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Midkemia Saga 05 - Gefährten des Blutes

Midkemia Saga 05 - Gefährten des Blutes

Titel: Midkemia Saga 05 - Gefährten des Blutes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond Feist
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der er eines Tages sein würde, war schon deutlich zu erkennen.
    Der Prinz hatte seine Identität weiter für sich behalten, obwohl er sie vermutlich auch hätte preisgeben können. Nachdem er sich mit dem rostigen Messer so seltsam benommen hatte, als sie aufgefischt worden waren, hieß er bei Mannschaft und Kapitän nur noch der »Verrückte«. Auch wenn er behaupten würde er sei ein Prinz von den Inseln, würde das wahrscheinlich an ihrer Meinung über ihn kaum etwas ändern, dessen war er sich sicher. Suli war einfach nur »der Junge«. Niemand hatte sie darüber ausgequetscht, weshalb sie in einem sinkenden Boot auf hoher See getrieben waren, weil solches Wissen sowieso nur Ärger mit sich brachte.
    Hinter ihm sagte der Kapitän: »Ein Lotse aus Faráfra wird uns in den Hafen steuern. Verdammt lästig, aber der Gouverneur des Hafens wünscht das so, also müssen wir warten.« Der Kapitän befahl, die Segel zu reffen und den Anker zu werfen. Eine grüne und eine weiße Flagge wurden gehißt, um den Lotsen anzufordern. »Hier werden wir uns voneinander trennen, Verrückter. Der Lotse wird innerhalb einer Stunde hier sein, aber ich lasse dich zum Strand außerhalb der Stadt rudern.«
    Borric sagte nichts dazu. Der Kapitän betrachtete das Gesicht des Prinzen eingehend und sagte: »Du bist ein kräftiger Kerl, aber als du an Bord gekommen bist, warst du noch kein richtiger Seemann.« Er kniff die Augen zusammen und fuhr fort: »Du kennst dich mit Schiffen wie ein Segelmeister aus, nicht wie die Mannschaft; von den einfachen Aufgaben verstehst du nichts.« Während er redete, sah sich der Kapitän immer wieder um und vergewisserte sich, ob alle Leute ihren Pflichten so nachkamen, wie sie sollten. »Scheint, als hättest du deine Zeit immer auf dem Achterdeck verbracht und nicht unter Deck oder in der Takelage, vielleicht als Junge eines Kapitäns.« Er senkte seine Stimme. »Oder als Sohn eines reichen Mannes, der selbst Schiffe besitzt.« Borric drehte leicht am Ruder, während das Schiff an Fahrt verlor, und der Kapitän fuhr fort:
    »Deine Hände waren schwielig, aber wie die eines Reiters oder Soldaten, nicht wie die eines Seemannes.« Er sah sich um, ob sich jemand vor der Arbeit drückte. »Nun, ich will deine Geschichte gar nicht wissen, Verrückter, aber du hast dein Bestes gegegeben, und du warst eine gute Hilfe auf Deck und hast dich nie beschwert – und mehr kann keiner verlangen.« Er sah hoch in die Takelage, wo die Segel eingeholt worden waren, also befahl er, den Anker fallen zu lassen. Er zurrte das Steuerrad fest, während Borric es hielt, und sagte: »Normalerweise würde ich dich noch bis zum Sonnenuntergang mit den anderen die Fracht löschen lassen, so lange, bis dir die Zunge aus dem Hals hängt, weil deine Arbeit auf dem Schiff eigentlich erst zu Ende ist, wenn es leer ist. Aber irgend etwas an dir sagt mir, daß du Ärger im Kielwasser hinter dir herziehst, also will ich dich möglichst unbemerkt loswerden.« Er musterte Borric von oben bis unten. »Also geh nach unten und hol deine Sachen. Ich weiß, du hast meine Männer mit deinen Kartentricks ausgeplündert. Glücklicherweise habe ich sie noch nicht ausbezahlt, sonst hättest du ihnen ihre Heuer für diese Fahrt auch noch abgeknöpft.«
    Borric nickte und sagte: »Danke, Kapitän.«
    Er machte sich zur Kajütentreppe auf, stieg die Leiter hinunter, die zum Hauptdeck führte, und schrie zu Suli hoch: »Junge! Komm runter und pack deine Sachen!«
    Der Bettler aus Durbin schwang sich die Webeleine hinunter und traf Borric auf dem Vorderdeck. Sie stiegen unter Deck und suchten ihre wenigen Habseligkeiten zusammen. Neben einem Messer und einem Gürtel hatte Borric noch einen kleinen Stapel Münzen gewonnen, außerdem zwei Seemannshemden, eine Hose und einige ähnliche Sachen für Suli.
    Als sie wieder nach oben kamen, stand die Mannschaft müßig herum und wartete auf die Ankunft des Lotsen aus Faráfra. Einige verabschiedeten sich von ihnen, während sie zu der Strickleiter hinübergingen, die an der Leeseite des Schiffes hing. Unten wartete ein kleines Boot mit zwei Seeleuten, die sie ans Ufer rudern sollten.
    »Verrückter! Junge!« sagte der Kapitän, als sie die Leiter hinunterklettern wollten. Beide zögerten. Er hielt ihnen einen kleinen Beutel entgegen. »Das ist ein Viertel der normalen Heuer. Ich kann doch niemanden ohne einen Penny in eine keshianische Stadt schicken. Da hätte ich euch gleich ertrinken lassen

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