Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Midkemia Saga 06 - Des Königs Freibeuter

Midkemia Saga 06 - Des Königs Freibeuter

Titel: Midkemia Saga 06 - Des Königs Freibeuter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond Feist
Vom Netzwerk:
Unternehmen meinetwegen schief läuft.«
    Harry meinte: »Hör mal. Ich bin ein Taugenichts, das hat mir mein Vater immer wieder gesagt, doch bei den seltenen Gelegenheiten, wo ich ihm bei den Amtsgeschäften der Baronie helfen durfte, habe ich nicht ganz geschlafen. Und am Hofe deines Vaters habe ich auch genug mitbekommen. Weiß du, was den einen zum Herrscher macht und den anderen nicht: Einfach die Bereitschaft, auch das Falsche zu wagen.«
    Jetzt war es an Nicholas zu fragen: »Glaubst du?«
    »Ja. Ich glaube, wichtig dabei ist einfach nur zu sagen: Hier geht’s lang, selbst, wenn der Weg nicht der richtige ist.«
    »Nun«, stimmte Nicholas zu, »Vater hat immer gesagt, man weiß nicht, ob man auf dem richtigen Weg ist, bis man nicht riskiert hat, den falschen einzuschlagen.«
    Vom Wasserloch her ertönte ein Ruf. Sie drehten sich um und liefen zurück. Marcus und Calis waren wieder da, und Marcus sagte: »Du solltest lieber mitkommen und dir das mal ansehen.«
    Nicholas, Harry, Amos und Ghuda folgten Calis und Marcus aus der Oase und durchquerten eine kleine Senke, hinter der ein Hügel lag. Als sie auf dem Hügel waren, konnte Nicholas sehen, daß sie sich an der südwestlichen Ecke eines Plateaus oder eines Tafelbergs befanden. Das Land darunter fiel steil ab und wurde grüner, je weiter es vom Plateau entfernt war. Nach Nordwesten hin erstreckte sich die Wüste weiter, als Nicholas’ Augen sehen konnten. »Richtung Süden war die richtige Wahl.«
    Calis sagte: »Bestimmt. Wenn wir nach Westen gezogen wären, hätten wir alle sterben müssen.«
    Marcus sagte: »Aber da ist noch mehr.« Er zeigte auf einen schwachen Dunst in der Luft.
    »Was ist das?« fragte Nicholas.
    »Ein Fluß«, erwiderte Calis. »Trotz der Entfernung würde ich sagen, ein großer.«
    »Wir weit ist er weg?« fragte Amos.
    »Einige Tagesmärsche, vielleicht weiter.«
    Nicholas sagte: »Morgen ruhen wir uns aus, und übermorgen in der Dämmerung brechen wir auf.«
    Sie wandten sich ab, und während sie zu der Oase zurückkehrten, dachte Nicholas nicht mehr darüber nach, daß er versagen könnte.

    Die vierunddreißig Überlebenden der Rauhvogel machten sich zielstrebig zu dem Fluß in der Ferne auf. Sie waren bereits zwei Tage unterwegs, und nach der mörderischen Hitze in der Wüste war die immer noch heiße Luft im Schatten der Bäume sehr gut zu ertragen.
    Sie hatten genug Wasser, denn die Quelle, die den Tümpel in der Oase füllte, speiste auch ein Bächlein, das südlich durch die Felsen floß. Calis schlug vor, diesem Bachlauf zu folgen, da er vermutlich in den Fluß mündete. Und falls nicht, hätten sie unterwegs noch eine Zeitlang frisches Wasser.
    Es war fast Mittag, als sie Rast machten; Calis kundschaftete die Gegend vor ihnen aus. Nicholas bewunderte die Kraft und Ausdauer des Halbelben immer mehr. Während man bei allen anderen die Folgen des Schiffsunglücks und des anschließenden Marschs in den Gesichtern ablesen konnte, sah Calis noch genauso aus wie an dem Tag, als Nicholas ihn kennengelernt hatte, abgesehen von dem Schmutz auf seinem zerrissenen Gewand.
    Calis war fast sofort wieder da und sagte: »Nicholas, Ihr solltet Euch das am besten einmal ansehen.«
    Nicholas gab Marcus und Harry ein Zeichen, sie sollten mitkommen, und die vier eilten den Bach entlang ein kleines Tal hinunter, bis sie eine felsige Erhebung erreichten. Calis kletterte hinauf, und die anderen folgten ihm.
    Von oben konnten sie deutlich den Fluß sehen, der sich wie ein dünnes blaues Band durch die Steppe wand.
    »Wie weit ist es noch?« fragte Nicholas.
    »Ein oder zwei Tage.«
    Nicholas grinste. »Das werden wir wohl schaffen.«
    Marcus lächelte schwach, als wäre er nicht überzeugt, doch Harry erwiderte das Grinsen.
    Sie gingen zu den anderen zurück. Nicholas sagte: »Wir sind in der richtigen Richtung unterwegs.« Diese einfache Aussage schien die Moral der gesamten Mannschaft deutlich zu heben, und selbst Brisa, die, seitdem sie die Wüste durchquert hatten, ungewöhnlich still gewesen war, bekam wieder bessere Laune. Nicholas wünschte, sie würde Marcus wiedermal ein bißchen ärgern, damit er sähe, daß sie wieder die alte war, doch sie war meist abwesend und sagte nur etwas, wenn man sie ansprach.
    Calis ging wieder kundschaften, die anderen warteten und ruhten sich während der heißesten Stunden des Tages aus, derweil der Halbelb den besten Weg zur Steppe unter dem Plateau suchte.
    Nachdem mehr als eine Stunde vergangen war,

Weitere Kostenlose Bücher