Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Midkemia Saga 05 - Gefährten des Blutes

Midkemia Saga 05 - Gefährten des Blutes

Titel: Midkemia Saga 05 - Gefährten des Blutes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond Feist
Vom Netzwerk:
fremdartig und geheimnisvoll galt. Und die Worte ihres Vaters wurden mit dem Wind nach Osten verweht.

     
    Manche Bräuche überdauern Jahrhunderte, andere sind schon bald wieder verschwunden. Manche bürgern sich still und heimlich ein, und andere treten mit Fanfarenstößen auf. In den vergangenen Jahren war es zu einem allgemeinen Brauch geworden, den Lehrjungen und anderen Dienern den Nachmittag und Abend des sechsten Tages der Woche freizugeben. Und dieser Brauch hatte sich noch weiter entwickelt: Nun wurden üblicherweise die Geschäfte am Sechstag schon mittags geschlossen, und der Siebentag galt ohnehin als Tag der Muße und der Gottesdienste.
    In den letzten Jahren hatte sich allerdings noch eine weitere Sitte verbreitet. Vom ersten Sechstag an, der der Frühjahrs-Tagundnachtgleiche folgte, begannen Jungen und heranwachsende Männer, Lehrjungen und Dienstboten, Gemeine und Adlige mit den Vorbereitungen. Denn nach sechs weiteren Wochen, nach dem Feiertag der Ersten Schneeschmelze, begann die Zeit des Fußballs, oftmals trotz unfreundlichen Wetters.
    Das Spiel, das man einst als Faßball bezeichnet hatte, wurde schon so lange gespielt, wie Jungen aus Flicken genähte Bälle in Fässer traten. Vor zwanzig Jahren hatte der junge Prinz Arutha seinem damaligen Zeremonienmeister aufgetragen, ein Regelwerk für dieses Spiel zu entwerfen, was hauptsächlich aus Sorge um die Junker und die Lehrjungen geschehen war, denn das Spiel war bis zum äußersten rauh. Jetzt hatte der Fußball seinen festen Platz im Leben der Menschen erobert; wenn das Frühjahr nahte, begann die Zeit des Fußballs.
    Das Spiel war in allen Schichten gleichermaßen beliebt: von kleinen Jungen, die auf freien Plätzen spielten, bis hin zu einer Stadtliga, in der nach Gildenzugehörigkeit oder von reichen Adligen aufgestellte Mannschaften gegeneinander antraten. Überall sah man Spieler, die hin und her rannten und versuchten, einen Ball ins Netz zu treten.
    Die Menge tobte vor Begeisterung, als sich der schnellste Stürmer der Blauen aus dem Gewühl löste und mit dem Ball auf das Tor der anderen Mannschaft zulief. Der Torwart der Roten duckte sich, bereit, nach dem Ball zu springen. Mit einer Körpertäuschung brachte der blaue Spieler den Roten aus dem Gleichgewicht und schoß dann an seiner anderen Seite vorbei. Der Torwart stand mit den Händen in der Hüfte da und verfluchte sich selbst, während die blauen Spieler ihren Torschützen umringten.
    »Ach, das hätte er doch kommen sehen müssen«, bemerkte Locklear. »Das war so offensichtlich. Ich hab es ja selbst von hier oben gesehen.«
    James lachte. »Und warum gehst du dann nicht runter und spielst für ihn?«
    Borric und Erland fielen in James’ Gelächter ein. »Klar, Onkel Locky. Wir haben schließlich hundertmal gehört, wie du und Onkel Jimmy das Spiel zu dem gemacht habt, was es jetzt ist.«
    Locklear schüttelte den Kopf. »Das war doch eine ganz andere Sache.« Er betrachtete die Tribünen um das Spielfeld herum, die ein gewiefter Händler aufgestellt und dann mehr und mehr erweitert hatte, bis sich viertausend Bürger hier versammeln und dem Spiel zusehen konnten. »Bei uns gab es damals noch Fässer, und da durfte man nicht einfach davorstehen. Diese Tore mit ihren Netzen und diese Torwarte und all diese anderen Regeln, die euer Vater angeordnet hat…«
    Borric und Erland beendeten den Satz wie aus einem Mund: »… das macht doch keinen Spaß mehr.«
    Locklear sagte: »Das stimmt doch auch –«
    Erland unterbrach ihn: »Nicht genug Blutvergießen!«

    »Keine gebrochenen Arme! Keine ausgestochenen Augen!« fügte Borric lachend hinzu.
    James meinte: »Eigentlich ist das besser. Es gab eine Zeit –«
    Die beiden Brüder schnitten eine Grimasse. Sie wußten, jetzt würden sie die Geschichte hören, wie Locklear von einem Hufeisen getroffen worden war, das ein Lehrjunge unter seinem Hemd verborgen und dann nach ihm geworfen hatte. Und danach würden sich die beiden Barone ihre Meinung darüber sagen, welchen allgemeinen Wert diese Regeländerungen hatten und welche Regeln das Spiel besser machten und welche es behinderten.
    Als Borric jedoch keine weitere Bemerkung von James hörte, drehte er sich zu ihm um. James sah gar nicht mehr dem Spiel zu, das gleich zu Ende sein würde, sondern er hatte seine Augen auf einen Mann gerichtet, der fast am Ende der Reihe über den Baronen saß.
    Durch ihren Rang und ein wenig an der richtigen Stelle eingesetztes Geld hatten die Söhne des

Weitere Kostenlose Bücher