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Midkemia Saga 05 - Gefährten des Blutes

Midkemia Saga 05 - Gefährten des Blutes

Titel: Midkemia Saga 05 - Gefährten des Blutes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond Feist
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fragte der Prinz und kniff die Augen zusammen.

    »In die Stadt zurück, junger Herr. Denn meine Verfehlung ist nur eine geringe, und die Drei haben sich um viele Angelegenheiten zu kümmern. Manch große Entscheidung wird zur Zeit im Palast des Gouverneurs getroffen, wenn man den Gerüchten auf der Straße Glauben schenken darf. Viele Beamte der Drei und auch des Kaiserreiches kommen und gehen ständig. Auf jeden Fall werden die, die nach mir suchen, in einigen Tagen andere Dinge zu erledigen haben, und dann kann ich bestimmt wieder meiner Arbeit nachgehen.«
    Borric schüttelte den Kopf. »Kommst du hier so leicht wieder hinaus, wie du hereingekommen bist?«
    Der Junge zuckte mit den Schultern. »Wahrscheinlich. Nichts im Leben ist sicher. Aber ich denke, das werde ich schon schaffen. Wenn nicht, ist es eben der Wille der Götter.«
    Borric packte den jungen Bettler am Hemd und zog ihn zu sich heran. Flüsternd sagte er zu ihm: »Dann, mein philosophischer Freund, sollten wir einen Handel abschließen. Ich habe dir hereingeholfen, und du hilfst mir hinaus.«
    Der Junge erblaßte unter seiner dunklen Haut. »Meister«, preßte er zwischen den Zähnen hervor, »für jemanden, der so geschickt ist wie ich, könnten wir wohl einen Weg finden, wie wir ihn aus der Gefangenschaft befreien, doch Eure Kämpferstatur und die Fesseln um Euer Handgelenk beeinträchtigen Eure Bewegungsfreiheit.«
    »Weißt du, wie du mich von diesen Dingern befreien könntest?«
    »Wie sollte ich?« entgegnete der verängstigte Junge.
    »Du weißt es nicht? Was für eine Art Dieb bist du eigentlich?«
    Der Junge schüttelte traurig den Kopf. »Ein armer, Meister wenn Ihr die Wahrheit hören wollt. Es ist die größte Torheit, wenn man in Durbin stehlen will, und aus diesem Grunde bin ich also töricht.
    Mein Diebstahl ist einer der niedrigsten Art, und er zieht die geringsten Folgen nach sich. Bei der Seele meiner Mutter schwöre ich das, Meister! Heute habe ich es zum ersten Mal versucht.«
    Kopfschüttelnd sagte Borric: »Genau, was ich brauche – ein unfähiger Dieb. Ich könnte mich auch selbst befreien, wenn ich nur einen Dietrich hätte.« Er holte tief Luft, beruhigte sich wieder, damit er den Jungen nicht weiter verängstigte. »Ich brauche einen starken Draht, so lang. Vielleicht reicht schon ein dünner Nagel.« Er hielt Daumen und Zeigefinger etwa zwei Zoll auseinander, um dem Jungen die Länge zu zeigen. Die Kette machte selbst diese Bewegung schwierig.
    »Das kann ich wohl besorgen, Meister.«
    »Gut«, sagte Borric und ließ den Jungen los. In dem Augenblick, als er frei war, drehte sich der Junge um und wollte fliehen, doch genau das hatte Borric erwartet, und er stellte dem jungen Bettler ein Bein. Ehe er sich wieder aufrappeln konnte, hatte ihn der Prinz schon an den Schultern seines Gewandes gepackt. »Du erregst Aufsehen«, meinte der Prinz und deutete mit dem Kopf auf die Wachen, die nur wenig entfernt waren. »Ich weiß, was du tun wirst, Junge. Versuch nicht, davonzulaufen. Wenn ich dann nämlich nächste Woche auf dem Markt versteigert werde, wäre ich dabei vielleicht nicht allein. Biete mir noch einen einzigen Grund, dich den Wachen zu übergeben, dann werde ich es tun. Verstanden?«
    »Ja, Meister!« flüsterte der Junge verschreckt. Borric sagte: »Ich kenne deinesgleichen, Junge. Ich habe Unterricht von einem bekommen, der im Vergleich zu dir das war, was du für die Flöhe bist, die in deinem Hemd herumkrabbeln. Glaubst du mir?« Suli nickte, unwillig, seiner Stimme zu trauen. »Wenn du mich betrügen oder im Stich lassen willst, dann kann ich dir nur sagen, werde ich nicht allein auf den Markt gehen. Wir sitzen im gleichen Boot, verstanden?« Der Junge nickte, und diesmal wußte Borric, er stimmte nicht nur zu, um seine Freiheit zu gewinnen, sondern glaubte, Borric würde ihn tatsächlich den Wachen übergeben, wenn er versuchen würde, sich von dem Prinzen fortzuschleichen. Borric ließ ihn los, und der Junge landete auf dem Boden. Diesmal versuchte er nicht wegzulaufen, sondern setzte sich einfach auf den festgetretenen Sand, und in seinem Gesicht spiegelten sich Angst und Hoffnungslosigkeit. »Oh, Vater der Gnade, ich bete Dich an, vergib mir meine Dummheit. Warum, oh, warum hast Du mich mit diesem verrückten Lord zusammengebracht?«
    Borric hockte sich auf ein Knie. »Kannst du mir den Draht besorgen, oder hast du bloß gelogen?«

    Der Junge schüttelte den Kopf. »Ich kann ihn besorgen.« Er stand auf und

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