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Midkemia Saga 06 - Des Königs Freibeuter

Midkemia Saga 06 - Des Königs Freibeuter

Titel: Midkemia Saga 06 - Des Königs Freibeuter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond Feist
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ein Täuschungsmanöver, denn die meisten Angreifer kamen vom Fluß.« Er zeigte auf die vielen Toten auf dieser Seite. »Der größte Teil des Kampfes hat sich dort abgespielt. Und er war schnell vorüber. Die da« – die Toten außerhalb der Wagen – »sind entweder Angreifer, oder sie versuchten zu fliehen.«
    Nicholas sagte zu dem Seemann: »Geht zurück und holt die anderen.« Der Seemann salutierte und lief los.
    »Banditen?« fragte Marcus.
    Ghuda schüttelte den Kopf. »Glaube ich kaum. Das ging alles sehr durchgeplant vonstatten. Soldaten, würde ich sagen.«
    Nicholas wandte ein: »Ich sehe keine Uniformen.«
    »Soldaten tragen nicht immer Uniformen«, entgegnete Ghuda.
    In diesem Moment kam Calis zu ihnen. Vor sich führte er eine schlanke Gestalt. Es war ein kleiner Mann, der offensichtlich verschreckt war, denn er warf sich vor Nicholas und den anderen auf den Boden und begann lauthals zu jammern. »Wer ist das?« fragte Nicholas.
    Calis zuckte mit den Schultern. »Ein Überlebender, glaube ich.«
    »Kann jemand das Gerede verstehen?« fragte Nicholas.
    Ghuda meinte: »Ihr müßt nur zuhören, was er sagt.«
    Nicholas hörte genauer hin und erkannte die Sprache als jene von Kesh, allerdings in einem ihm unbekannten Dialekt. Das Gerede war nur deshalb schlecht zu verstehen, weil der Mann so aufgeregt sprach.
    Marcus sagte: »Ist so ähnlich wie natalesisch.« Die Sprache von Natal war mit dem Keshianischen verwandt, da Natal einst eine Provinz des Kaiserreichs gewesen war.
    »Steh auf«, sagte Nicholas in der Sprache von Kesh. Er mochte die Sprache zwar nicht, beherrschte sie aber gut.
    Der Mann verstand ihn und gehorchte. »Sah, Encosi.«
    Nicholas blickte Ghuda an, und der sagte: »Hört sich an wie ›Ja, Encosi!‹« Nicholas machte eine Geste, er verstehe nicht, und Ghuda erklärte: »Encosi ist ein Titel, der so viel wie Meister oder Herr bedeutet. Benutzt man meist in der Gegend um den Ring von Kesh, wenn man nicht weiß, welchen Rang ein Fremder hat.«
    »Wer bis du?« fragte Nicholas den kleinen Mann.
    »Ich bin Tuka der Wagenfahrer, Encosi.«
    »Wer hat das hier angerichtet?« fragte Nicholas.
    Der Mann zuckte mit den Schultern. »Ich weiß nicht, welche Truppe es war, Encosi.«
    »Truppe?« fragte Harry.
    »Sie hatten kein Banner, und trugen keine –« Er benutzte ein Wort, das Nicholas nicht verstand.
    Ghuda sagte: »Er meint, sie hatten keine Abzeichen.«
    Tuka schüttelte heftig den Kopf. »Ja, war keine offizielle Truppe, Encosi. Banditen, höchstwahrscheinlich.«
    Etwas an dem, was der Mann sagte, verwirrte Nicholas. Er nahm Ghuda zur Seite. »Er glaubt das doch selbst nicht. Warum lügt er?«
    Ghuda blickte über Nicholas’ Schulter hinweg. »Ich habe keine Ahnung. Wir wissen nicht, wer hier herrscht, und vielleicht sind wir geradewegs in einer Fehde zwischen zwei Lords oder zwei Gilden geraten. Wer will das wissen? Es kann auch sein, daß er weiß, wer sie überfallen hat, aber glaubt, sein Leben retten zu können, wenn er sich dumm stellt.«
    Nicholas zuckte mit den Schultern und wandte sich wieder dem Mann zu. »Hast du als einziger überlebt?«
    Der Mann sah sich um, als würde er überlegen, welche Antwort ihm am besten dienen würde. Dieser Gesichtsausdruck entging Ghuda keineswegs. Der Söldner zog sein Jagdmesser und trat vor den Mann. »Lüg nicht, Hund!«
    Der Mann fiel auf die Knie und bettelte um sein Leben, weil er angeblich drei Frauen und unzählige Kinder zu ernähren habe.
    Nicholas warf Marcus einen fragenden Blick zu, der nickte. Ghuda sollte weitermachen. Der große Söldner machte dem kleinen Mann mit dem Theater viel angst, und Tuka fand das überhaupt nicht lustig.
    Er kroch auf dem Boden herum und heulte, er sei unschuldig. Dazu rief er mindestens ein halbes Dutzend Nicholas unbekannte Gottheiten an, die ihn vor dem Verderben schützen sollten.
    Schließlich winkte Nicholas Ghuda zurück. Zu dem Wagenführer sagte er: »Dir wird nichts passieren, wenn du uns die Wahrheit sagst.
    Wir haben mit jenen, die diese Wagen verbrannt haben, nichts zu tun. Also, wer bist du, wohin wolltet ihr und wer hat euch überfallen?«
    Der kleine Mann blickte von einem Gesicht zum anderen.
    »Encosi, Gnade, bitte, Gnade. Ich bin Tuka, ein Diener von Andres Rusolavi, einem Händler von großer Macht. Mein Meister besitzt Patente in sechs Städten und darf die Jeshandi seine Freunde nennen.« Nicholas hatte keine Ahnung, wer oder was die Jeshandi waren, doch er machte dem kleinen

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