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Midkemia Saga 05 - Gefährten des Blutes

Midkemia Saga 05 - Gefährten des Blutes

Titel: Midkemia Saga 05 - Gefährten des Blutes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond Feist
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warmem Essen zu bieten hat.«
    Dieses Vorhaben konnte Suli nur lebhaft unterstützen.

    War Durbin eine überlaufene, dreckige und armselige Stadt gewesen, so war Faráfra exotisch. Und überlaufen, dreckig und armselig. Als sie vielleicht den halben Weg bis zur Mitte der Stadt zurückgelegt hatten, verstand Borric genau, was der Kapitän mit seiner Bemerkung gemeint hatte. Denn kaum zwanzig Meter vom Seetor entfernt, in der Nähe des Hafens, wo sie die Stadt betreten hatten, lag ein Toter verwesend in der Sonne. Die Fliegen krabbelten auf ihm herum, und dem zerfleischten Äußeren nach hatten sich auch die Hunde irgendwann vor Sonnenaufgang an ihm gütlich getan. Die Leute gingen an der Leiche vorbei und beachteten sie nicht oder verdrehten höchstens die Augen.
    Borric sah sich um und fragte: »Macht denn die Stadtwache nichts dagegen?«
    Suli spähte in alle Richtungen und hielt dauernd danach Ausschau, ob man nicht irgendwo die eine oder andere Münze verdienen könnte. Abwesend antwortete er: »Wenn ein Händler in der Nähe beschließt, der Gestank sei seinem Geschäft abträglich, dann wird er ein paar Jungen bezahlen, die die Leiche in den Hafen zerren und dort ins Wasser schmeißen. Ansonsten liegt er so lange da, bis nichts mehr von ihm übrig ist.«
    Einige Meter weiter hatte sich ein Mann in einer Robe hingekauert, der die Vorbeigehenden nicht beachtete. Als Borric ihn ansah, stand er auf und mischte sich in den Strom der Passanten und ließ den Beweis hinter sich, daß er sich nicht der Huldigung eines Gottes wegen hingehockt hatte, sondern eher dem Ruf der Natur gefolgt war. »Oh, Götter im Himmel«, sagte Borric. »Gibt es in dieser Stadt keine öffentlichen Aborte?«
    Suli sah ihn erstaunt an. »Öffentlich? So etwas habe ich noch nie gehört. Wer will sie denn bauen und saubermachen? Warum sollte sich darum irgendwer kümmern?«
    Borric sagte: »Macht nichts. Aber es gibt manche Dinge, an die kann man sich nur schlecht gewöhnen.«
    Während sie sich vom Strom der Menge aufsaugen ließen, der vom Hafen zur Stadt zog, staunte Borric über die unglaubliche Vielfalt an Menschen. Hier konnte man alle möglichen Sprachen hören, und die verschiedensten Arten von Kleidung wurden getragen.
    So etwas hatte Borric nicht im Traum erwartet, geschweige denn jemals in seinem Leben gesehen. Frauen in der Tracht der Wüstenbewohner gingen vorbei, die von Kopf bis Fuß in blaue oder braune Gewänder gehüllt waren und nichts außer ihren Augen zeigten, während einige Meter weiter Jäger aus den Grasebenen – deren dunkle, eingeölte Körper bis auf einen Lendenschurz nackt waren, ihren Wohlstand jedoch durch kupferne Armringe, Halsketten und Ohrringe und die Art ihrer Waffen zeigten – Waren begutachteten. Hier zeigten Tätowierungen die Zugehörigkeit zu einem Stamm, dort eigentümliche Tempelroben die Zugehörigkeit zu einem Glauben an. Frauen mit Haut, die so dunkel wie Kaffee war, kamen vorbei; sie trugen spitz zulaufende Hüte und hatten sich in bunte Tücher eingewickelt, die von der Achsel bis zum Knie reichten. Kleinkinder mit ernsten Augen schienen die Rücken ihrer Mütter aus umgeschlungenen Tüchern zu bewachen. Kinder aller Rassen rannten auf der Straße herum und jagten einen Hund, der sich zwischen den menschlichen Beinen hindurchschlängelte. Borric lachte: »Der Hund läuft, als ginge es um sein Leben.«
    Suli zuckte mit den Schultern. »Tut es auch. Diese Straßenjungen sind hungrig.«
    Es war Borric fast zuviel. Es gab so viel Neues, das er nicht verstand. Überall, wohin er schaute, waren Hunderte von Leuten unterwegs, gingen hierhin und dorthin; einige bummelten, einige hatten es eilig, doch alle schienen blind für die Menge von Menschen um sie herum zu sein. Und noch schlimmer als das Gedränge und das dauernde Geschwätz war der Geruch. Ungewaschene Körper, teure Parfüms, menschliche Exkremente, Kochdünste, exotische Gewürze, Gestank von Tieren, all das stieg Borric in die Nase: der Duft eines fremden Landes. Die Straße war überfüllt, es gab kaum Platz, unweigerlich berührte man fremde Menschen. Borric war sich des Gewichts der beiden Beutel in seinem Rock bewußt, und einen sichereren Ort dafür konnte er sowieso nicht finden. Ein Taschendieb müßte ihm jedenfalls den Arm von vorn ins Hemd stecken, was ihm höchst unwahrscheinlich erschien. Doch Borrics Sinne waren überfordert, was er jetzt brauchte, war eine Pause.

    Sie kamen zu einem Wirtshaus, dessen Vorderseite offen war,

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