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Midkemia Saga 01 - Der Lehrling des Magiers

Midkemia Saga 01 - Der Lehrling des Magiers

Titel: Midkemia Saga 01 - Der Lehrling des Magiers Kostenlos Bücher Online Lesen
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üblich in meinem Volke, die Todeswache zu halten. Aber niemand von meinem Stamme ist nah genug, um gerufen zu werden. Deshalb möchte ich Euch bitten, mein Hinscheiden abzuwarten, ehe Ihr geht. Seid Ihr dazu gewillt?«
    Dolgan sah Tomas fragend an, der zustimmend mit dem Kopf nickte. »Aye, Drache, das wollen wir, obwohl es nichts ist, was unsere Herzen erfreut.«
    Der Drache schloß die Augen. Tomas und Dolgan konnten sehen, daß sie schon zuschwollen. »Habt Dank, Dolgan, und auch du, Tomas.«

    Der Drache lag dort und erzählte ihnen von seinem Leben, wie er durch die Himmel von Midkemia geflogen war. Er berichtete von fernen Landen, in denen Tiger in Städten lebten, und von Bergen, wo die Adler sprechen konnten. Geschichten voller Wunder und Ehrfurcht wurden erzählt, bis spät in die Nacht hinein.
    Als seine Stimme anfing zu stocken, sagte Rhuagh: »Einmal kam ein Mann in diese Höhle, er war ein mächtiger Magier. Ich konnte ihn mit meiner Magie nicht von hier fortschicken, und er ließ sich auch nicht täuschen. Drei Tage lang kämpften wir miteinander, seine Künste gegen die meinen, und als wir fertig waren, hatte er mich besiegt. Ich dachte, er würde mich töten und meine Schätze mit sich nehmen. Aber statt dessen blieb er hier, denn sein einziger Wunsch war es, meine Magie zu erlernen, damit sie nicht verloren sein würde, wenn ich verschied.«
    Tomas saß staunend da, denn von dem wenigen, was er von Pug über die Kunst der Magie erfahren hatte, wußte er, daß dies eine erstaunliche und wunderbare Sache war. Vor seinem geistigen Auge sah er den Titanenkampf, sah die großen Mächte arbeiten.
    »Er führte mit sich eine merkwürdige Kreatur, die einem Troll oder einem Kobold ähnlich war, aber aufrecht laufend und mit feineren Zügen. Drei Jahre lang blieb er bei mir, während sein Diener kam und ging. Er lernte alles, was ich zu lehren hatte, denn ich konnte ihm nichts abschlagen. Aber er lehrte auch mich, und seine Weisheit spendete mir großen Trost. Er war schuld daran, daß ich lernte, das Leben zu respektieren, ganz gleich, wie schlecht der Charakter auch sein mag. Ich schwor, jedes Leben zu verschonen, das zu mir kam. Auch er hatte durch die Hände anderer gelitten, ebenso wie ich in den Kriegen mit den Menschen, denn vieles von dem, was ich hochschätzte, war verloren.
    Dieser Mann kannte die Kunst, Wunden des Herzens und des Geistes zu heilen, und als er weiterzog, fühlte ich mich als Sieger, nicht als Besiegter.« Er machte eine Pause und schluckte, und Tomas konnte erkennen, daß ihm das Sprechen schwerer fiel. »Wenn kein Drache meine Todeswache abhalten kann, hätte ich ebenso gern ihn hier sitzen gehabt, denn er war der erste deiner Rasse, Knabe, den ich als einen Freund bezeichnen kann.«
    »Wer war es, Rhuagh?« fragte Tomas.
    »Er nannte sich Macros.«
    Dolgan schaute nachdenklich drein. »Ich habe seinen Namen schon vernommen. Ein Magier von mächtigem Können. Er ist schon fast ein Mythos und lebt irgendwo im Osten.«
    »Ein Mythos ist er nicht, Dolgan«, widersprach Rhuagh. »Dennoch kann es sein, daß er tot ist, denn er hauste schon vor Urzeiten bei mir.« Der Drache machte eine Pause. »Meine Zeit ist nah, und ich muß enden. Aber einen Dienst möchte ich noch von Euch erbitten, Zwerg.« Er bewegte leicht den Kopf und sagte: »In jenem Kistchen dort ist ein Geschenk des Magiers, das ich zu dieser Zeit verwenden soll. Es handelt sich um eine aus Magie gefertigte Stange.
    Macros ließ sie mir zurück. So werden keine Knochen zurückbleiben, wenn ich sterbe. Würdet Ihr sie mir bringen?«
    Dolgan sprang auf und lief zu der Truhe, die ihm gezeigt worden war. Er öffnete sie und entdeckte darin eine schwarze Metallstange, die auf einem blauen Samttuch lag. Er nahm sie auf und stellte überrascht fest, wie schwer sie im Verhältnis zu ihrer Größe war. Er trug sie zu dem Lindwurm hinüber.
    Die Worte des Drachen waren kaum noch zu verstehen, so geschwollen war jetzt seine Zunge, als er sagte: »In einem Augenblick sollt Ihr mich mit der Stange berühren, Dolgan, denn dann werde ich verenden.«
    »Aye«, stimmte Dolgan zu, »aber es wird mir kein Vergnügen sein, Euer Ende zu sehen, Drache.«
    »Vorher habe ich Euch noch ein letztes Wort zu sagen. In einem Kistchen neben dem anderen befindet sich ein Geschenk für Euch, Zwerg. Ihr möget nehmen, was immer Euch sonst noch hier gefällt, denn ich werde nichts mehr davon benötigen. Aber von allem hier in der Halle wünsche ich, daß

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