölbten Decke. Mit einem Gebrüll, so laut wie einhundert Trompeten, verkündete er: »Ich danke Euch, Macros. Das ist in der Tat ein prinzliches Geschenk.«
    Das merkwürdige, harmonische Summen verwandelte sich zu einem Ton und wurde immer eindringlicher und lauter. Einen kurzen Augenblick lang dachten sowohl Dolgan als auch Tomas eine Stimme unter den pulsierenden Tönen herausgehört zu haben. Es war ein tiefes, hohles Echo, das dann sagte: »Gern geschehen, mein Freund.«
    Tomas fühlte Feuchtigkeit auf seinem Gesicht und tastete danach. Tränen der Freude über die schiere Schönheit des Drachen liefen über seine Wangen. Die großen, goldenen Schwingen des Drachen breiteten sich aus, als wollte er sich zum Flug erheben. Das schimmernde Licht wurde so hell, daß Tomas und Dolgan es kaum ertragen konnten. Und doch konnten sie den Blick nicht von dem Wunder wenden. Der Ton im Raum wurde jetzt so laut und schrill, daß Staub von der Decke rieselte, und sie konnten den Boden beben fühlen. Der Drache schwang sich mit ausgebreiteten Schwingen empor. Dann verging er in einem blendendhellen Blitz aus kaltem, weißem Licht. Plötzlich war der Raum wieder so, wie er zuvor gewesen war, und das Geräusch war verklungen.
    Die Leere in der Höhle war bedrückend, nachdem der Lindwurm verschwunden war, und Tomas schaute zu dem Zwerg hinüber. »Laßt uns gehen, Dolgan. Ich möchte nicht mehr bleiben.«
    Dolgan schien nachdenklich. »Aye, Tomas, auch ich verspüre kaum den Wunsch zu bleiben. Aber da sind noch die Geschenke des Drachen.« Er trat hinüber an die Truhe, die der Lindwurm ihm bezeichnet hatte, und öffnete sie.
    Dolgans Augen wurden rund, als er hineingriff und einen Zwergenhammer hervorzog. Er hielt ihn vor sich hin und betrachtete ihn ehrfürchtig. Der Kopf war aus einem silbrigen Metall gefertigt, das im Licht der Laterne bläulich schimmerte. An der Seite waren Zwergensymbole eingeritzt worden. Der Schaft war aus geschnitzter Eiche. Er war poliert und schimmerte und strahlte.
    Leise meinte Dolgan: »Das ist der Hammer Tholins. Schon vor langer Zeit ist er meinem Volke genommen worden. Seine Rückkehr wird Freude in jeder langen Zwergenhalle im Westen hervorrufen. Er ist das Symbol unseres letzten Königs.«

    Tomas trat zu ihm, um zu schauen, und sah noch etwas ganz anderes in der Truhe liegen. Er griff an Dolgan vorbei und zog ein großes Bündel aus weißem Stoff hervor. Er rollte es auf und stellte fest, daß es sich um einen weißen Heroldsrock handelte, auf dessen Brust ein goldener Drache prangte. Ein Schild mit demselben Emblem und ein goldener Helm waren darin eingewickelt. Doch das Wunderbarste war ein goldenes Schwert mit weißem Heft. Seine

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