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Midkemia Saga 05 - Gefährten des Blutes

Midkemia Saga 05 - Gefährten des Blutes

Titel: Midkemia Saga 05 - Gefährten des Blutes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond Feist
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der Jal-Pur geboren sind. Ein bißchen mehr Wasser, und ein bißchen Schutz vor der Sonne, und wir hätten ihn schon nächste Woche auf den Markt bringen können. Jetzt muß ich ihn noch zwei Wochen zusätzlich zurückhalten, bis der Sonnenbrand verheilt ist und er wieder an Kraft gewonnen hat.«
    »Meister –«
    »Genug, laß ihn hier unter dem Wagen, bis ich mir die anderen angesehen habe. Vielleicht können auch noch ein paar andere überleben, wenn ich sie rechtzeitig finde. Ich weiß nicht, was Kasim zugestoßen ist, aber es war ein schwarzer Tag für die Gilde, als er dir die Verantwortung für die Karawane überlassen hat.«
    Borric fand diesen Wortwechsel äußerst eigentümlich. Und was war mit dem Wein passiert? Er ließ seine Gedanken schweifen, jetzt, da er in der verhältnismäßigen Kühle unter dem Wagen saß, während nur wenige Meter von ihm entfernt ein Meister von der Gilde der Sklavenhändler aus Durbin die anderen untersuchte, die am nächsten Tag die Sklavenpferche erreichen würden.

     
    »Durbin!« sagte Salman. Auf seinem knotigen Gesicht machte sich ein Grinsen breit. Er lenkte den letzten Wagen des Zuges, denjenigen, mit dem Borric fuhr. In den beiden Tagen, in denen Borric im Schatten des Wagens mitgefahren war, hatte er dem Tod sozusagen von der Schippe springen können. Jetzt befand er sich im letzten Wagen, zusammen mit drei anderen Sklaven, die sich von einem Hitzschlag erholen sollten. Es gab ausreichend Wasser, und ihre verbrannte Haut war mit einer milden Öl- und Kräutersalbe eingerieben worden, die die entsetzlichen Schmerzen zu einem schwachen Jucken gelindert hatte.
    Borric erhob sich auf die Knie und stellte sich dann auf die wackligen Beine, während der Wagen über die Steine auf der Straße hinwegholperte. Um die Stadt herum gab es nichts Bemerkenswertes zu sehen, nur die Landschaft war jetzt grüner und nicht mehr sandfarben. Schon einen halben Tag lang waren sie immer wieder an kleinen Bauernhöfen vorbeigekommen. Borric rief sich ins Gedächtnis, was man ihm als Junge über die berüchtigte Piratenfestung beigebracht hatte.
    Durbin beherrschte ein Gebiet, in dem sich sämtliche Äcker und Weiden zwischen dem Tal der Träume und den Ausläufern des Trollheimgebirges befanden, und gleichzeitig war es der einzige sichere Hafen, den man zwischen Endland und Ranom finden konnte. Entlang der Südküste des Bitteren Meeres warteten trügerische Riffe auf Schiffe und Boote, die in ihrem Unglück von den regelmäßig aufkommenden Nordwinden erfaßt wurden. Seit Jahrhunderten war Durbin die Heimat von Piraten, Strandräubern und Sklavenhändlern.
    Borric nickte Salman zu. Der glückliche kleine Bandit hatte sich als gleichermaßen freundlich und geschwätzig erwiesen. »Hier hab ich mein ganzes Leben lang gelebt«, sagte der Bandit und grinste noch breiter. »Und schon mein Vater wurde hier geboren.«
    Als die Wüstenmenschen von Jal-Pur Durbin vor Hunderten von Jahren erobert hatten, hatten sie gleichzeitig ein Tor für den Handel auf dem Bitteren Meer in die Hände bekommen, und als das Kaiserreich die Wüstenmenschen besiegt hatte, war Durbin sogar zur Hauptstadt dieses Volkes gemacht worden. Jetzt saß hier zwar der kaiserliche Gouverneur, doch geändert hatte sich nichts. Durbin war Durbin geblieben.
    »Sag mal«, fragte Borric, »haben die Drei Gilden die Stadt immer noch in der Hand?«
    Salman lachte. »Du bist mir aber ein gebildeter Kerl! Es gibt außerhalb von Durbin nur wenige Menschen, die darüber Bescheid wissen. Die Gilde der Sklavenhändler, die Gilde der Strandräuber und die Kapitäne der Küste. Ja, die Drei Gilden haben in Durbin immer noch alles in der Hand. Sie sind es, und keinesfalls der kaiserliche Gouverneur, die darüber entscheiden, wer am Leben bleibt und wer nicht, wer Arbeit hat und wer etwas zu essen bekommt.« Er zuckte mit den Schultern. »Es ist so, wie es schon immer war. Vor dem Kaiserreich. Vor den Wüstenmenschen. Eben immer.«
    Borric dachte an die Spötter, die Gilde der Diebe in Krondor, und fragte: »Und was ist mit Bettlern und Dieben? Haben die keine Macht?«
    »Ha!« meinte Salman. »Durbin ist die ehrlichste Stadt der Welt, mein gebildeter Freund. In der Stadt kann man bei unverschlossenen Türen schlafen und in Sicherheit durch die Straßen spazieren. Denn wer in Durbin stiehlt, ist ein Dummkopf, weil er entweder innerhalb von Tagen tot ist oder versklavt. Das haben die Drei erlassen, und wer will schon dumm genug sein und ihre

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