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Midkemia Saga 06 - Des Königs Freibeuter

Midkemia Saga 06 - Des Königs Freibeuter

Titel: Midkemia Saga 06 - Des Königs Freibeuter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond Feist
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begannen sie zur gleichen Zeit zu sprechen. Die Mädchen lachten, und die Jungen starrten sich verlegen an. Wieder herrschte eine Weile Schweigen, dann setzten Harry und Nicholas abermals gleichzeitig an.
    Margaret sagte: »Ich weiß zwar, daß Ihr beiden unzertrennlich seid, doch warum begleitet Ihr mich nicht dort hinüber, Junker Harry«
    Harry sah Nicholas an, und auf dessen Gesicht spiegelte sich eine Mischung aus Überraschung, Freude und Angst wider. Margaret nahm Harry einfach bei der Hand und führte ihn zu einer kleinen Bank neben einem Beet blühender Rosen.
    Nicholas und Abigail spazierten langsam bis zum anderen Ende des kleinen Gartens, wo sich eine weitere Bank befand. Dort setzten sie sich, und Abigail sagte leise: »Ihr scheint Euch inzwischen an das Leben hier bei uns gewöhnt zu haben, Hoheit.«
    Nicholas sagte: »Hier bin ich nur Junker, meine Dame.« Er wurde leicht rot und fuhr fort: »Ich … ich glaube, ich mag es hier.
    Zumindest manches.« Er starrte sie an und war von ihren fast puppengleichen Gesichtszügen verzückt. Ihre Haut war rein und weich und zeigte nicht die Makel, die Mädchen in ihrem Alter oft verunstalteten. In seinem ganzen Leben hatte er noch nie solch große und blaue Augen gesehen, die in der Dunkelheit fast wie Fackeln strahlten. Das Haar hatte sie zurückgebunden und mit einem silbernen Ring festgesteckt, und es fiel wie eine Kaskade goldener Seide auf ihren Rücken. Er sah zu Boden und sagte: »Manche Dinge hier finde ich viel anziehender als andere.«
    Sie errötete kaum merklich, lächelte jedoch und sagte: »Gibt Euch Seine Gnaden zuviel Arbeit? Man sieht Euch selten in der Burg. Wir haben seit Wochen kaum mehr als ein Dutzend Worte gewechselt.«
    »Ich habe viel zu tun, doch, um die Wahrheit zu gestehen, finde ich das viel interessanter als den Unterricht oder die Hofgeschäfte meines Vaters daheim. Dort muß ich ständig an Paraden und Empfängen teilnehmen.«
    »Ich habe es immer für ein wundervolles Leben gehalten«, meinte sie. In ihrer Stimme schwang Enttäuschung mit. »Ich kann mir kaum etwas Aufregenderes vorstellen, als am Hofe Eures Vaters empfangen zu werden, oder am Hofe des Königs.« Mit großen Augen und ernstem Gesichtsausdruck fuhr sie fort: »Die großen Lords und die schönen Damen, die Gesandten aus fernen Ländern – das klingt alles so hinreißend.«
    Nicholas gab sich Mühe, nicht blasiert zu klingen. »Manchmal ist es sehr schön.« In Wirklichkeit langweilte ihn der ganze Pomp des Hofes zu Tode. Doch er war sicher, Abigail wollte hören, wie schön es sei, und in diesem besonderen Augenblick hatte er auf keinen Fall den Wunsch, sie zu enttäuschen. Sie blickte ihn mit großen Augen an; er mußte sich zwingen zu atmen, weil er es sonst vergessen würde. »Vielleicht werdet Ihr eines Tages Krondor oder Rillanon besuchen können.«
    Ihr Gesichtsausdruck spiegelte plötzlich Niedergeschlagenheit wider. »Ich bin die Tochter eines Barons von der Fernen Küste.
    Wenn es nach meinem Vater geht, werde ich Marcus versprochen; und dann werde ich eine alte Frau mit Kindern sein, ehe ich nach Krondor komme, und Rillanon werde ich niemals sehen.«
    Nicholas wußte nicht, was er sagen sollte; die Kehle schnürte sich ihm zusammen, als sie von einer Heirat mit Marcus sprach. Endlich sagte er: »Ihr müßt ja nicht.«
    »Was muß ich nicht?« fragte sie mit einem blassen Lächeln auf den Lippen.
    »Marcus heiraten«, sagte er linkisch. »Niemand, nicht einmal Euer Vater, kann Euch zwingen.«
    »Er kann es mir sehr schwer machen, nein zu sagen«, sagte sie und senkte den Blick, sah ihn durch unglaublich lange Wimpern an.
    Seine Hände fühlten sich an, als wären sie aus Holz, doch er streckte sich aus und ergriff die ihren. Er hielt sie unbeholfen in den seinen, und sagte: »Ich könnte …«
    Ihre Augen suchten seine, und leise fragte sie: »Was Nicky?«
    Er rang mit den Worten und brachte schließlich hervor: »Ich könnte meinen Vater fragen …«
    Abigail sagte: »Nicky, du bist einfach wundervoll!« Sie legte ihm die Arme um den Hals und zog sein Gesicht dicht an ihr eigenes.
    Plötzlich wurde Nicholas geküßt. Er hatte nicht geahnt, daß ein Kuß so weich, so gefühlvoll und so aufregend sein konnte. Ihre Lippen lagen auf den seinen, ihr Atem war süß wie Rosen. Die Welt drehte sich, als er den Kuß erwiderte. Heiß und kalt fuhr es ihm durch den ganzen Körper, und er fühlte ihre Weichheit und die Wärme ihres Leibes unter seinen Händen. Sie

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