Midkemia Saga 05 - Gefährten des Blutes
Ärger machst, werden sie dich einfach in den Fluß werfen.«
Borric starrte dem Mann an und fauchte leise, während er die Lippen verzog. Daraufhin sagte er einen der Sätze, die Suli ihm beigebracht hatte. Er entriß seinen Arm dem Griff des Legionärs, doch als die drei ihre Hände an die Hefte ihrer Schwerter legten, hielt er seine nur besänftigend in die Höhe, als wollte er zeigen, daß er keinen Ärger machte.
Borric wandte ihnen den Rücken zu und versuchte, sich wie ein reizbarer, rauher Mann aus den Bergen zu benehmen, wobei er hoffte, seine Knie würden nicht so zittrig aussehen, wie sie sich anfühlten. Er ging als einer der letzten an Bord und suchte sich auf dem breiten Boot einen Platz, der von seinen Gefährten möglichst weit entfernt war. Die sechs Legionäre kamen als letzte an Bord und gingen zusammen zum Heck, wo sie sich miteinander unterhielten.
Schweigend schwor sich Borric, dem Isalani an die Gurgel zu gehen, wenn sie in Kesh landeten.
Anderthalb Tage später, nachdem das Boot unterwegs dreimal angelegt hatte, sahen sie die Silhouette der Stadt Kesh vor sich auftauchen. Borric hatte sich von dem Schrecken erholt, den ihm der Isalani eingejagt hatte, und er war in ein dumpfes Brüten verfallen, eine Haltung, die ihm wenigstens keine weitere Anstrengung abverlangte. Die Lage sah hoffnungslos aus, und dennoch mußte er sich irgendwie dazu zwingen, weiterzumachen. Wie ihr Vater ihm und Erland schon beigebracht hatte, als sie noch klein gewesen waren, war es ohne weitere Schwierigkeiten immer möglich zu versagen; wollte man Erfolg haben, mußte man hingegen etwas riskieren. Borric hatte damals nicht wirklich verstanden, wovon sein Vater redete – Erland und er selbst waren Prinzen von königlichem Blute, und es gab nichts, was sie nicht hätten tun können, aber das lag nur an dem, was sie darstellten.
Jetzt verstand Borric, was sein Vater ihm hatte erklären wollen, und jetzt war der Einsatz sogar sein eigenes Leben, das seines Bruders, und vielleicht ging es sogar um den Fortbestand des Königreiches.
Während sie sich dem oberen Hafen von Kesh näherten, entdeckte Borric jede Menge Soldaten an der Anlegestelle. Womöglich wollten sie sich nur einschiffen, um den Overnsee zu überqueren oder flußaufwärts zu fahren, sie konnten aber auch dazu abgestellt sein, die in der Stadt eintreffenden Reisenden zu überprüfen, und dann würden sie für ihn ein weiteres Hindernis auf dem Weg zu seinem Bruder darstellen.
Das Boot legte an, und Borric ging nach hinten zu den Legionären. Die Soldaten machten sich bereit, an Land zu gehen, sobald das Boot vertäut war. Borric stellte sich neben den Kerl, der ihn angesprochen hatte, bevor sie in Páhes an Bord gegangen waren.
Der Soldat warf ihm einen Blick zu und wandte sich dann ab.
Die ersten Reisenden verließen das Schiff, doch Borric blieb stehen, wo er war. Er sah zu, wie alle, die ausstiegen, angehalten und überprüft wurden, und er wußte, dabei würde er keine Ausnahme bilden. Als er an der Reihe war, von Bord zu gehen, wandte er sich an den Soldaten und sagte mit harscher Stimme: »Ich habe da etwas sehr Unfreundliches in Páhes zu dir gesagt, Soldat.«
Der Legionär kniff die Augen zusammen und sagte: »Das habe ich mir schon gedacht, obwohl ich dein Kauderwelsch nicht verstehe.«
Borric betrat mit dem Soldaten zusammen die Planke und sagte: »Ich bin hier, um den Geburtstag der Kaiserin zu feiern und um im Tempel von Tith-Onaka Opfer darzubringen.« Borric hatte bemerkt, daß der Mann wie die meisten dieser Soldaten den Talisman des Kriegsgottes mit den zwei Gesichtern trug. »Zu so heiligen Anlässen möchte ich mir keinen Streit mit irgendeinem Soldaten erlauben. Der Isalani hatte mich beim Kartenspiel betrogen. Deshalb war ich ziemlich aufgebracht. Willst du nicht meine Hand nehmen und mir meine Beleidigung verzeihen?«
Der Soldat erwiderte: »Kein Mann soll den Tempel der Schlachten betreten, wenn er noch einen Handel mit einem Soldaten offen hat.« Am Ende der Planke, vor den Soldaten, die die Reisenden überprüften, faßten sich der Legionär und Borric gegenseitig am rechten Unterarm und schüttelten so die Hände. »Mögen deine Feinde niemals deinen Rücken sehen.«
Borric sagte: »Mögest du noch viele Jahre lang die Lieder des Sieges singen, Legionär.«
Als wären sie alte Freunde, die sich voneinander verabschiedeten, schüttelten sie sich nochmals die Hände, und Borric drehte sich um und drängte sich
Weitere Kostenlose Bücher