Midkemia Saga 03 - Die Gilde des Todes
weshalb sollte ich dann keinen Gatten haben dürfen, der Spielmann war?«
»Deine Logik ist unwiderlegbar. Mir fällt keine gute Antwort darauf ein. Du weißt, ich liebe dich über alle Maßen, aber ansonsten…«
»Dein Problem ist, du hast die Begabung zu herrschen, aber du scheust vor der Verantwortung zurück. Du bist ganz einfach faul!«
Er lachte. »Das ist auch der Grund, weshalb Vater mich mit dreizehn Jahren aus dem Haus warf. Er sagte, ich würde nie einen tüchtigen Bauern abgeben.«
Sie schob ihn sanft von sich, und ihre Stimme klang wieder ernster. »Die Dinge ändern sich, Laurie. Ich habe viel darüber nachgedacht. Ich glaubte schon zweimal zuvor zu lieben, aber du bist der einzige Mann, der mich vergessen läßt, wer ich bin, und mich dazu bringt, mich ohne Scham so zu benehmen. Wenn ich bei dir bin, ergibt nichts einen Sinn, aber das macht nichts, denn es ist mir egal, ob es sinnvoll ist zu fühlen, wie ich es tue. Aber nun muß ich mir doch Gedanken machen. Und du sieh zu, daß du eine Entscheidung triffst, und zwar bald. Ich wette mein Geschmeide, daß Arutha und Anita ihre Verlobung bekanntgeben werden, noch ehe meine Brüder einen vollen Tag im Palast sind. Was bedeutet, daß wir umgehend alle nach Krondor zur Vermählung aufbrechen werden.
Wenn sie verheiratet sind, werde ich mit Lyam hierher zurückkehren. Es liegt nun bei dir, dich zu entscheiden, ob du mit uns wieder hierherkommen wirst.« Sie blickte ihn fest an. »Es war wundervoll mit dir. Meine Gefühle sind von einer Art, wie ich sie mir nicht einmal hätte vorstellen können, als ich meine Jungmädchenträume von Pug und dann Roland träumte. Doch du mußt dich bereit machen, die Entscheidung zu treffen. Du bist mein erster Geliebter und wirst immer meine größte Liebe bleiben, aber wenn ich hierher zurückkomme, wirst du entweder mein Gemahl sein oder eine Erinnerung.«
Ehe er antworten konnte, ging sie zur Tür. »Ich liebe dich über alles. Aber die Zeit drängt.« Sie blickte ihn an. »Nun komm schon und begleite mich, den König begrüßen.«
Er eilte an ihre Seite und öffnete ihr die Tür.
Sie bestiegen eine der draußen wartenden Kutschen, die zum Empfang des Königs zum Hafen fuhren. Laurie von Tyr-Sog, fahrender Spielmann und Held des Spaltkriegs, war sich der Gegenwart der Frau an seiner Seite sehr bewußt. Er fragte sich, wie es wäre, wenn sie ihm für immer versagt würde. Bei dieser Aussicht fühlte er sich ausgesprochen unglücklich.
Rillanon, die Hauptstadt des Königreichs der Inseln, wartete darauf, ihren König willkommen heißen zu dürfen. Die Häuser waren mit Girlanden behangen und mit Treibhausblumen geschmückt.
Fahnen flatterten von allen Dächern, und Wimpel in allen Farben waren zwischen den Häusern aller Straßen aufgereiht, durch die der König kommen würde. Kleinod des Königreichs genannt, erstreckte Rillanon sich über die Hänge vieler Hügel und bot mit seinen schlanken Türmen, hohen Spitzbogen und luftigen Brücken einen malerischen Anblick. Der dahingeschiedene König Rodric hatte mit einer Verschönerung der Stadt begonnen und den meisten Häusern um den Palast eine neue Fassade aus schönem Marmor oder Quarz geben lassen und die Stadt zu einem glitzernden Wunder gemacht, was die Nachmittagssonne nun noch hervorhob.
Der Königsadler legte an dem Kai an, wo die Empfangsgesellschaft bereits wartete. In der Ferne, auf den Dächern und den Hangstraßen, von denen aus man zum Hafen blicken konnte, begrüßte die Menge jubelnd die Rückkehr ihres jugendlichen Königs.
Viele Jahre hatte die Stadt unter den unheilvollen Folgen von König Rodrics Wahnsinn gelitten, und obgleich Lyam den meisten der Bürger noch fremd war, verehrten sie ihn doch, denn er war jung und gutaussehend, sein Heldenmut während des Spaltkriegs war weitbekannt, und seine Großzügigkeit war bereits spürbar. Er hatte die Steuern gesenkt.
Mit meisterhafter Geschicklichkeit lenkte der Hafenlotse des Königs Schiff an seinen Anlegeplatz. Es wurde sofort festgemacht und die Laufbrücke heruntergelassen.
Arutha sah zu, wie Lyam als erster von Bord ging. Wie die Sitte es erforderte, fiel er auf die Knie und küßte den Boden seines Heimatlands. Suchend wanderte Aruthas Blick über die Menge. Wo war Anita? In dem Gedränge der Edlen, die es kaum erwarten konnten, Lyam zu begrüßen, fand er sie nicht. Eisiger Zweifel stach in sein Herz.
Martin stupste ihn unauffällig, denn dem Protokoll nach mußte er als zweiter
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