Midkemia Saga 05 - Gefährten des Blutes
betrachtete sie den Prinzen, während er durch den Gang zwischen den Gästen schritt, die den heutigen Abend mit der Kaiserin verbrachten. Um das Podest herum war in einem Halbkreis ein Dutzend Tische aufgestellt, und an jedem Tisch ruhten auf Kissen diejenigen, die die Kaiserin dieser Ehre für würdig befunden hatte.
Erland blieb vor der Kaiserin stehen und neigte den Kopf, doch nicht tiefer, als er es vor seinem Onkel, dem König, getan hätte.
James, Gamina und Locklear beugten die Knie, wie sie der Protokollbeamte angewiesen hatte, und warteten auf das Zeichen, mit dem sie sich wieder erheben durften.
»Wie ist es unserem jungen Prinzen von den Inseln ergangen?«
Die Stimme der Frau brach wie der Donner über einen Sommernachmittag herein, und Erland wäre fast zusammengezuckt.
Diese einfache Frage enthielt Feinheiten und Untertöne, die der junge Mann niemals hätte zum Ausdruck bringen können. Erland antwortete so ruhig wie möglich: »Gut, Euer Majestät, und mein Onkel, der König der Inseln, läßt Euch die besten Wünsche für Eure Gesundheit und Euer Wohlergehen übermitteln.«
Kichernd erwiderte sie: »Das sollte er auch, mein Prinz. Ich bin hier am Hof sein bester Freund, daran solltet Ihr keinen Zweifel haben.« Sie seufzte und fuhr fort: »Wenn diese Feierlichkeiten zu Ende sind, überbringt die innigsten Wünsche zu den Inseln, auf daß es ihnen weiterhin wohl ergehen möge. Wir haben viel gemeinsam. Nun, wer sind Eure Begleiter?«
Erland stellte sie vor, und danach überraschte die Kaiserin alle, als sie sich leicht aufrichtete und sagte: »Gräfin, würdet Ihr mir die Liebenswürdigkeit erweisen näherzutreten.«
Gamina warf James einen raschen Blick zu, dann stieg sie die zehn Stufen hoch, die auf das Podest führten. »Ihr aus dem Norden seid oft so blond, doch Euresgleichen habe ich noch nie gesehen«, sagte die alte Frau. »Ihr stammt nicht zufällig aus der Gegend um Stardock?«
»Nein, Euer Majestät«, entgegnete Gamina. »Ich wurde in den Bergen nördlich von Romney geboren.«
Die Kaiserin nickte, als erklärte das alles. »Kehrt zu Eurem Gemahl zurück, meine Liebe. Auf Eure fremdländische Art seid Ihr sehr schön anzusehen.«
Während Gamina die Stufen vom Podest herabstieg, sagte die Kaiserin: »Euer Hoheit, für Euch wurde ein Tisch gedeckt. Ihr werdet mir doch den Gefallen erweisen und mit mir speisen.«
Der Prinz verneigte sich und sagte: »Es ist mir eine Ehre, Eure Majestät.«
Als sie sich an dem ihnen zugewiesenen Tisch niedergelassen hatten, der nur durch einen anderen von der Kaiserin getrennt war, erschien ein Höfling und verkündete: »Prinz Awari, Sohn von Ihr, Die Kesh Ist!« Der Prinz, den Erland schon am Nachmittag kennengelernt hatte, trat durch eine Seitentür ein, hinter der, wie Erland vermutete, ein weiterer Flügel des Palastes lag, der sich mit Sicherheit von dem unterschied, in dem seine Gesellschaft untergebracht war.
»Wenn ich Euer Hoheit darauf hinweisen dürfte«, hörte Erland zu seiner Rechten eine Stimme, wandte sich um und sah Kafi Abu Harez, der sich zwischen ihn und Graf James gedrängt hatte. »Ihre Majestät, möge es Ihr wohl ergehen, hat die Möglichkeit Eurer Unkenntnis in vielerlei für Euch neuen Dingen in Betracht gezogen und mich an Eure Seite befohlen, damit ich Euch alle Fragen beantworte, die sich Euch stellen mögen.«
Und die Dinge herausbekomme, auf die wir neugierig sind , hörte Erland Gaminas Gedanken.
Der Prinz nickte leicht, was Kafi für bloßes Nachdenken über sein Angebot hielt, während Gamina wußte, er stimmte ihr zu. Dann rief der Höfling: »Prinzessin Sharana!« Hinter Awari trat eine junge Frau ein, die ihrem Äußeren nach ungefähr in Erlands Alter sein mußte.
Erland blieb angesichts der Enkelin der Kaiserin die Luft weg. In diesem Palast der Schönheit war sie die bezaubernde Krone. Sie war gekleidet wie alle anderen, doch gleich der Kaiserin trug sie eine Leinenweste – und wirkte dadurch noch anziehender, weil diese ihren Körper verhüllte. Ihre Arme und ihr Gesicht hatten die blasse Farbe von Mandeln, und die keshianische Sonne hatte ihrer Haut einen goldenen Schimmer verliehen. Das Haar trug sie in der Stirn kurzgeschnitten, ansonsten reichte es bis auf die Schulter, gerade und ohne Schmuck, abgesehen von einem langen Zopf, in den Edelsteine und Gold eingeflochten waren. Dann rief der Höfling: »Prinzessin Sojiana!«
Locklear wäre fast aufgesprungen. Wenn Prinzessin Sharana die Schönheit in
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