Midkemia Saga 06 - Des Königs Freibeuter
Anthony Margaret. Hört sich doch so ganz vernünftig an.«
»Das solltest du besser den anderen neunundvierzig Männern auf diesem Schiff erklären«, sagte Nicholas. Harry warf einen Blick auf ein paar Söldner, die auf einer der Ladeluken saßen und Brisa hinterherschauten. »Unseren eigenen Männern können wir trauen.
Das sind Soldaten und Seeleute des Königs. Aber was ist mit den Angeheuerten? Ich möchte, daß bei den Mahlzeiten nicht übermäßig Wein und Bier ausgegeben wird, und daß jemand ein Ohr offenhält, ob es Ärger gibt. Wir sind noch drei Monate oder länger auf diesem Meer unterwegs.«
Harry seufzte. »Du hast recht. Ich werde es den anderen sagen.«
»Die Zofen könnten zu einem Problem werden«, meinte Nicholas.
»Ein bißchen Wortgeplänkel ist eine Sache, aber wenn es zu einer Messerstecherei wegen eines der Mädchen kommen sollte, wäre das übel.«
Harry meinte: »Da hast du allerdings recht. Ich werde den anderen sagen, sie sollen aufpassen.«
Ein Fluch vom Hauptdeck her erregte Nicholas’ Aufmerksamkeit.
Amos stand dort und wiegelte Anthonys Einwände ab. »Ihr mögt vielleicht ein Heiler sein, aber es ist mein Körper, und ich weiß, wann ich etwas frische Luft brauche! Geht!«
Nicholas eilte zu ihm und fragte: »Warum bist du aus dem Bett gekommen?«
»Ich habe solange im Bett gelegen, daß ich rieche wie abgestandenes Bier. Ich brauche frische Luft und saubere Sachen zum Anziehen.«
Nakor kam von unten herauf. »Anthony, Käpt’n.« Als er Amos entdeckte, fügte er hinzu: »Admiral! Schön, dich zu sehen.«
»Auch schön, Euer dummes Grinsen mal wieder zu sehen«, erwiderte Amos.
An Nicholas gewandt sagte Nakor: »Diese Kreaturen sind alle eingeschlafen. Das Mittel wird einige Zeit wirken, doch bei diesen nichtmenschlichen Dingern kann man nie sicher sein. Wir müssen es jetzt tun.«
Nicholas schloß für einen Moment die Augen. Schließlich sagte er: »Tut es.«
Nakor machte Ghuda ein Zeichen, und der führte die Leute an. Sie schoben die Abdeckung der Luken beiseite und brachten ein großes Netz in Position. Nakor sprang auf das Netz und wurde damit hinuntergelassen. Die Zeit zog sich dahin, während Nakor unten im Frachtraum die dreißig bewußtlosen Kreaturen ins Netz lud. Er behauptete, bei ihm bestünde von allen am wenigsten Gefahr, sich anzustecken, weil er ein paar gute Tricks dagegen kannte.
Sie hörten von unten einen Ruf, und Ghuda machte den Männern ein Zeichen. Langsam hob sich das Netz aus dem Frachtraum. Nakor hing außen daran und sprang auf das Deck, als es hoch genug war.
Zwei Männer schwenkten den Ladebaum über das Wasser. Die Körper in dem Netz sahen friedlich aus, wie schlafende junge Männer und Frauen.
Dann schnitt Nakor das Seil durch, und das Netz mit den Körpern fiel ins Wasser. Gewichte zogen es rasch nach unten.
Anthony legte Nicholas die Hand auf die Schulter. »Es mußte getan werden. Es gab keine andere Möglichkeit. Denkt daran, daß diese Kreaturen zum Sterben erschaffen wurden.«
»Das macht den Mord auch nicht leichter«, sagte Nicholas leise.
Anthony sagte: »Ich werde mit Nakor unter Deck gehen. Wir beide werden alles entfernen, was die Krankheit übertragen könnte. Danach haben die Söldner auch einen Platz zum Schlafen.«
Nicholas nickte.
Amos fragte: »Was ist mit dem Schiff, das uns verfolgt?«
Nicholas sagte: »Praji hat es eine Droman genannt. Es ist so eine Art queganische Galeere mit Katapult; außerdem hat es eine Ramme und eine Rampe zum Entern. Am Hauptmast führt es ein Lateinsegel, und dahinter ist, glaube ich, ein Besansegel. Allerdings waren wir nicht nahe genug dran, um das erkennen zu können.«
»Der Kapitän ist entweder sehr mutig oder wahnsinnig. Mit so einem Schiff sollte man sich nicht so weit auf die offene See hinauswagen. Wenn es Sturm gibt, werden sie alle ertrinken.«
»Aber du weißt ja, mit wem wir es zu tun haben«, sagte Nicholas.
Amos nickte. »Das weiß ich besser als du, Junge. Ich habe gesehen, was für Gemetzel sie anrichten. So etwas kann sich keiner vorstellen.« Er blickte in die Takelage und sagte: »Die Männer scheinen sich um ihre Arbeit zu kümmern.«
»Pickens hat sich als ein sehr guter Erster Maat herausgestellt, und Harry lernt auch immer mehr dazu.« Nicholas lächelte. »Geht mir genauso.«
»Manchmal lernt man die Dinge am besten, wenn man sie einfach macht. Pickens war schon immer ein guter Seemann; er ist bisher nur noch nicht auf der Brücke gelandet, weil
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