Midkemia Saga 06 - Des Königs Freibeuter
bin?«
Nicholas setzte ihn über alles in Kenntnis, und kurz danach erschien Anthony. Der Heiler untersuchte Amos und sagte: »Ihr solltet noch eine Weile das Bett hüten. Ich werde Euch etwas Brühe bringen lassen. Diese Bauchwunde ist gefährlich, deshalb müßt Ihr zunächst noch darauf achten, was Ihr eßt.«
»Wäre nicht ein bißchen Wein in Ordnung?« fragte Amos und grinste.
»Ein kleines Glas, zusammen mit der Brühe«, sagte Anthony
»Danach werdet Ihr besser schlafen können.«
Anthony ging davon, und Nicholas sagte: »Morgen werden wir –«
»Diese Dinger da unten umbringen müssen«, sagte Amos. »Ja, ich habe mich schon gefragt, warum ihr das noch nicht gemacht habt.«
»Es fällt mir schwer, Amos. Nakor und Calis haben mir alles erzählt, aber die Dinger sehen wie Menschen aus.«
»Sind sie aber nicht«, erwiderte Amos nur. »Du bist ein Prinz von königlichem Geblüt, wie dein Vater und deine Brüder, und du mußt deine Pflicht erfüllen. Und da muß man eben manchmal Leben auslöschen, um das eigene zu schützen. Es ist nicht gerecht, aber es ist notwendig. So sind die Dinge nun einmal.«
Nicholas nickte. »Ich werde dich jetzt schlafen lassen. Morgen werden wir versuchen, diese Kritzeleien in deinem Logbuch zu entziffern, damit wir den Weg nach Hause finden.«
Amos sagte: »Morgen.« Er sah aus, als wollte er gleich wieder einschlafen. »Eine Sache noch.«
»Was denn?«
»Dieses kleine Mädchen. Laß sie nicht zu nah an dich heran.«
»Eben hast du noch gefragt, was mit mir los wäre …«
Amos sagte: »Nein, ich meine nicht das Bett. Sie könnte dir bestimmt das eine oder andere beibringen. Nein, denk nur immer schön daran, wer du bist und was deine Bestimmung ist. Du kannst lieben, wen du möchtest, doch der König wird dir sagen, wen du heiraten sollst.«
Nicholas nickte. »Das hat man mir mein ganzes Leben lang erzählt, Amos.«
»Dann denk dran, ehe sie dich wie einen Fisch an der Angel hat. Die meisten Männer können dann nämlich nicht mehr klar denken; mach ihr keine Versprechungen.« Er grinste, und Nicholas hatte wieder den Amos vor sich, den er kannte.
»Nur, weil du ihr nicht erlauben darfst, dein Leben in die Hände zu nehmen, heißt das ja nicht gleich, daß du es nicht genießen sollst, wenn sie es versucht.«
Nicholas errötete. »Gute Nacht, Amos. Wir sehen uns morgen früh.«
Er kehrte in seine Kabine zurück, wo er sich daran erinnerte, daß er seine Lampe bei Amos vergessen hatte. Im Dunkeln zog er sich Hemd und Hose aus und setzte sich aufs Bett. Als sich darin etwas bewegte, zuckte er zusammen. lasha sagte: »Komm unter die Decke. Es ist kalt!«
Er zögerte und legte sich schließlich zu dem Mädchen. Er spürte ihre warme Haut. Zuerst lag er einen Moment lang starr da und wußte nicht, was er tun sollte. Dann fanden ihre Lippen die seinen.
Er erwiderte den Kuß. Plötzlich mußte er lachen.
»Was ist?« fragte sie, gleichermaßen erheitert und besorgt.
»Machst du dich über mich lustig?«
»Nein«, sagte Nicholas. »Ich habe nur gerade an etwas gedacht, was Amos mir erzählt hat.«
»Was denn?«
»Ich erzähl es dir später.«
Harry sagte: »Sie sind immer noch hinter uns, Käpt’n.«
Nicholas war gerade an Deck gekommen. Der Himmel war blau, und es wehte eine frische Brise. »Wie lange können sie das noch durchhalten? Sie können doch nicht genügend Vorräte für eine lange Reise an Bord haben.«
»Vielleicht ist ihnen das egal«, meinte Harry »Ist deine Kabine jetzt frei?« Da sie Frauen an Bord hatten, mußten die Offiziere und Adligen sich die Quartiere teilen. Pickens und der neue Bootsmann Gregory teilten sich eine Koje. Harry und Nicholas waren ebenfalls für verschiedene Wachen eingeteilt und schliefen abwechselnd in der Kabine des Ersten Maats. Die Randschana, Margaret, Abigail und die Zofen mußten in zwei kleinen Kabinen für Gäste oder Passagiere schlafen.
Harry sagte: »Du wärst als Kommandant vermutlich etwas überzeugender, wenn du nicht dauernd so dümmlich grinsen würdest.«
Nicholas fragte: »Grinsen?«
Harry nickte. »Ich weiß, wie du dich fühlst.« Er lächelte, während er mit dem Kopf auf Brisa deutete, die gerade über das Deck ging.
»Hör mal, es hört sich vielleicht ein bißchen seltsam an …«
»Was?«
Nicholas errötete. »Wir sollten uns über diese Angelegenheit vielleicht einige Gedanken machen.«
Harry fragte: »Wieso? Ich habe Brisa, du hast die Randschana, Marcus hat Abigail und
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