Midkemia Saga 05 - Gefährten des Blutes
er … verkündete es selbst. Ich kann es nicht besser ausdrücken, aber er bemüht sich, über viele Dinge nicht zu reden.
Erland ließ das Thema fallen und stellte Fragen zum Leben am Hof. Kafi antwortete, wie es ein gelangweilter Geschichtslehrer vielleicht getan hätte, außer wenn die Fragen mit lustigen, peinlichen oder skandalösen Anekdoten zu beantworten waren. Er enthüllte einen ausgesprochenen Hang zum Klatsch.
James ließ die anderen reden, während er sich Kafis Antworten genau anhörte. Während das Essen seinen Lauf nahm, sammelte er Stückchen um Stückchen alles, was er erfahren hatte, und baute es in das Bild von Kesh ein, das er sich schon gemacht hatte. Kesh war ein so unübersichtliches Gebilde wie ein Ameisenhaufen, und nur die Gegenwart der Ameisenkönigin, der Kaiserin, garantierte die Ordnung. Politische Parteien, alte Zwiste zwischen den Völkern und jahrhundertealte Fehden bestimmten das Leben am Hof, und die Kaiserin hielt ihr Reich zusammen, indem sie alle Parteien gegeneinander ausspielte.
James nippte an einem guten trockenen Rotwein und dachte darüber nach, welche Rolle sie in diesem Spiel übernehmen sollten, denn so sicher, wie seine Stiefel drückten, wußte er, irgend jemand würde ihre Anwesenheit hier ausnutzen wollen, um seine politische Karriere voranzutreiben. Die Frage war nur, wer, und aus welchen Gründen.
Und, so fügte er in Gedanken hinzu, es war ganz offensichtlich, daß auch jemand versuchen würde, Erlands Anwesenheit am Hofe für andere Zwecke auszunutzen. Ganz deutlich wollte wenigstens eine Partei den Prinzen tot und Krieg zwischen dem Königreich und dem Kaiserreich sehen. James blickte sich im Saal um und nippte nochmals an dem trockenen Rotwein. Wahrend er ihn genoß, dachte er daran, daß er hier ein Fremder in einem sehr fremdartigen Land war und daß er sich schnellstens mit den hiesigen Gepflogenheiten vertraut machen mußte. Er ließ seinen Blick schweifen, betrachtete hier und dort ein Gesicht und entdeckte dabei mehr als ein halbes Dutzend Gesichter, die ihrerseits ihn musterten.
Er seufzte. Es war noch Zeit, denn er bezweifelte, daß es gleich in der ersten Nacht im Palast Ärger geben würde. Wenn er die Aufgabe des Mordes an Erland übernehmen müßte, würde er warten, bis weitere Gäste und somit weitere Verdächtige eingetroffen waren und der Mord die Feierlichkeiten zum Geburtstag der Kaiserin nachhaltiger stören würde. Solange jedenfalls, fügte er hinzu, nicht die Kaiserin selbst Erlands Tod wünschte.
Er nahm sich ein Stück reifer und köstlicher Melone von seinem Teller und aß es. Er genoß den Geschmack und entschied sich, die Staatsangelegenheiten für ein paar Stunden Staatsangelegenheiten sein zu lassen. Doch schon eine Minute später ertappte er sich dabei, wie sein Blick wieder durch den Saal schweifte und er irgendwelche Fingerzeige und Hinweise auf den nächsten Anschlag ausfindig zu machen versuchte.
Gefährte
Der Ausguck zeigte auf etwas.
»Faráfra!«
Der Kapitän befahl, die Segel auszurichten, derweil sie eine Landspitze umsegelten und vor ihnen der keshianische Hafen auftauchte. Einer der Seeleute an der Reling wandte sich an Borric und meinte: »Heut nacht gibt’s Spaß, was, Verrückter?«
Borric lächelte wehmütig. Hinter ihm sagte der Kapitän: »Klettert in die Takelage und macht euch fertig zum Segelreffen!« Die Seeleute sprangen auf. »Zwei Strich Backbord«, befahl der Kapitän, und Borric drehte das Ruder des großen Schiffes, um es in die angegebene Richtung zu wenden. Seit er zur Mannschaft der Der Gute Reisende gehörte, hatte er sich den Respekt des Kapitäns und der Seeleute erarbeitet. Manche Aufgaben erledigte er gut, während er von anderen keine rechte Ahnung hatte, doch er lernte schnell.
Wegen seines Gefühls für Schiffe und für Änderungen der Strömungen und Winde, das er sich als Junge beim Segeln auf kleinen Booten angeeignet hatte, war er rasch zum Steuermann aufgestiegen und gehörte nun zu den drei Seeleuten, denen der Kapitän das Ruder anvertraute.
Borric sah nach oben, wo Suli über eine Spiere lief und sich wie ein Affe zwischen den Segeln und Trossen hindurchhangelte. Suli hatte sich an das Leben auf See gewöhnt, als sei er dazu geboren. In dem Moment, seit sie an Bord dieses Schiffes waren, hatte sein kindlicher Körper ein wenig an Umfang und Muskeln zugelegt, und die ständige Arbeit und das einfache, aber sättigende Essen hatten ihren Teil dazu beigetragen; der Mann,
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