Midleifcrisis
scheint. Dann schlendern wir Hand in Hand zu meinem Auto, an dessen offener Beifahrertür wir uns zum ersten Mal küssen.
Den Grunewald würde Mandy gerne einmal sehen, er erweist sich als überraschend geräumig und wir finden an diesem sonnigen Tag noch ein verschwiegenes Fleckchen Havelufer. Erst knutschen wir noch ein bisschen, dann will Mandy baden. Einen Bikini hat sie nicht dabei, also springen wir unter einigem Gegacker ihrerseits nackt ins Wasser, während in 50 Meter Entfernung die Segler vorbeiziehen. Im brusttiefen Wasser küssen wir uns eng umschlungen, was ich als ungeheuerlich erregend empfinde, nach einer Weile fasse ich ihr unter den Po und sie hockt mit weit gespreizten Beinen auf meinen Hüftknochen auf. Als ein Motorboot vorbeirauscht, drohen wir beide vögelnderweise in der Heckwelle zu ertrinken, denn die Steine unter meinen Füßen sind ziemlich glitschig. Wir fliehen an Land, setzen unser Spiel in den nahen Büschen fort und ich denke: »Alter, wie geil ist das denn?«
Auf der Rückfahrt grinse ich versonnen vor mich hin und ignoriere die neuerlichen Differenzen zwischen dem Kleinen und dem Cowboy: Der Kleine will Simone die Wahrheit beichten, Abbitte leisten und sich danach reinen Herzens in Mandy verlieben, doch der Cowboy behält die Zügel fest in der Hand. Kaum in Hamburg angekommen, schicke ich Simone und Mandy mehrere glühende Mails, in denen ich mich zärtlich für das mir widerfahrene Glück bedanke. Dann antworte ich Katja, die eine SMS geschickt hat, während ich Mandy in der Havel vögelte, und verabrede mich mit ihr für Mittwoch, vielleicht kriege ich sie ja auch noch in die Kiste.
Ich komme mir verwegen vor, wild und frei. Der Cowboy grinst wohlig und sagt: »Merkst du was? So geht Single!«
Fahrradschlauchvögeln
In den nächsten sechs Wochen wird ausgesprochen viel gevögelt, und dies versöhnt mich mit dem schäbigen Pensionszimmer und anderen betrüblichen Teilaspekten meines Lebens.
Beim letzten Jour fixe mit der Geschäftsleitung hatte ich den Eindruck, dass mein Rauswurf beschlossene Sache ist. Mein Projekt hat einfach zu viel Geld gekostet, noch keinen Cent eingespielt, und die letzte Gnadenfrist scheine ich dem Umstand zu verdanken, dass gerade noch rechtzeitig ein potenzieller Kunde auf dem Radarschirm aufgetaucht ist. Wenn er abspringt, bin ich raus. Wenn er unterschreibt, möglicherweise auch. Ich vermute, dass mein Vorstand mich lediglich deshalb nicht feuert, weil der Wechsel des leitenden Mannes während der Verhandlungen als Zeichen von Schwäche gedeutet werden könnte.
Mandy kommt ungefähr jedes zweite Wochenende zu Besuch, sie hat ihrem Freund und Dachdecker erzählt, dass sie zu ihrer kranken Tante nach Sachsen-Anhalt fährt, und ich fürchte, sie ist nicht nur verliebt, sondern auch in der Planungsphase für ein neues Leben, denn sie lässt manche Bemerkung über die Schönheit Hamburgs fallen, mit der Cottbus nun wirklich nicht mithalten könne, und dass es echt toll sein müsste, hier zu wohnen, zudem habe ihr Autoteileversand auch hier eine Zweigstelle.
Der Sex mit Mandy ist eine knallgeile Sache, Titten fühlen sich mit Mitte 20 einfach viel besser an, ihr Bauchnabelpiercing entzückt meine Zunge ein ums andere Mal, wenn ich dann ein wenig weiter nach Süden wandere, gewinne ich den Eindruck, dass Cunnilingus bei Dachdeckern kein verbreitetes Hobby ist, denn wenn Mandy sich erholt hat, kuschelt sie sich verschämt in meine Armbeuge und mehr als einmal seufzt sie, dass sie nie geahnt habe, wie schön Sex sein könne. Das sind Momente, in denen ich sie derart süß finde, dass ich fast ihren Lausitzer Dialekt vergesse.
Da ich nach wie vor eine Wohnung brauche, vertreiben wir uns die Zeit zwischen den hocherfreulichen Nummern mit diversen Besichtigungen, wobei ich ein kleines bisschen auf die Tonne haue, denn die Preisklasse, durch die ich die staunende Mandy führe, scheint meinen neuen Lebensverhältnissen nicht wirklich angemessen zu sein. Mehr als einmal, wenn ich am Fenster stehe und den Ausblick auf Bäume, Parks oder schöne Altbaufassaden genieße, umschlingt sie mich von hinten und träumt ganz offensichtlich von einer gemeinsamen Zukunft. Diese sehe ich in so expliziter Form allerdings noch nicht vor uns liegen, denn inzwischen interessiere ich mich sehr für Luisa.
Luisa studiert Russisch und irgendwas mit Literatur, erfreulicherweise in Hamburg, sie ist ein hochintelligentes Mädchen und trotz ihrer erst 28 Jahre bereits verheiratet,
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