Midkemia Saga 06 - Des Königs Freibeuter
Kämpfer, die, wenn sie einmal losgeschickt werden, nur aufzuhalten sind, indem man sie in kleine Teile zerhackt.«
»Und wann ist das alles geschehen?« fragte Amos.
»Vor siebenundzwanzig Jahren begann der ganze Ärger. Und vor vierundzwanzig Jahren wurde der Oberherr zum Herrscher über alles.«
Nicholas blickte Amos an, und der nickte. Nicholas fragte: »Was ist mit diesem Überfall, in den wir hineingestolpert sind?«
Vaslaw nickte seinem Schwiegersohn zu. Regin sagte: »Einige der jüngeren Krieger wollten die Herrschaft des Oberherrn unterwandern, indem sie seine Verträge mit dem nördlichen Handelsbündnis gefährdeten. Sie taten dies jedoch ohne die Erlaubnis ihrer Oberhäupter.«
Der alte Mann seufzte. »Es war eine dumme Sache, wie tapfer die Männer auch immer gewesen sein mögen. So etwas setzt Valgasha kaum zu.«
Nicholas sagte: »Ich glaube, die Sache betrifft uns beide gleichermaßen. Wie ich schon sagte, denke ich, daß der Oberherr oder jemand von hohem Rang für den Tod Eurer Söhne verantwortlich ist.« Nicholas erzählte noch einmal die Geschichte, die er schon gestern abend erzählt hatte, nur heute schmückte er sie mit mehr Einzelheiten aus.
Schließlich fragte Hatonis: »Eine Sache wüßte ich gern: was hattet Ihr dort oben zu tun?«
Nicholas blickte Ghuda an, der zuckte mit den Schultern, und Amos machte Nicholas ein Zeichen, er sollte weitererzählen.
Nicholas sagte: »Ihr müßt mir schwören, daß das, was ich Euch jetzt erzähle, diesen Raum nicht verläßt.«
Vaslaw nickte. Nicholas sagte: »Ich bin der Sohn des Prinzen von Krondor.«
Hatonis sagte: »Vater hat uns schon erzählt, Ihr wäret der Sohn des Herrschers einer Stadt. Doch von Krondor habe ich noch nie etwas gehört. Liegt das in den Westlanden?«
»Nein«, antwortete Nicholas. Die nächste Stunde verbrachte er mit einem Bericht über das Königreich der Inseln und das Kaiserreich Groß-Kesh und über ihre Fahrt über das große Meer und die Überfälle.
Als er seine Erzählung beendet hatte, waren sie mit dem Essen fertig und tranken Branntwein und gesüßten Kaffee. Vaslaw sagte:
»Ich werde einen Gast meines Hauses nicht als Lügner bezeichnen, Nicholas, doch Eure Geschichte kann ich kaum glauben. Das klingt wie ein Märchen – große Königreiche und Armeen mit Zehntausenden von Kriegern. Doch in der Wirklichkeit gibt es so etwas nicht. Bei uns wollten auch Eroberer das Land in ihre Hände bekommen. Der Priesterkönig von Lanada versuchte zum Beispiel, die anderen Städte am Fluß zu erobern. Aber solche Männer wurden stets zurückgeschlagen.«
»Nicht immer«, sagte Nicholas. »Meine Vorfahren waren Eroberer, und heute sind sie die Helden unserer Geschichte.«
Amos grinste. »Nicholas hat die Wahrheit gesprochen. Eines Tages müßt Ihr an Bord eines Schiffes gehen und uns besuchen, Vaslaw. Es wird Euch alles sehr fremd vorkommen, doch es stimmt.«
Regin fragte: »Nun gut, aber warum sollte jemand Krieg jenseits eines so riesigen Ozeans führen – wir nennen ihn das Blaue Meer –, wo es doch hier genug Beute und Sklaven gibt?«
Nicholas sagte zu Vaslaw: »Ihr habt gesagt, es gäbe vierzehn Clans. Gab es je einen fünfzehnten?«
Vaslaws Gesicht versteinerte. Er bedeutete den Dienern, sie sollten den Raum verlassen. Dann sagte er zu seinen Töchtern: »Ihr müßt leider auch gehen.«
Tashi sah aus, als wollte sie dagegen protestieren, doch ihr Vater schnitt ihr das Wort ab und schrie sie fast an: »Geh.«
Als nur noch Nicholas und seine Freunde und Vaslaw, sein Sohn und sein Schwiegersohn im Zimmer waren, sagte der alte Mann: »Hatonis ist mir als einziger Sohn geblieben, und Regin wird das nächste Oberhaupt unseres Clans, wenn ich sterbe. Doch niemand sonst darf etwas darüber erfahren. Was meintet Ihr, Nicholas?«
Nicholas holte den Talisman aus seinem Beutel und reichte ihn Vaslaw. Der alte Mann machte ein ernstes Gesicht und sagte: »Die Schlangen sind zurück.«
Hatonis fragte: »Die Schlangen, Vater?« Regin wirkte ebenfalls verwirrt.
Der alte Mann legte den Talisman auf den Tisch. »Als ich noch ein Junge war, hat mir mein Vater, der vor mir Anführer des Clans war, über den Schlangenclan erzählt.« Er machte eine Pause. »Einst gab es noch weitere Clans. Drei von ihnen starben aus, die Marder, die Drachen und die Otter, und andere, die Falken und die Wildschweine, gingen in Fehden unter. Zu Zeiten meines Urgroßvaters lebten auch die Schlangen noch in der Stadt. Dann kam es zu einem
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