Midkemia Saga 05 - Gefährten des Blutes
ein Reinblütiger ist.«
Borric nickte. »Das überrascht mich nicht.«
»Aber das ist nicht alles. Als sein Mantel vorn auseinander fiel, konnte ich an seinem Hals Gold schimmern sehen.«
Borric fragte: »Was bedeutet das?«
Es war Ghuda, der antwortete. Ärgerlich zischte er über die Schulter: »Es bedeutet, du ochsenhirniger Irrer, dieser Reinblütige ist nicht nur ein einfacher Reinblütiger, sondern er gehört zum kaiserlichen Haus von Kesh! Das sind die einzigen, die den goldenen Halsring tragen dürfen! Vielleicht ist er nur ein entfernter Cousin der Kaiserin, aber sie wird ihm dennoch jedesmal zum Geburtstag ein Geschenk schicken! Zur Hölle, in was für einen Schlamassel hast du uns da eigentlich reingezogen?«
Borric schwieg, da eine große, derbe Kellnerin an ihre Tische kam. Mit krächzender Stimme bestellte er zwei Krüge Bier, und als sie gegangen war, wandte er sich halb Ghuda zu. »Es ist ein ziemlich verworrener Schlamassel, mein Freund. Wie gesagt, es geht um hohe Politik.«
Als die Kellnerin das Bier gebracht hatte und wieder verschwunden war, sagte Ghuda: »Meine liebe tote Mutter wünschte sich immer, ich sollte einem ehrenhaften Beruf nachgehen, so etwas wie Grabräuber. Warum habe ich nicht auf sie gehört? Nein. Werde doch ein Assassine wie dein Onkel Gustav, hat sie immer gesagt.
Und habe ich auf sie gehört? Nein. Ich hätte bei einem Geisterbeschwörer in die Lehre gehen können –«
Borric versuchte, Ghudas Galgenhumor zu genießen, doch er mußte immer wieder an die neuesten Verwicklungen denken. Wer wollte ihn und Erland umbringen? Und warum? Es war offensichtlich, dieses Komplott wurde in den höchsten Rängen des Kaiserreiches geschmiedet, doch reichten die Verbindungen dieser Leute sogar bis in die kaiserliche Familie? Er seufzte und trank sein bitteres Bier, dann versuchte er, die dunklen Gedanken aus seinem Kopf zu vertreiben, während sie auf das Signal warteten, welches das Ablegen ihres Bootes verkünden würde.
Die Glocke klang durch den ganzen Hafen, und Borric und seine Gefährten sowie ein halbes Dutzend weiterer Leute in dem Gasthaus suchten ihre Bündel zusammen und drängten sich durch die Tür.
Draußen sah Borric eine Kompanie kaiserlicher Soldaten am Bootssteg stehen. Sie gehörten zur Inneren Legion, die vor allem im Herzen von Kesh großen Einfluß hatte. Jeder Mann trug einen Eisenhelm und einen tellerförmigen Brustpanzer, der schwarz emailliert war. Kurze schwarze Kilts und schwere Beinschienen und Armbänder ließen sie ausgesprochen einschüchternd erscheinen. Der Offizier der Truppe trug einen Helm, der mit einem roten Pferdeschweif geschmückt war, und ein weiterer – sein eigener – Pferdeschwanz fiel ihm lang den Rücken hinunter.
Borric sagte: »Ruhig jetzt, und benehmt euch so, als hättet ihr nichts zu verbergen.« Er gab Suli einen leichten Stoß, um ihm zu bedeuten, er solle allein weitergehen, dann winkte er Ghuda und Nakor nach vorn.
Borric selbst blieb zurück und beobachtete alles.
Die Soldaten warfen von Zeit zu Zeit einen Blick auf ein Pergament, vermutlich eine Beschreibung der drei Gesuchten. Sie ließen Suli an Bord gehen, ohne ihn ein zweites Mal anzusehen.
Ghuda wurde kurz angehalten und befragt. Was auch immer er antwortete, sie waren damit zufrieden und winkten ihn an Bord.
Dann wäre Borric fast das Herz stehengeblieben, als Nakor sich umdrehte und mit einem der Soldaten zu sprechen begann. Der Soldat sagte etwas und nickte, dann wandte er sich an einen zweiten.
Borric merkte, wie sein Mund trocken wurde, als drei Soldaten den Anleger verließen und zielstrebig auf ihn zukamen. Da er vielleicht Platz zum Kämpfen brauchen würde, ging Borric nur sehr langsam auf den Anleger zu, als wäre nichts Besonderes vorgefallen.
Er versuchte, den Soldaten auszuweichen, doch einer legte ihm die Hand auf den Arm. »Warte mal einen Moment, Bendrifí.« Die Aufforderung hörte sich nicht gerade wie eine Bitte an.
Borric tat sein Bestes, um überrascht und verachtungsvoll um sich zu blicken. Er sah dorthin, wo der Offizier auf dem Anleger stand und den Wortwechsel beobachtete. »Was ist?« fragte Borric und ließ seine Stimme so mürrisch wie möglich klingen.
»Wir haben von dem Streit gehört, den du auf der Straße von Khattara nach hier vom Zaun gebrochen hast. Vielleicht konnten dich die Karawanenwächter dort nicht zurückhalten, aber auf diesem Boot werden auch sechs Legionäre mitfahren. Und wenn du noch mehr solchen
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