Midkemia Saga 06 - Des Königs Freibeuter
und Watume stammen aus Kesh. Sie wollen Stardock aus der Politik heraushalten.«
Nicholas meinte: »Das ist sicherlich keine schlechte Idee, schätze ich, dennoch benehmen sie sich sehr rüde.«
Anthony sagte: »Wenn Ihr jetzt mit mir kommt, könnte ich noch ein wenig Salbe auf Euren Fuß auftragen, die die Heilung beschleunigt; zumindest wird Euch die Salbe keine weiteren Beschwerden machen, falls sie nicht hilft.«
Nicholas folgte den jungen Magier. Er sah sich im Garten um; die Mädchen waren nirgends zu sehen, wie er bedauernd feststellte.
Die Wochen vergingen überraschend schnell. Jeder Tag war von Sonnenaufgang bis zur Dämmerung mit Arbeit ausgefüllt, und erstaunt stellte Nicholas fest, wie viel Spaß ihm dieses hektische Leben machte. Wenn er etwas zu tun hatte, begann er nicht zu brüten, eine Eigenschaft, die er von seinem Vater geerbt hatte. Das ständige Auf-den-Beinen-Sein härtete seinen jugendlichen Körper ab. Zusätzlich zu der Flinkheit, die er vom Reiten und Fechten her besaß, gewann er nun an Ausdauer. Nachdem er zum ersten Mal einen ganzen Tag lang Schwerter und Rüstungen zum Polieren nach draußen geschleppt hatte, war ihm gewesen, als müßte er sterben.
Nun hätte er mit Leichtigkeit die doppelte Menge schaffen können.
Auch Harry schien die Arbeit zu bekommen, obwohl er sich bei jeder Gelegenheit beschwerte. In den drei Wochen seit ihrer Ankunft in Crydee hatten die beiden Jungen wenig Zeit gefunden, sich mit Margaret und Abigail zu treffen. Meistens waren sie mit den immer wiederkehrenden Aufgaben des Hofes von Crydee beschäftigt.
Bislang war Nicholas nur an den Sechstagnachmittagen dazu gekommen, sich um Abigail zu kümmern, wobei sein Rivale Marcus immer mit von der Partie gewesen war.
Die Leute auf Burg Crydee nahmen die Jungen aus Krondor langsam an. Die Dienstboten in der Küche waren freundlich, die anderen Diener eher respektvoll und zurückhaltend. Die jüngeren Mägde betrachteten Harry mit einer Mischung aus Vergnügen und Wachsamkeit, während nur wenige Nicholas offen anhimmelten, eine Art Aufmerksamkeit, die er sowieso ziemlich beunruhigend fand. Schwertmeister Charles war sehr interessiert, doch stets förmlich. Faxon war offenherzig und freundlich, und Nicholas fand in ihm einen guten Zuhörer. Nakor und Ghuda bekam man kaum zu Gesicht, sie schienen ständig mit irgend etwas Wichtigem in der Stadt oder im Wald beschäftigt zu sein. Allmählich war die Burg Nicholas weniger fremd, und obwohl sie ihm nie ein neues Heim sein würde, wurde sie ihm doch zunehmend vertraut. Und Abigail stand mehr im Mittelpunkt der Gedanken des Prinzen als jedes andere Mädchen zuvor. Bei den seltenen Anlässen, wenn er sie ohne Marcus treffen konnte, war sie herzlich und aufmerksam. Und anschließend blieb er mit widerstreitenden Gefühlen zurück, ob er sich nur vollends zum Narren machte oder ob sie wirklich Wert auf seine Gesellschaft legte.
Knapp einen Monat nach dem ersten Empfang gab es am Hofe des Herzogs abermals ein großes Essen. Diesmal saßen sie weit von Martin und seiner Familie entfernt, und so drangen lediglich Fetzen der Unterhaltung zu ihnen herüber. Nicht nur der ganze Hof hatte seine Aufwartung gemacht, sondern auch die wichtigsten Mitglieder der Gilden und des Handwerks aus der Stadt.
Nicholas starrte quer durch die Halle zu Abigail hinüber, die aufmerksam Marcus zuzuhören schien. Sie sah mehrfach zu Nicholas, errötete und schlug die Augen nieder, wenn sich ihre Blicke trafen.
Harry sagte: »Das Mädchen mag dich.«
»Woher weißt du das?«
Harry grinste und nahm einen Schluck Wein. »Sie sieht dauernd zu dir herüber.«
»Vielleicht findet sie nur mein Aussehen lustig«, erwiderte Nicholas mit einer Spur echter Angst.
Harry lachte. »Wenn man in Betracht zieht, wie sehr du und Marcus euch ähneln, bist du der einzige, dem sie überhaupt etwas Aufmerksamkeit schenkt, und ich würde sogar sagen, sie zieht jemand Bestimmten vor.« Er klopfte seinem Freund auf die Schulter und meinte: »Sie mag dich, Dummkopf.«
Das Essen verging, derweil sich die beiden Jungen mit ihren Nachbarn, zwei jungen Männern, über Nebensächlichkeiten unterhielten. Einer war ein Juwelenhändler, der eine Reise in die Grauen Türme unternehmen wollte; er behauptete, dort gäbe es immer noch von den Zwergen oder menschlichen Bergleuten unberührte Vorkommen. Er würde enttäuscht werden, denn wie Nicholas wußte, hatte das Königreich oberhalb der Vorberge nie Anspruch auf
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