Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Midkemia Saga 06 - Des Königs Freibeuter

Midkemia Saga 06 - Des Königs Freibeuter

Titel: Midkemia Saga 06 - Des Königs Freibeuter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond Feist
Vom Netzwerk:
ist ein böses Schmuckstück«, bemerkte Harry und verzog das Gesicht.
    »Vielleicht ist es noch mehr«, sagte Nicholas. Er steckte ihn zurück in den Beutel am Gürtel. »Komm mit. Wir haben noch ein Dutzend Dinge zu erledigen, ehe wir auslaufen.«

     
    Das Schiff hatte den Hafen hinter sich gelassen, und Amos ließ alle Segel setzen. Der Tag versprach heiter und warm zu werden, ein vielversprechender Anfang, wie Nicholas hoffte. Er stand auf dem Vorderdeck und blickte in das schäumende Wasser unter sich.
    Delphine schwammen verspielt auf gleicher Höhe mit dem Bug.
    »Ein gutes Omen«, sagte einer der Seeleute, der aus der Takelage sprang. Er landete auf den bloßen Füßen und wandte sich seiner nächsten Aufgabe zu.
    Nicholas betrachtete das Erscheinungsbild der Mannschaft. Nichts erinnerte mehr an die Männer, die er von seiner Fahrt nach Crydee kannte. Damals hatte jeder Seemann die Uniform der Königlichen Flotte getragen: blaue Hose, blau-weiß-gestreiftes Hemd und eine blaue Wollkappe. Jetzt trugen die meisten abgelegte Sachen und geliehenen Putz in einer Mischung, wie sie Nicholas noch nie gesehen hatte. Gern hatten die Fischer ihre Pumphosen und Hemden gegen die robusten und warmen Uniformstücke getauscht. Aus alten Truhen im Keller der Burg waren seidene Jacken und Hosen, Hemden aus feinstem Leinen und Hüte verschiedenster Machart zum Vorschein gekommen. Die Kleidungsstücke mußten Lord Borric und Lyam gehört haben, als sie noch Jungen waren. Nun trugen einfache Seeleute des Königreichs Hemden, die derjenige junge Mann von dreißig Jahren abgelegt haben mußte, welcher heute König war.
    Nicholas grinste. Die alten Sachen, die er sich ausgesucht hatte, mußten von seinem Vater stammen, was den Schnitt und die Größe anging. Er trug ein Paar schwarzer wadenhoher Reitstiefel und eine schwarze Hose, in der man sich gut bewegen konnte, darüber ein weißes Hemd mit Puffärmeln. Eine Lederweste bot ein wenig Schutz gegen Schwertspitzen. Sein einziges Zugeständnis an die eher bunte Wahl der Mannschaft war eine rote Schärpe um den Bauch. Über der rechten Schulter hing ein Gehenk aus schwarzem Leder. Darin steckte ein Säbel, nicht gerade die Waffe, die Nicholas am liebsten mochte, doch sie war wesentlich verbreiteter als das Rapier, welches weithin als die Lieblingswaffe des Prinzen von Krondor und seiner Söhne bekannt war. Im Gürtel steckte zusätzlich noch ein langer Dolch.
    Nicholas trug nichts auf dem Kopf. Er hatte das lange Haar mit einem roten Band zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden und sich den Bart jetzt schon seit zehn Tagen stehen lassen.
    Harry trug immer noch diese phantasievolle Ausschweifung in Farben, doch auf Amos’ eindringlichen Rat hm hatte er sie schmutzig gemacht. Er beschwerte sich darüber, doch Amos meinte, auch wenn Bukanier gern bunte Sachen trugen, pflegten sie sie trotzdem nur äußerst selten zu waschen.

    Marcus kam an Deck, und Harry lachte. Der Sohn des Herzogs hatte sich ganz ähnliche Kleider wie Nicholas ausgesucht, nur war seine Schärpe blau, und er ließ die Haare lang auf die Schultern fallen. Dazu saß eine blaue Wollmütze auf seinem Kopf. An der Seite trug er ein Entermesser, eine Waffe, die bevorzugt beim Entern eines anderen Schiffes eingesetzt wurde. »Wenn ihr beide nicht wie Brüder ausseht –« Doch Harry hielt sofort den Mund, als die Cousins ihm böse Blicke zuwarfen.
    Nicholas fragte: »Wie ging es deinem Vater?«
    »Er hat nur wenig gesagt. Er lächelte mich an und wünschte mir alles Gute, dann ist er gleich wieder eingeschlafen.« Er legte die Hände auf die Reling. »Ich bin die ganze Nacht bei ihm geblieben … doch er hat noch geschlafen, als ich ihn heute morgen verlassen habe.«
    Nicholas sagte: »Für sein Alter ist er ein starker Mann.«
    Marcus nickte nur. Nach langem Schweigen sah er Nicholas geradewegs ins Gesicht. »Laß uns nur eines klarstellen. Ich traue dir nicht. Es ist mir gleich, was du getan hast, seit du nach Crydee gekommen bist; wenn es erst richtig zur Sache geht, wirst du kneifen. Du hast nicht das Rückgrat, das wir bald brauchen werden.«
    Nicholas spürte, wie ihm bei diesem Vorwurf das Blut ins Gesicht schoß, doch er blieb ruhig. »Ist mir wiederum gleich, ob du mir traust oder nicht, Marcus, solange du nur meinen Befehlen gehorchst.« Er wandte sich zum Gehen.
    Marcus rief ihm hinterher: »Ich werde kaum Eidbrecher genannt werden, Nicholas, doch sollte deinetwegen meiner Schwester oder Abigail etwas zustoßen

Weitere Kostenlose Bücher