Midkemia Saga 06 - Des Königs Freibeuter
wurdet ihr schließlich bezahlt!« Er drehte sich um und ging zum Achterdeck.
Dort angekommen rief er: »Mr. Pickens, werden wir es schaffen?«
»Es wird eng«, antwortete der Seemann. Er sah hinter sich und grinste. »Aber sie werden in unserem Kielwasser zurückbleiben.«
Nicholas kehrte auf das Hauptdeck zurück, wollte den anderen etwas sagen, doch unvermittelt sackte er zusammen.
Nicholas wachte in der Kabine des Ersten Maats auf. Durch das Bullauge an der Backbordseite schien die Sonne. Er hatte lange geschlafen. Als er sich zu bewegen versuchte, spürte er, wie heiß und steif seine Seite war. Nicholas untersuchte sich. Jemand hatte ihn frisch verbunden.
Er zog seine Hose an und machte die Truhe auf, die vor dem Bett stand. Der vorherige Besitzer hatte nur ein schwarzes Hemd zurückgelassen, also zog er das an. Es paßte recht gut. Nachdem er seine Stiefel angezogen hatte, ging er zur Tür und öffnete sie.
Ehe er an Deck ging, sah er noch kurz nach Amos. Der Admiral atmete wieder tiefer, war jedoch noch sehr blaß. Nicholas betrachtete ihn einen Augenblick, dann ließ er ihn allein.
Auf dem Hauptdeck standen einige Männer in Gruppen zusammen, während sich andere so gut es ging zum Schlafen hingelegt hatten. Marcus, Anthony, Harry und Ghuda standen in der Nähe der Leiter zum Achterdeck, während Praji und Vaja auf der anderen Seite des Hauptdecks standen und mit den Söldnern redeten.
Nicholas ging zu Marcus und fragte: »Was ist los?«
Harry sagte: »Wir haben da einige Probleme.«
»Die da wären?« fragte Nicholas.
Ghuda sah sich um. »Nun, Calis ist auf dem Achterdeck hinter uns, nur für den Fall, daß Praji und seine Freunde unbedingt an Land gebracht werden wollen.«
Nicholas blickte sich um. »Wann haben wir die Halbinsel umrundet?«
»Gestern, kurz vor Sonnenuntergang.«
»Und wie lange habe ich geschlafen?« fragte Nicholas.
»Wir haben die Stadt am Schlangenfluß vorgestern nacht verlassen. Und jetzt ist es kurz nach Mittag«, erwiderte Marcus.
Harry sagte: »Deine Wunde war schlimmer als du gedacht hast.
Anthony hat sie behandelt und dich ins Bett gebracht. Und fünf Minuten später ging der Ärger los.«
»In Kürze?« sagte Nicholas und beobachtete die Söldner.
»Die Flußschiffer fingen an«, sagte Ghuda. »Sie jammerten wie Fischweiber, weil sie ihre Familien zurücklassen müßten und für die Fahrt über das Meer nicht bezahlt worden wären.«
»Warum habt ihr sie nicht einfach ausgesetzt, nachdem wir den Hafen hinter uns hatten?«
Marcus machte eine wütende Geste. »Das wollte ich, aber Anthony und Calis bestanden darauf, daß Pickens das andere Schiff verfolgen sollte.«
»Und dann begannen die Söldner zu murren«, setzte Ghuda die Geschichte fort. »Sie behaupteten, wir würden sie entführen. Und gestern abend wurde die Lage noch angespannter, nachdem wir etwas Wein ausgegeben hatten. Ich dachte, es würde die Gemüter beruhigen, aber da hatte ich mich getäuscht.«
Nicholas sagte: »Ich will sehen, was ich tun kann.«
Er kletterte zum Achterdeck hoch, wo sich Calis auf seinen Bogen stützte. »Warum habt Ihr die Flußschiffer und die Söldner nicht an Land gehen lassen?«
Calis sagte: »Fragt lieber Anthony, der kann es besser erklären.
Ich bleibe hier, für den Fall, daß Prajis Freunde noch gereizter werden.«
Nicholas fragte: »Was ist mit Praji?«
»Der ist in Ordnung. Wenn er seine Freunde nicht beruhigt hätte, wäre längst der Teufel los.« Calis lächelte. »Ich glaube, er hält Euch für einen anständigen Hauptmann und wartet ab, was Ihr tun werdet.«
Nicholas stieg die Leiter wieder hinunter und ging zu Praji.
»Hauptmann«, sagte der Söldner als Gruß.
»Ich weiß noch nicht, was hier vor sich geht, aber ich gebe Euch mein Wort; alle, die an Land wollen, werden noch vor Sonnenuntergang in ein Boot gesetzt – mit einer Zulage für den Arger.«
Augenblicklich entspannten sich die Männer, und Nicholas machte Calis ein Zeichen, er solle zu ihnen kommen. Dabei sah er seinen erschöpften Ersten Maat am Steuer stehen. »Mr. Pickens!« rief er.
»Aye, Sir!«
»Wart Ihr anderthalb Tage auf Wache?«
»Aye, Sir!«
»Geht nach unten und schlaft Euch aus. Jemand anders soll das Steuer übernehmen. Ich werde noch eine Weile an Deck sein.«
»Aye, Sir«, sagte der Erste Maat erleichtert.
»Harry!«
»Ja, Nicholas?«
»Geh aufs Achterdeck und sorg dafür, daß wir nicht auf Grund laufen. Du bist jetzt Zweiter Maat.«
Mit einem jämmerlichen
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