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Midkemia Saga 05 - Gefährten des Blutes

Midkemia Saga 05 - Gefährten des Blutes

Titel: Midkemia Saga 05 - Gefährten des Blutes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond Feist
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Weisheit anzweifeln? Ich jedenfalls nicht. Und so muß es auch sein, denn Durbin hat jenseits der Riffe und des Sandes keine Freunde.«
    Borric klopfte Salman auf die Schulter und setzte sich wieder in den hinteren Teil des Wagens. Von den vier kranken Sklaven hatte er sich am schnellsten wieder erholt, weil er der jüngste und gesündeste war. Die anderen drei waren ältere Bauern, und keiner von ihnen hatte Neigung gezeigt, sich rasch wieder zu erholen. Verzweiflung raubt einem mehr Kräfte als Krankheit, dachte Borric.
    Er trank etwas Wasser und genoß die ersten Böen des Meereswindes, der durch den Wagen strich, während sie die Straße entlang auf das Stadttor zufuhren. Einer der Berater seines Vaters, der Mann, der Borric und Erland das Segeln beigebracht hatte, Amos Trask, war in seiner Jugend Pirat gewesen und hatte unter dem Namen Käpt’n Trenchard, der Dolch der Meere, oft die freien Städte, Queg und das Königreich überfallen. Doch während er ständig die wildesten Geschichten über das Leben auf hoher See erzählt hatte, sagte er nie etwas über die Politik der Kapitäne der Küste. Trotzdem, vielleicht würde sich der eine oder andere in Durbin noch an Käpt’n Trenchard erinnern, und das könnte für Borric von Nutzen sein.
    Er hatte sich entschieden, seine wahre Identität noch eine Weile geheimzuhalten. Da die Sklavenhändler ohne Zweifel ein Lösegeld von seinem Vater verlangen würden, glaubte er, so die Schwierigkeiten zwischen Königreich und Kaiserreich vermeiden zu können, die sicherlich mit einer solchen Erpressung einhergehen würden. Statt dessen könnte er ein paar Tage in den Sklavenpferchen verbringen, seine Kräfte wiedererlangen und dann fliehen. Während die Wüste ein ernst zu nehmendes Hindernis dargestellt hatte, könnte ihm hier ein kleines Boot im Hafen die Reise in die Freiheit ermöglichen. Zwar mußte man fast fünfhundert Meilen gegen den Wind segeln, um Endland zu erreichen, die Stadt von Baron Locklears Vater, aber es war zu schaffen. Borric dachte über all das mit dem Selbstvertrauen eines Neunzehnjährigen nach, der noch nicht kennengelernt hatte, was eine Niederlage bedeutete. Seine Gefangennahme war allein ein Rückschlag, mehr nicht.

     
    Über die Sklavenpferche hatte man ein Schindeldach gezogen, das auf hohen Balken ruhte und die Sklaven vor der Mittagshitze und den plötzlichen Stürmen vom Bitteren Meer her schützen sollte. Die Seitenwände waren allerdings nur ein offenes Gatter aus Latten und Querbalken, damit die Wachen die Gefangenen beobachten konnten.
    Ein gesunder Mann hätte den drei Meter hohen Zaun leicht überwunden, doch in dem Moment, in dem er die Spitze erreicht hätte und sich zwischen dem Dach und dem Querbalken, der es trug, hindurchzwängte, würden die Wachen unten bereits auf ihn warten.
    Borric dachte über diese mißliche Angelegenheit nach. Wenn er erst verkauft wäre, würde sein neuer Herr vielleicht mit der Bewachung etwas lockerer umgehen, genausogut könnte er aber auch noch strenger sein. Die Logik gebot ihm, den Ausbruchsversuch zu wagen, solange er noch nahe am Meer war. Sein neuer Besitzer wäre womöglich ein Händler aus Queg, ein Reisender aus den Freien Städten oder gar ein Adliger aus dem Königreich Und im schlimmsten Fall würde man ihn tief ins Kaiserreich verschleppen.
    Borric war nicht gerade darauf erpicht, das Schicksal für ihn die Wahl treffen zu lassen.
    Er hatte einen Plan. Die einzige Schwierigkeit war, sich der Mithilfe der anderen Gefangenen zu vergewissern. Wenn sie die Wachen ausreichend lange ablenken könnten, dann wäre er über den Zaun und ab in die Stadt. Borric schüttelte den Kopf. Der Plan war nicht durchzuführen.
    »Psst!«
    Borric sah sich um, woher das Zischen kam. Als er nichts sah, drehte er sich wieder um und dachte weiter über seinen Plan nach.
    »Psst! Hier, junger edler Herr.« Borric blickte abermals durch die Stäbe des Pferches, doch diesmal weiter nach unten, und in einem spärlichen Schatten sah er eine schlanke Gestalt kauern.
    Ein Junge, kaum älter als elf oder zwölf Jahre, grinste ihn aus der Deckung eines Balkens an, der das Dach stützte. Wenn er sich nur ein paar Zoll bewegte, würde er sicherlich von den Wachen gesehen werden.
    Borric blickte sich um und sah, wie sich die beiden Wachen an der Ecke miteinander unterhielten. »Was ist?« flüsterte er.
    »Wenn Ihr die Wachen nur für einen Moment ablenken könntet, edler Herr, stände ich für ewige Zeiten in Eurer

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