Midkemia Saga 05 - Gefährten des Blutes
schüttelte den Kopf. Ghuda stand auf, schob seinen langen Dolch in den Gürtel und nahm seinen Helm. »Wo gehst du hin?« fragte Borric.
»Irgendwohin, wohin du nicht gehst, Verrückter.«
Borric sagte: »Aber du hast mir dein Wort gegeben!«
Ghuda sah ihn von oben herab an und meinte: »Ich hab versprochen, ich würde dich nach Kesh bringen. Du bist in Kesh.
Vom Palast hast du nichts erwähnt.« Er richtete den Zeigefinger anklagend auf Borric: »Du schuldest mir fünftausend ecu, und ich fürchte, ich werde nicht einmal eine einzige Kupfermünze von dir bekommen.«
Borric sagte: »Du kriegst dein Geld. Du hast mein Wort. Aber ich muß meine Freunde finden.«
»Im Palast«, zischte Ghuda.
»Setz dich, die Leute schauen schon.«
Ghuda setzte sich hin. »Sollen sie doch. Ich werde mit dem ersten Boot, das ich finde, nach Kimri fahren. Von dort gehe ich nach Hansulé und nehme ein Schiff ins östliche Königreich. Doch werde ich für den Rest meines Lebens als Karawanenwächter in einem fremden Land arbeiten, aber wenigstens werde ich leben, was ich von dir kaum glaube, falls du wirklich versuchen solltest, in den Palast hineinzukommen.«
Borric lächelte. »Ich kenne da den einen oder anderen Trick. Wieviel verlangst du, um bei uns zu bleiben?«
Das konnte Borric doch nicht tatsächlich ernst meinen. Ghuda wollte es einfach nicht glauben. Nachdem er einen Moment überlegt hatte, sagte er: »Verdopple das, was du mir versprochen hast. Zehntausend ecu.«
Borric sagte: »Abgemacht.«
»Ha!« schnauzte Ghuda. »Du kannst mir alles versprechen, wenn ich in ein oder zwei Tagen tot bin.«
Borric wandte sich an Suli und meinte: »Wir müssen bestimmte Leute treffen.«
Suli blinzelte fragend. »Meister?«
Flüsternd sagte Borric: »Die Gilde der Diebe. Die Spötter. Die Zerlumpte Bruderschaft, oder wie auch immer sie in dieser Stadt genannt wird.«
Suli nickte, als würde er verstehen, doch seinem Gesichtsausdruck nach hatte er keine Ahnung, was Borric von ihm wollte. »Meister?«
Borric sagte: »Was für eine Art von Bettler bist du eigentlich?«
Suli zuckte mit den Schultern. »Einer aus einer Stadt, in der es so eine Gilde nicht gibt.«
Borric schüttelte den Kopf. »Also, du verschwindest hier und suchst den nächsten Markt. Dort findest du sicherlich einen Bettler – das wirst du doch wohl hinbekommen, oder?« Suli nickte. »Dem drückst du eine Münze in die Hand und sagst ihm, da wäre ein Reisender, der wegen einer dringenden Angelegenheit mit jemandem sprechen müßte, und daß sich die Zeit für Leute, die bestimmte Dinge erledigen können, lohnen würde. Verstanden?«
»Ich glaube, Meister.«
»Wenn der Bettler dir noch mehr Fragen stellt, sagst du einfach …« Borric erinnerte sich einen Moment lang an die Geschichte, die ihm James aus seiner Kindheit erzählt hatte, und fuhr schließlich fort: »… es wäre jemand in der Stadt, der keine Schwierigkeiten machen möchte, doch er würde gern eine Abmachung treffen, von der alle ihren Vorteil hätten. Kannst du dir das merken?«
Suli wiederholte die Anweisungen, und nachdem Borric zufrieden war, schickte er den Jungen los. Sie tranken schweigend ihr Bier weiter, bis Borric sah, wie Nakor in seinen Rucksack griff und etwas Käse und Brot hervorholte. Er blickte den Isalani durchdringend an und fragte: »Hey, warte mal. Als der Soldat den Rucksack durchsucht hat, war er da nicht leer?«
»Das stimmt«, sagte Nakor, und seine weißen Zähne schienen ihm aus dem Gesicht wachsen zu wollen.
»Wie hast du das gemacht?« fragte Ghuda.
»Ach, nur ein kleiner Trick«, antwortete der lachende kleine Mann, als würde das alles erklären.
Als die Sonne unterging, kam Suli zurück. Er setzte sich neben Borric und sagte: »Meister, ich habe eine Weile gebraucht, doch schließlich habe ich so jemanden gefunden, wie Ihr sucht. Ich habe ihm eine Münze gegeben und das gesagt, was Ihr mir aufgetragen habt. Der Kerl stellte mir jede Menge Fragen, doch ich wiederholte nur das, was Ihr mir gesagt habt, und weigerte mich, mehr preiszugeben. Er bat mich zu warten und verschwand. Voller Angst wartete ich, aber als er zurückkam, war alles gut. Er sagte, diejenigen, mit denen Ihr sprechen wolltet, würden sich mit Euch treffen, und er nannte mir Zeit und Ort.«
»Wo und wann?« fragte Ghuda.
An Borric gewandt, sagte Suli: »Das Treffen findet beim zweiten Läuten der Wachglocke nach Sonnenuntergang statt. Der Ort ist nicht weit von hier entfernt. Ich
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