Midkemia Saga 06 - Des Königs Freibeuter
Mann ein Zeichen, er solle fortfahren.
»Wir waren auf dem Heimweg vom Frühjahrsmarkt und hatten Waren von großem Wert geladen, als wir heute morgen von einem Trupp Reiter überfallen wurden. Mein Meister wurde von Jawans Truppe beschützt, welche gut kämpfte, und wir wären aus diesem Kampf als Sieger hervorgegangen. Alle von uns, die Diener meines Meisters und Jawans Truppe, nahmen die Schwerter, doch dann wurden wir auch noch vom Fluß aus angegriffen, von Männern in Booten.« Dem Mann stand das Entsetzen ins Gesicht geschrieben, als er weitererzählte: »Ich saß auf meinem Wagen, und als er umgeworfen wurde, fiel ich ins Gras. Ich bin nicht gerade ein tapferer Mann und habe mich einfach versteckt.« Er schien sich wegen seiner Feigheit zu schämen.
Nicholas fragte: »Glauben wir ihm?«
Ghuda nahm ihn beiseite. »Ich glaube nicht, daß er lügt. Er erwartet, daß wir wissen, wer diese Jeshandi und dieser Jawan sind, oder er hätte es uns erklärt. Aber er dachte, seinen Meister würden wir nicht kennen, deshalb hat er dessen Wichtigkeit so betont.«
Ghuda wandte sich an den Mann und fragte: »Bist du aus Rusolavis Haus?«
Der Mann nickte heftig. »Wie schon mein Vater. Wir sind seine freien Diener.«
Ghuda meinte: »Wir sollten am besten noch eine Weile für uns behalten, wer wir sind.«
Nicholas nickte. »Ihr geht rum und erzählt allen, sie sollen aufpassen, was sie in der Gegenwart dieses Kerls sagen, während ich ihn noch ein bißchen ausfrage.«
Nicholas machte dem kleinen Mann ein Zeichen, er solle ihn zu den Wagen begleiten, und versuchte herauszubekommen, worin diese wertvolle Fracht bestanden hatte.
Währenddessen kamen die Seeleute auf den Platz. Tuka fragte: »Encosi, welche Truppe ist das?«
Nicholas betrachtete den zerlumpten Haufen von Seeleuten und Soldaten, die die Fahrt von Crydee hierher überlebt hatten, und sagte: »Es ist meine Truppe.«
Der Mann riß die Augen auf. »Dürfte ich die Ehre haben, zu erfahren, wer Ihr seid. Encosi?«
»Nicholas«, antwortete der Prinz und hätte beinahe hinzugefügt: »Von Krondor.«
Der Mann zog ein verwirrtes Gesicht. »Natürlich, Mächtiger. Euer Ruf eilt Euch voraus. Eure Taten sind Legende, und jeder Hauptmann zittert vor Euch.«
Nicholas wußte mit dem Geschwätz nichts anzufangen. »Wir sind nicht hier aus der Gegend.«
»Eurem Akzent und Eurer Kleidung nach habe ich das schon geahnt, Encosi. Aber Euer Ruhm ist im ganzen Land groß.«
»Wo wir davon sprechen«, fragte Nicholas, »welches Land ist dies?«
Tuka war noch mehr verwirrt. Nicholas versuchte es anders: »Wie weit wart ihr noch von Eurem Ziel entfernt?«
Das Gesicht des kleinen Mannes hellte sich auf. »Wir sind noch vier Tagesfahrten von dem Treffen bei Shingazis Anlegestelle entfernt. Dort wollte mein Meister die Fracht auf Boote verladen und flußabwärts verschiffen.«
»Wohin?« fragte Nicholas.
Tuka blickte ihn abermals verwirrt an. »Wohin? Zur Stadt am Schlangenfluß. Wohin sollte jemand in den Ostlanden sonst wollen, Encosi? Hier gibt es keine anderen Städte.«
Margaret reckte den Hals und versuchte, um das große Ruder herum zu schauen. »Es ist ein Hafen.«
»Wie interessant«, meinte Abigail ironisch.
Seit das Verfolgerschiff hinter ihnen zurückgeblieben war, schwankte sie zwischen bitterem Humor und völliger Verzweiflung. »Früher oder später mußten wir ja in einem ankommen.«
»Abigail, eine Sache lernt man in der Wildnis sehr rasch: Man folgt einer Spur nicht, ohne den eigenen Weg zu markieren.«
»Was auch immer das zu bedeuten hat«, erwiderte Abby Margaret setzte sich auf eins der Betten. »Es bedeutet, daß wir, wenn wir fliehen, wenigstens ein paar Anhaltspunkte haben, wie wir zurückkommen.«
»Zurück wohin?« Abby ließ ihren Ärger an Margaret aus.
Margaret nahm ihre Freundin bei den Armen. Sie senkte die Stimme. »Ich weiß, du bist sehr aufgeregt. Ich habe mich genauso verzweifelt gefühlt, als Anthony und die anderen zurückblieben.
Aber sie kommen. Vielleicht sind sie nur einen Tag oder zwei hinter uns. Wenn wir diesen Mördern entkommen, müssen wir den Weg zurück finden.«
»Falls wir ihnen entkommen«, sagte Abby »Nicht falls – wenn!« beharrte Margaret.
Abby Augen füllten sich mit Tränen, und ihre Wut verrauchte.
»Ich habe solche Angst.« Margaret nahm sie in die Arme.
Sie versuchte ihre Freundin zu besänftigen. »Ich weiß. Ich habe auch Angst. Doch wir müssen tun, was notwendig ist, egal, wie sehr wir
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