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Midkemia Saga 02 - Der verwaiste Thron

Midkemia Saga 02 - Der verwaiste Thron

Titel: Midkemia Saga 02 - Der verwaiste Thron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond Feist
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der Gebäude und auch nach der Kleidung der Leute, die unterwegs waren, schloß Arutha, daß er sich in einem wohlhabenderen Bereich der Stadt befand.
    Arutha trat auf die Straße und ging gemächlich weiter. Er drehte sich um und prüfte mit viel Getue die Ware eines Kleiderverkäufers, als mehrere Männer aus der Straße auftauchten, die er soeben verlassen hatte. Er zupfte einen roten, grellen Umhang aus dem Stapel und warf ihn sich um die Schultern. Dann zog er die Kapuze über den Kopf. »He, was glaubt Ihr eigentlich, wer Ihr seid?
    Was macht Ihr da?« erkundigte sich ein alter Mann in rauhem Flüsterton.
    Hochmütig und mit nasaler Stimme gab Arutha zurück: »Mein guter Mann, Ihr erwartet doch nicht, daß ich ein Kleidungsstück kaufe, ohne es vorher probiert zu haben?«
    Der Mann wurde umgehend übertrieben freundlich, als er sich unerwartet einem Käufer gegenübersah. »Aber nein, gewiß nicht, mein Herr.« Er betrachtete Arutha in dem schlecht geschneiderten Umhang und sagte: »Er ist perfekt, mein Herr. Sitzt prächtig, und die Farbe steht Euch gut, wenn ich das sagen darf.«
    Arutha riskierte einen Blick auf seine Verfolger. Der Mann namens Radburn stand an der Ecke.
    Seine Nase war geschwollen, sein Gesicht blutverkrustet, aber er war immer noch in der Lage, seinen Männern Anweisungen zu erteilen. Arutha zupfte an dem Umhang, einem riesigen Ding, das fast bis zum Boden hing. Er spielte den Zimperlichen. »Glaubt Ihr wirklich? Ich möchte nicht gern bei Hofe erscheinen und wie ein Vagabund aussehen.«
    »Oh, bei Hofe, mein Herr? Glaubt mir, das ist genau das Richtige dafür. Der Umhang verleiht Eurer Erscheinung eine gewisse Eleganz.«
    »Was soll er kosten?« Arutha sah Radburns Männer durch die geschäftige Menge gehen. Einige schauten im Vorübergehen in jede Kneipe und jedes Geschäft, und andere eilten in andere Richtungen davon, zu neuen Zielen. Noch immer kamen neue Männer aus der kleineren Straße hinzu, und Radburn sprach hastig auf sie ein. Er stellte einige auf, die die Menschen auf der Straße beobachten sollten. Dann drehte er sich um und führte den Rest der Männer den Weg zurück, den sie gekommen waren.
    »Das ist beste Stoffqualität, mein Herr«, erklärte der Verkäufer. »Ist unter großen Kosten von der Küste des Meeres des Königreiches hierhergebracht worden. Ich muß mindestens zwanzig Goldmünzen dafür bekommen.«
    Arutha erbleichte. Einen Augenblick war er so wütend über diesen unverschämten Preis, daß er sich fast vergessen hätte. »Zwanzig!« Er senkte die Summe, als ein vorbeikommendes Mitglied von Radburns Truppe ihm einen kurzen Blick zuwarf. »Mein guter Mann«, sagte er, nachdem er sich wieder gefaßt hatte und seine Rolle weiterspielen konnte, »ich wollte einen Umhang kaufen und nicht die Rente für Eure Enkel übernehmen.« Radburns Mann wandte sich ab und verschwand in dem Gedränge der Menge. »Es ist schließlich doch ein ganz einfacher Umhang. Ich würde zwei Goldmünzen für mehr als ausreichend halten.«
    Der Mann sah ihn empört an. »Mein Herr, Ihr wollt einen Bettler aus mir machen. Ich könnte mich niemals für eine geringere Summe als achtzehn Goldmünzen von ihm trennen.«
    Sie feilschten noch weitere zehn Minuten, und schließlich erhielt Arutha den Umhang für acht Gold- und zwei Silbermünzen. Es war das Doppelte von dem Preis, den er hätte zahlen dürfen, aber die Verfolger hatten sich auf diese Weise nicht um einen Mann gekümmert, der mit einem Straßenhändler feilschte. Ihnen zu entkommen war ihm hundertmal mehr wert.
    Arutha hielt die Augen auf, ob er beobachtet wurde, als er die Straße hinabschlenderte. Leider kannte er Krondor kaum und hatte keine Ahnung, wo er sich jetzt, nach der Flucht, befand. Er hielt sich an den geschäftigeren Teil der Straße und blieb in der Nähe größerer Gruppen, immer bemüht, sich darunter zumischen.

    Dann sah er einen Mann, der an der Ecke stand. Scheinbar vertrieb er sich nur die Zeit, aber ganz offensichtlich beobachtete er alle, die vorüberkamen. Arutha sah sich um und entdeckte auf der anderen Seite der Straße eine Wirtschaft, über deren Eingang eine strahlendweiße, gemalte Taube prangte. Schnell überquerte er die Straße, wobei er das Gesicht abgewandt hielt und den Mann an der Ecke nicht ansah. Er näherte sich dem Eingang zur Taverne. Als er die Tür erreichte, packte eine Hand nach seinem Umhang. Arutha wirbelte herum, das Schwert schon halb gezogen. Ein Knabe von etwa dreizehn Jahren

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