Midkemia Saga 05 - Gefährten des Blutes
zwischen zwei Soldaten an Land. Der eine hatte beobachtet, wie sich die beiden voneinander verabschiedet hatten, und er wollte etwas zu Borric sagen, überlegte es sich jedoch anders und wandte seine Aufmerksamkeit einem anderen Mann zu, einem seltsamen kleinen Isalani aus Shing Lai, der sich an ihm vorbeidrängen wollte.
Borric überquerte die Straße, blieb stehen und sah sich an, was mit den anderen war. Nakor und der Soldat schienen in einen Streit verwickelt zu sein, und verschiedene andere Soldaten drehten sich um und wollten wissen, worum es dabei ging. Ghuda tauchte neben Borric auf – er hatte bei der Überprüfung offensichtlich Glück gehabt. Ein paar Augenblicke später stand auch Suli bei ihnen. Nakor hatte jetzt einige Soldaten um sich herum versammelt und zeigte dauernd auf den Rucksack, den er ständig auf dem Rücken trug.
Endlich, als würde er nachgeben, reichte der Isalani seinen Rucksack dem ersten Soldaten, der seine Hand hineinsteckte. Nach einem Moment drehte der Soldat den Rucksack um und schüttelte ihn. Es fiel nichts heraus.
Ghuda pfiff leise. »Wie, in aller Welt, hat er das hingekriegt?«
Borric meinte: »Vielleicht kann er doch ein paar magische Tricks mehr.«
Ghuda sagte: »Also, Verrückter, wir sind in Kesh. Wie geht’s weiter?«
Borric sah sich um und sagte: »Geh rechts rum und am Hafen entlang. An der dritten Straße biegst du wieder nach rechts ab und gehst weiter, bis du ein Wirtshaus findest. Dort treffen wir uns.«
Ghuda nickte und machte sich davon. »Suli«, flüsterte Borric, »du wartest auf Nakor und sagst es ihm.«
Der Junge sagte: »Ja, Meister«, und Borric ließ ihn stehen und ging langsam und mit Muße hinter Ghuda her.
Das Gasthaus war eine schäbige Hafentaverne mit dem grandiosen Namen »Des Kaisers Banner und Juwelenkrone«. Borric hatte keine Ahnung, welches Ereignis in der Geschichte von Kesh für diesen Namen Pate gestanden hatte, doch in dem Lokal gab es weder etwas Kaiserliches noch etwas, das an Juwelen erinnerte. Es war einfach ein dunkles und verrauchtes Wirtshaus, wie es sie zu Hunderten in Hunderten von Städten auf Midkemia gab. Die Sprachen und die Sitten mochten sich unterscheiden, doch die Gäste waren alle aus dem gleichen Holz geschnitzt: Banditen, Diebe, Halsabschneider, Spieler, Huren und Trunkenbolde. Zum ersten Mal, seit er Kesh betreten hatte, fühlte sich Borric zu Hause.
Er blickte sich um; auch hier kümmerte sich jeder nur um seine eigenen Angelegenheiten, so wie das in den Wirtshäusern gewesen war, denen Erland und er im Königreich häufig einen Besuch abgestattet hatten. Borric sah in seinen Krug und sagte beiläufig: »Hier treibt sich mindestens ein kaiserlicher Spion herum, oder wenigstens jemand, der alles irgendwem berichtet.«
Ghuda nahm seinen Helm ab, kratzte sich am Kopf, der von Schweiß juckte, und meinte: »Darauf kannst du wetten.«
»Wir werden hier nicht lange bleiben«, sagte Borric.
»Wie beruhigend«, erwiderte Ghuda, »obwohl ich gern noch etwas trinken würde, ehe wir uns nach einer Unterkunft umsehen.«
Borric stimmte dem zu, und der große Mann winkte den Jungen herbei, der die Gäste bediente, und der kam mit vier kalten Bieren zu ihnen. Borric nippte an seinem und sagte: »Überraschenderweise ist es kalt.«
Ghuda reckte sich. »Wenn du das nächste Mal draußen bist und dich vielleicht mal ein wenig umschaust, Verrückter, wirst du dieses winzige Gebirge bemerken, das man die Gipfel des Lichts nennt. Sie werden so genannt, weil die höchsten Spitzen von ewigem Eis bedeckt sind und das Sonnenlicht sehr beeindruckend spiegeln. Hier in der Stadt wird viel mit Eis gehandelt. Die Gilde der Eishauer ist eine der reichsten Gilden in Kesh.«
»Man lernt doch jeden Tag etwas Neues«, meinte Borric.
Nakor sagte: »Ich mag es nicht. Bier sollte warm sein. Von diesem hier tut mir der Kopf weh.«
Borric lachte. Ghuda sagte: »Also dann, wir sind in Kesh. Wie willst du jetzt zu deinen Freunden kommen?«
Borric senkte die Stimme. »Ich …«
Ghuda kniff die Augen zusammen. »Was jetzt?«
»Ich weiß, wo sie sind. Ich bin mir nur nicht sicher, wie ich dorthin kommen soll.«
Ghuda sah ihn verärgert an. »Wohin?«
»Sie sind im Palast.«
»Bei den Zähnen der Götter!« platzte Ghuda heraus, und einige der Gäste drehten sich nach ihm um. Er senkte seine Stimme und flüsterte Borric verärgert zu: »Du machst einen dummen Scherz, nicht wahr? Bitte sag, daß du nur einen Scherz machst.«
Borric
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