Midkemia Saga 06 - Des Königs Freibeuter
sträubten. »Ihr habt recht.«
Sie gingen den Hügel hinunter, kletterten über die kleine Mauer und suchten sich einen Weg zwischen den Leichen hindurch. Tuka kniete sich hin und untersuchte einen der Toten. »Encosi! Es waren Leute von den Clans!«
Er zeigte auf einen Toten, der an einem Lederhalsband einen silbernen Löwen um den Hals trug. Tuka ging von einem zum anderen. »Dieser hier gehörte zum Bärenclan. Und dieser zum Wolfsclan. Er muß ein Bündnis gegen den Oberherrn geben.«
Ghuda ging so nah, wie es wegen der Hitze möglich war, an das Gebäude heran. »Nicholas! Hierher!«
Nicholas ging mit Calis, Amos und zwei Soldaten zu Ghuda. Der zeigte auf einen Haufen Leichen. »Dies hier sind die Söldner, von denen ich Euch erzählt habe.«
»Verdammt«, meinte Amos. »Wenn Ihr schon mal eine Geschichte über Verräter erzählt, dann hat sie auch gleich Hand und Fuß.« Er sah sich um. »Jemand nimmt einen ganzen Haufen Schwierigkeiten in Kauf, um alle, die an dieser Sache beteiligt waren, gegen sich aufzubringen.«
Nicholas kniete sich hin und untersuchte etwas. Amos folgte seinem Blick und sagte: »Mögen uns die Götter beschützen!«
»Was ist denn?« fragte Marcus.
»Der Helm da, den der Mann dort trägt.«
Marcus sah hin. »Der rote?«
»Ja, der rote.«
»Was ist damit?«
»Ich habe einen solchen Helm schon gesehen, nur beim letzten Mal war er schwarz.«
Nicholas sagte. »Vater hat mir etwas darüber erzählt. Ein Eisenhelm, der das Gesicht verbirgt, dieser Drachenkamm, die beiden Flügel an der Seite.«
»Hat er dir auch erzählt, wer solche Helme getragen hat?« fragte Amos.
»Ja«, erwiderte Nicholas, »hat er. Die schwarzen Kämpfer von Murmandamus.«
Tuka sagte: »Das ist ein Helm von den Roten Kämpfern.«
Nicholas fragte: »Und was weißt du über sie?«
Der kleine Mann machte mit den Händen ein Schutzzeichen gegen das Böse. »Sie sind böse Männer. Sie gehören zu einer Brüderschaft von Kriegern, die dem Oberherrn der Stadt am Schlangenfluß dient.«
Nicholas blickte der Reihe nach Calis, Amos und Marcus an.
»Wir sind auf der richtigen Fährte.«
Fluß
Ein Mann hustete.
Nicholas und die anderen drehten sich nach dem Geräusch um und gingen darauf zu. Zwei Männer lagen außerhalb der Mauer, und Ghuda half zwei der Soldaten, sie noch weiter vom Feuer fortzuziehen.
Der eine hatte eine Kopfwunde, die übel blutete, den anderen hatte der Bolzen einer Armbrust an der Schulter erwischt.
Der Mann mit dem Bolzen in der Schulter war bewußtlos, doch der mit der Kopfwunde bewegte sich. »Ich brauche etwas Wasser«, sagte Ghuda.
Einer der Soldaten reichte ihm einen Wasserschlauch, und Ghuda wusch das Gesicht des Mannes. Amos sagte: »Götter! Wenn das nicht der häßlichste Kerl ist, den ich je gesehen habe …«
Der Mann spuckte Wasser, blinzelte und schüttelte den Kopf.
»Oh«, machte er und legte die Hand an die Schläfe. »Das war ein Fehler.« Er schlug die Augen abermals auf und sah von Gesicht zu Gesicht. Als er Amos ansah, meinte er: »Ihr seid auch nicht gerade der Schönste.«
Der Mann hatte eine Brauenwulst, die aussah, als wäre sie aus Granit. Die buschigen Augenbrauen bildeten eine durchgehende, dunkle Linie über den Augen des Mannes, die tief zurücklagen und von einem riesigen Kolben von Nase getrennt wurden, der vielleicht einst eine Form gehabt hatte, doch nach zahlreichen Brüchen nicht einmal mehr ahnen ließ, wie die Nase ursprünglich ausgesehen haben mochte. Ein verfilzter Bart verdeckte den größten Teil des Kinns, und die Lippen des Mannes sahen eigentümlich aus, als wären sie so oft aufgeplatzt, daß sie schließlich nicht mehr abschwellen wollten.
Die Haut oberhalb des Bartes war mit Pocken- und anderen Narben übersät. Er war, dachte Nicholas, genau das, was Amos gesagte hatte: der häßlichste Mann, den er je gesehen hatte.
Sein bewußtloser Gefährte hingegen besaß an Stattlichkeit das, was dem anderen fehlte. Dunkles Haar, ein sorgfältig gepflegter Schnurrbart und feine Gesichtszüge.
Ghuda gab dem häßlichen Mann die Hand und half ihm auf die Beine. »Was ist passiert?«
Der Mann legte die Hand an den Kopf. »Alles, was man sich an mörderischem Verrat vorstellen kann.« Er blickte sich um und meinte: »Und ich glaube, Euch überrascht das kaum, so wie Ihr bewaffnet seid.«
Die Soldaten hielten immer noch die Waffen bereit, und Nicholas ordnete mit einer Handbewegung an, sie wegzustecken.
»Wer seid Ihr?« fragte
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