Midkemia Saga 02 - Der verwaiste Thron
nachdenklich. »Da gibt es ein Herzogtum, Bas-Tyra, dem ein Herzog fehlt. Der da scheint ein recht fähiger junger Mann zu sein, Hmm.«
Kulgan fuhr ihn an: »Genug! Hast du denn immer noch nicht genug gehabt? Mußt du diesen armen Kerl mit der Schwester des Königs verheiraten, damit du wieder ein Amt im Palast übernehmen kannst! Götter! Sie haben sich doch erst heute kennengelernt!«
Tully und Kulgan schienen wieder einmal eine ihrer berühmtberüchtigten Streitereien beginnen zu wollen, aber Martin unterbrach sie. »Laßt uns das Thema wechseln. Mein Kopf wirbelt ohnehin, und da brauchen wir nicht auch noch euer Gezänk.«
Tully und Kulgan wechselten einen überraschten Blick. Dann lächelten beide und sagten wie aus einem Mund: »Jawohl, Herr.«
Martin stöhnte auf, während die in der Nähe Sitzenden in ihr Gelächter einfielen. Martin schüttelte den Kopf. »Das kommt mir so komisch vor, nach all der Angst und Sorge vor so kurzer Zeit noch. Ich hätte mich doch fast entschlossen, mit Amos zu ziehen -« Er schaute auf. »Wo ist Amos?«
Als er den Namen des Seemanns hörte, blickte auch Arutha auf, der in eine Unterhaltung mit Anita vertieft war. »Wo ist der alte Pirat?«
Martin antwortete. »Er hat davon gesprochen, daß er ein Schiff besorgen will. Ich dachte, er hätte es nur so dahin gesagt, aber seit der Krönung habe ich ihn nicht mehr gesehen.«
»Ein Schiff besorgen! Die Götter weinen!« Arutha stand auf. »Mit Eurer Majestät Erlaubnis.«
»Geh und hol ihn zurück«, erwiderte Lyam. »Nach allem, was du mir erzählt hast, verdient er eine Belohnung.«
Martin stand auf. »Ich reite mit dir.«
Arutha lächelte. »Gern.«
Die beiden Brüder eilten aus der Halle, und in kürzester Zeit erreichten sie den Hof. Hier hielten Posten und Pagen Pferde für die Gäste bereit, die schon früh aufbrechen wollten. Arutha und Martin griffen sich die beiden ersten, wodurch zwei kleine Landadelige ohne Pferde blieben. Mit offenem Mund starrten die beiden Edelmänner ihnen nach, halb wütend, halb überrascht. »Verzeiht uns, meine Herren!« rief Arutha noch, als er sein Pferd schon anspornte und aufs Tor zujagte.
Als sie durch die Palasttore und über die geschwungene Brücke ritten, die den Fluß Rillanon überspannte, sagte Martin: »Er hat gesagt, er wollte bei Sonnenuntergang aufbrechen!«
»Dann bleibt uns kaum noch Zeit!« rief Arutha. Durch gewundene Gäßchen flogen sie förmlich zum Hafen hinunter.
In den Straßen drängten sich die feiernden Bürger, und mehr als einmal mußten sie ihr Tempo verringern, damit niemand zu Schaden kam. Sie erreichten schließlich den Hafen und zügelten ihre Pferde.
Ein einsamer Posten saß wie schlafend am Eingang zum königlichen Dock. Arutha sprang vom Pferd und rüttelte den Mann. Der Helm fiel diesem vom Kopf, als er zur Seite kippte und zu Boden sackte. Arutha untersuchte ihn. »Er lebt, aber er wird morgen einen schönen Brummschädel haben.«
Schnell sprang er wieder in den Sattel, und sie eilten bis zum letzten Anlegeplatz. Ein herrliches Schiff entfernte sich gerade langsam von den Docks. Martin und Arutha verhielten ihre Tiere und konnten Amos Trask auf dem Achterdeck stehen sehen. Er winkte ihnen fröhlich zu, noch nahe genug, daß sie sein grinsendes Gesicht erkennen konnten. »Ha! Sieht ja aus, als wäre alles zu einem guten Ende gekommen!«
Arutha und Martin stiegen ab, während sich die Entfernung zwischen Schiff und Pier stetig vergrößerte. »Amos!« brüllte Arutha.
Amos deutete auf ein Gebäude in der Ferne. »Die Jungs, die hier Wache gehalten haben, sind alle in dem Lagerhaus da. Sind zwar ein bißchen benommen, aber noch am Leben.«
»Amos! Das ist das Schiff des Königs!« schrie Arutha und winkte ihm, daß er das Schiff zurückbringen möge.
Amos Trask lachte. »Ich dachte doch gleich, daß Königliche Schwalbe ein hochtrabender Name wäre. Nun, sag deinem Bruder, ich werde es eines Tages zurückgeben.«
Martin fing an zu lachen, und Arutha fiel ein. »Du Pirat!« brüllte der jüngste Bruder. »Ich werde dafür sorgen, daß er es dir schenkt.«
Mit einem Aufschrei der Verzweiflung heulte Amos: »Ach, Arutha, du kannst einem aber auch jeden Spaß im Leben verderben!«
ENDE
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