Midkemia Saga 06 - Des Königs Freibeuter
uns fürchten. Es gibt einfach keinen anderen Weg.«
Abby sagte: »Ich mache, was du verlangst.«
»Gut«, meinte Margaret. »Bleib immer in meiner Nähe, und wenn ich eine Möglichkeit zur Flucht finde, werden wir sie nutzen. Du mußt nur mitkommen.«
Abigail sagte nichts.
Die Tür der Kabine öffnete sich überraschend. Zwei schwarzgekleidete Seeleute traten ein und stellten sich zu beiden Seiten der Tür auf. Anstelle von Arjuna Svadjian kam jedoch eine Frau herein. Sie hatte fast schwarzes Haar, welches ihr zusammen mit der hellen Haut und den blauen Augen ein eigentümliches Aussehen gab. Sie trug einen Umhang, den sie über die Schultern zurückgeworfen hatte. Darunter trug sie wenig; ihre Brüste wurden von einem knappen Oberteil bedeckt, ansonsten trug sie nur einen einfachen kurzen Rock. Ihre Kleidung war jedoch aus feinsten Stoffen und mit wertvollen Juwelen besetzt.
Diese Frau war keine Tänzerin und keine reiche Kurtisane, denn in ihren Augen lag etwas Furchteinflößendes. Sie fragte in der Sprache des Königreichs, die ihr keine Probleme zu bereiten schien
»Ihr seid die Tochter des Herzogs?«
»Ja, und wer seid Ihr?«
Die Frau beachtete die Frage nicht. »Dann seid Ihr die Tochter des Barons von Carse?« wandte sie sich an Abigail.
Abigail nickte nur.
Die Frau sagte: »Ihr werdet genau das tun, was ich Euch sage. Ihr könnt ein gutes Leben führen oder auch ein schlechtes, oder Ihr könnt dabei zusehen, wie einige Eurer Landsleute unter unglaublichen Schmerzen sterben – ich versichere Euch, das wird Euch dann wie eine Ewigkeit erscheinen. Ihr habt die Wahl. Ich rate Euch, die richtige zu treffen.« Lässig fügte sie hinzu: »Ihr Adligen aus dem Königreich haltet Euch doch immer für die Hirten von diesem Vieh.« Sie machte eine Handbewegung, und zwei weitere Wachen schleppten ein junges Mädchen herein. Ohne die Augen von Margaret zu wenden, fragte die Frau: »Kennt Ihr dieses Mädchen?«
Margaret nickte. Das Mädchen hatte in der Küche der Burg gearbeitet und hieß Meggy.
»Gut«, sagte die Frau. »Es geht ihr nicht sonderlich gut, und wir werden ein Maul weniger zu stopfen haben, wenn sie tot ist.« Sie wartete einen Moment lang und sagte dann: »Tötet sie!«
»Nein!« sehne Margaret, als einer der beiden Wächter einen Dolch zog, dem Mädchen in den Haarschopf griff und ihren Kopf zurückzog. Mit einem einzigen Schnitt schlitzte er ihr die Kehle auf.
Meggy kam gerade noch dazu, einen erwürgten Schrei auszustoßen.
Ihre Augen wurden trübe, und sie fiel auf die Knie, während Blut aus ihrem Hals sprudelte.
»Das hättet Ihr nicht tun brauchen!« klagte Margaret. Abigail stand stumm mit aufgerissenen Augen da.
»Nur eine kleine Demonstration«, sagte die Frau. »Ihr seid besonders wertvoll für mich, und ich werde Euch nichts tun, solange ich andere Möglichkeiten habe. Doch ich würde nicht zögern, das jüngste Kind aus Eurer Heimat auf kleiner Flamme vor Euren Augen zu kochen. Habe ich mich Euch verständlich gemacht?«
Margaret schluckte ihre Wut hinunter. Sie zwang sich, ruhig zu antworten. »Ja. Sehr verständlich.«
»Gut«, sagte die Frau. Sie wandte sich um, zog ihren Umhang zu und ging hinaus. Die Wachen nahmen das junge Mädchen und trugen den leblosen Körper fort. Die anderen beiden Wachen schlossen die Tür. Alles war wieder so wie vorher, abgesehen von der roten Lache auf dem Boden.
Nachdem sich alle am Ort des Überfalls versammelt hatten, ließ Nicholas seine Leute ausschwärmen und die Gegend absuchen. Im hohen Gras entdeckten sie drei Schwerter und eine Anzahl Dolche.
Jemand fand ein Faß mit hartem Brot und getrocknetem Fleisch. Das Essen wurde gleich unter den Männern verteilt.
Tuka beobachtete die zerlumpten Männer und sagte: »O Encosi, Eure Truppe scheint harte Zeiten hinter sich zu haben.«
Nicholas sah den kleinen Mann an. »So könnte man das sagen«, erwiderte er. »Genauso wie du.«
Der kleine Mann sackte sichtlich zusammen. »Da habt Ihr recht, mächtiger Hauptmann. Mein Meister wird sehr böse sein, weil er eine so wertvolle Karawane verloren hat. Sein Ansehen in der Dhiznasi Bruku wird Schaden erleiden, und ich werde der einzige sein, den er zur Rechenschaft ziehen kann.«
Nicholas wußte nicht, was die Dhiznasi Bruku war, doch die letzte Bemerkung des kleinen Mannes amüsierte ihn. »Warum sollte dein Meister ausgerechnet dich, einen einfachen Wagenführer, zur Rechenschaft ziehen wollen?«
Tuku zuckte mit den Schultern. »Wen
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