Midleifcrisis
was sie zu meiner absoluten Favoritin macht, denn im Moment ist mir deutlich nach Affäre, und die Aussicht, mit welcher Frau auch immer eine Beziehung zu riskieren, erscheint mir Angst einflößend.
Luisa hat mich in einem sozialen Netzwerk angeschrieben, in dem ich mich ebenfalls herumtreibe, weil es offenbar von vielen Hamburger Studentinnen frequentiert wird. Hier glänze ich in einer literarischen Gruppierung zuweilen durch wirklich brillante Äußerungen, zumeist wenn es um meine Helden Hemingway, Kafka oder Bukowski geht, allerdings steht in Luisas Profil, dass sie glücklich gebunden ist und auf keinen Fall amouröse Ansprachen wünscht, also antworte ich mit einem kargen »Ich bin Single. Ich stehe total auf amouröse Ansprachen. Ich fürchte, auf diesem Dialog wird kein Segen liegen, und vielleicht sollten wir ihn gar nicht erst führen.«
Seltsamerweise scheint gerade dies Luisas Ehrgeiz anzustacheln, denn so, wie sie aussieht, dürfte sie nicht viele Körbe bekommen. Es entwickelt sich eine ausgesprochen unterhaltsame Kommunikation, zumal ich in der später für mich freigeschalteten Fotogalerie auf eine klasse Figur und ein großes Tattoo am Steiß stoße, und so etwas hab ich tatsächlich noch nie vor die Flinte bekommen. Ich merke sie für die nächste Woche vor, vielleicht mal am Hafen spazieren gehen und sehen, wie weit ich mit Romantik komme, hierfür scheint sie empfänglich zu sein, denn sie beklagt bisweilen ihre frühe Heirat und die Tatsache, dass ihrem schwer arbeitenden Mann das Gefühl für ebendiese abhandengekommen sei. Dies ist ein Umstand, den ich aus mehreren Gründen aufreizend finde: Erstens gehört Romantik eindeutig zu meinen Stärken, und zweitens führte auch meine Gattin Elke die Verflüchtigung derselben als Argument ins Feld, nachdem sie vor vielen Jahren mit ihrem ersten Loverboy in die Kiste gesprungen war. »Hier bietet sich«, so denke ich mir, »eine Gelegenheit, diese wichtige Problematik einmal aus der Perspektive der Gegenseite zu ergründen.«
Aus der üppigen Dreifachmama Simone und mir ist außer zwei weiteren Nächten zwischen ihren gewaltigen Titten nichts mehr geworden. Beim letzten Date hatte sie beschlossen, mich in den Kreis ihrer kleinen Familie einzuführen. Das gemeinsame Abendessen, bei dem mich drei jugendliche Augenpaare mit kalter Feindseligkeit musterten, war meiner erotischen Grundstimmung nicht eben förderlich, auch wenn ich die Jungs natürlich verstehen kann: Ich bin nicht Papa, und dass ich Mama vögele, wissen sie sehr wohl, die heutige Jugend scheint erschreckend aufgeklärt zu sein, das sind sie eben, die Schattenseiten eines verfrühten Internetzugangs.
Mit einem Meter Abstand sitzen Simone und ich vor dem Fernseher, wir müssen warten, bis die Bande schläft. Zu allem Überfluss werden wir irgendwann nach 24 Uhr, als wir es unter viel »Psssst, psssst!« endlich in die Kiste geschafft haben, auch noch von ihrem Jüngsten gestört, der, etwa zwei Sekunden bevor ich abschießen will, in der Tür steht und anklagend sagt: »Der soll nicht in deinem Bett schlafen, Mama!«
Während sie den Kleinen wieder in sein Zimmer verfrachtet, angele ich ein wenig genervt nach meiner Unterhose, mir ist soeben klar geworden, dass noch so viel Busen keine derartigen Störungen beim Akt rechtfertigt, außerdem ist mir auch die Fahrerei nach Hannover lästig und der Sex mit Mandy um mehrere Klassen aufregender. Simone kehrt aus dem Kinderzimmer zurück, während ich mir gerade die Schuhe zubinde, und ich sage ihr, dass es so nicht geht und dass mich die Sache mit ihren Jungs überfordert, aber dass ich dem Universum danke, auch wenn es uns nur für kurze Zeit zusammengeführt hat. Diesen Vortrag hatte ich eigentlich erst für nach dem Frühstück vorgesehen, dennoch finde ich ihn sehr einfühlsam und vor allem verständlich.
Simone trägt ihr Schicksal wie eine Frau: Sie heult. Also verkneife ich mir den Hinweis, dass sie bei ihren nächsten amourösen Gehversuchen die drei Jungs ins Ferienlager oder zu Oma verfrachtet sollte, denn auch Männer mit ehrlicheren Absichten wird es hart ankommen, ausgerechnet beim Orgasmus von anklagenden Kleine-Jungs-Augen unterbrochen zu werden, dies ist Hardcore-Interruptus und vermutlich nicht jedermanns Sache.
Simones Planstelle besetzt wenige Tage später Russischstudentin Luisa, von der ich nicht im Ernst angenommen hatte, dass ich sie in die Kiste kriege.
Luisa hat sich nach einem heiteren und unbeschwerten ersten
Weitere Kostenlose Bücher