Midkemia Saga 05 - Gefährten des Blutes
Mitglied des Kaiserlichen Hauses von Kesh.«
Alle im Zimmer schwiegen. Diejenigen, die auf den im Kreis angeordneten Stühlen saßen, bewegten sich behutsam, als würde sich das Unbehagen über den Attentatsversuch auf Borric im Knarren des Leders und des Holzes, im Rascheln der Kleiderstoffe und im Klimpern der Juwelen ausdrücken.
Herzog Gardan rieb sich mit Daumen und Zeigefinger die Nasenwurzel. »Es ist widersinnig. Was würde Kesh gewinnen, wenn sie ein Mitglied Eurer Familie ermorden würden? Wünscht sich die Kaiserin den Krieg?«
Erland pflichtete ihm bei. »Sie hat so hart wie jeder andere gearbeitet, um den Frieden zu erhalten, zumindest wenn man den ganzen Berichten Glauben schenken will. Warum sollte sie Borrics Tod wünschen? Wer –«
Borric unterbrach seinen Bruder. »Derjenige – wer auch immer –, der Krieg zwischen dem Königreich und dem Kaiserreich wünscht!«
Locklear nickte. »Die Lage ist doch eindeutig. Der Mordversuch war so durchsichtig, man hält es kaum für möglich.«
»Dennoch…«, dachte Arutha laut nach, »was wäre, wenn dieser Meuchelmörder gar keinen Erfolg haben sollte? Ein Täuschungsmanöver. Was, wenn man mich dazu bringen wollte, meine Gesandten nicht nach Kesh zu schicken und meine Söhne hier zu Hause zu behalten?«
Gardan nickte. »Und dadurch würdet Ihr das Kaiserliche Haus von Kesh beleidigen.«
James, der sich hinter Arutha an die Wand gelehnt hatte, meinte: »Wir haben schon einiges in dieser Richtung getan, indem wir ein Mitglied des Kaiserlichen Hauses ins Jenseits befördert haben. Er war vielleicht nur ein sehr entfernter Cousin, doch nichtsdestotrotz ein Cousin.«
Gardan rieb sich erneut die Nasenwurzel, eine Geste, die eher seine Niedergeschlagenheit als seine Erschöpfung ausdrückte. »Und was soll ich nun dem keshianischen Gesandten mitteilen? ›Ach, wißt Ihr, wir haben da diesen jungen Kerl gefunden, ein Mitglied Eures Kaiserlichen Hauses. Er hat sich in Krondor aufgehalten, aber davon hatten wir leider keine Ahnung. Ach, und wir sind zutiefst betrübt: Unglücklicherweise kam er ums Leben. Ach, dabei fällt mir ein, er wollte doch tatsächlich Prinz Borric ermorden.‹«
Arutha lehnte sich in seinem Stuhl zurück, legte beide Daumen unter das Kinn, drückte beide Zeigefinger an die Stirn und formte so ein Zelt über der Nase. Er starrte abwesend vor sich hin, eine Geste, die alle Anwesenden seit Jahren kannten. Schließlich sah er James an.
»Wir können die Leiche einfach verschwinden lassen«, schlug der junge Baron vor.
Gardan fragte: »Wie bitte?«
James richtete sich auf. »Wir schaffen die Leiche runter in die Bucht und werfen sie ins Wasser.«
Erland grinste. »Ziemlich rauhe Behandlung für ein Mitglied des Kaiserlichen Hauses von Kesh, würde ich sagen.«
Arutha fragte: »Warum?«
James setzte sich auf die Kante von Aruthas Schreibtisch. Er konnte es sich leisten, denn diese Besprechungen mit Mitgliedern der Familie und sehr nahestehenden Beratern waren im Laufe der Jahre immer zwangloser geworden. »Er war kein offizieller Gast der Stadt.
Er war hier, gut, aber woher sollten wir das wissen? Niemand konnte das wissen. Und wenn es hier Keshianer gibt, die von seiner Gegenwart wußten, dann kannten sie auch den Grund seiner Anwesenheit. Und deshalb bezweifle ich, ob sich jemand nach seinem Wohlergehen erkundigen wird. Er ist jetzt ein vergessener Mann, solange wir die Aufmerksamkeit nicht auf seinen Verbleib lenken.«
Trocken fügte Borric hinzu: »Und auf seinen Zustand.«
»Wir könnten natürlich behaupten, er hätte Borric ermorden wollen«, räumte James ein, »doch alles, was wir haben, ist eine keshianische Leiche, ein Blasrohr und ein paar vergiftete Pfeile.«
»Und einen toten Händler.«
»Tote Händler kann man an jedem beliebigen Tag im westlichen Königreich finden, mein lieber Herzog«, bemerkte James. »Ich würde vorschlagen, wir nehmen ihm seinen Ring ab und werfen ihn in die Bucht. Sollen die Keshianer, die ihn geschickt haben, doch eine Weile über seinen Verbleib im unklaren bleiben.«
Arutha sagte eine Zeitlang gar nichts, doch endlich nickte er zustimmend. James machte Locklear mit dem Kopf ein Zeichen, und der wußte Bescheid: Er sollte für diese Aufgabe Männer der fürstlichen Palastwache auswählen. Der jüngere Baron schlüpfte durch die Tür hinaus. Er besprach sich draußen kurz mit Leutnant William und kehrte anschließend wieder auf seinen Platz zurück.
Arutha seufzte. Er sah James an
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