Midleifcrisis
die Möpse wie eine Eins, und das sogar dann, wenn Tanja auf dem Rücken liegt. Es sind die ersten Tuningtitten, die mir in die Finger geraten, und ich schraube interessiert daran herum. Ehrlicherweise törnen sie mich nicht wirklich an, sie fühlen sich an wie zu fest aufgeblasene Luftballons auf dem Kindergeburtstag, der einzige Unterschied scheint mir zu sein, dass sie weder quietschen noch sich elektrisch aufladen, wenn man die Hände daran reibt. Alles in allem finde ich das sehr suspekt, und das wird auch später so bleiben, als ich im Laufe der Jahre auf immer mehr Frauen mit expandierter Oberweite stoße, bei Aufblastitten muss ich seit Tanja stets an Kindergeburtstage denken, und dies führt nicht immer zur Steigerung meiner Libido.
Der Sex mit Tanja ist so, wie Sex ohne jede Faszination eben ist: Im Moment der diversen Aktionen nicht ungeil, aber spätestens bei der Zigarette danach bemerkst du einen faden Beigeschmack. Was den Cowboy nicht weiter stört, aber den kleinen Romantiker in mir leise meckern lässt. Er will halt lieber zärtlich erobern, und eine Frau, die ihm die Hacken in die Nieren rammt, noch ehe ihm ein einziger poetischer Satz über die wahrhaftige Schönheit ihrer Seele eingefallen ist, die erfüllt den Kleinen mit Schuldgefühlen, die er in sich trägt, seit Mama ihn damals vor liederlichen Frauenzimmern und den Gefahren der männlichen Lüsternheit warnte.
Durchsetzen kann sich der Kleine jedoch nicht, denn der Cowboy erinnert mich an meine leere Ersatzbank und ich ermuntere Tanja auch in den folgenden Wochen, mich hin und wieder zu besuchen. Mit der Zeit stellt sich sogar eine gewisse Herzlichkeit ein, die sich meinerseits noch vertieft, als ich bei ihr exhibitionistische Tendenzen entdecke. Am dritten Abend steht Tanja nämlich nach einer Weile nackt am offenen Fenster und schaut sich das schmutzige St. Pauli an, es ergibt sich, dass ich sie kurze Zeit später in ebendieser Pose und im Stehen von hinten vögele. Als meine Zimmerwirtin auf der Straße vorbeigeht, blicke ich urplötzlich in die entrüsteten Augen von Frau Weidemann, die offenbar vom Einkaufen kommt. Das trägt mir zwar später eine Rüge ebenderselben ein, die – wie ich vernehme – ein ehrbares Haus führen will, macht mich aber geil genug, um Tanja die nächsten zwei Wochen noch mitlaufen zu lassen, während ich lohnenswertere Kandidatinnen für meine Ersatzbank sammele.
Die Romanze mit Tanja endet jäh, als sie durchblicken lässt, dass ich von den Typen, mit denen sie derzeit Sex hat, durchaus nicht der Schlechteste im Bett sei. Ich bin ehrlich erstaunt und erkundige mich nach der aktuellen Besetzung ihrer Liebhaberliste. Ihre offenherzige Antwort, dass sich dort neben meinem Schwanz auch noch drei weitere um die Meisterschaft bewerben, finde ich dann aber doch verdrießlich. Ich fühle mich tatsächlich ein wenig ausgenutzt, ich hätte ja rein theoretisch auch ehrliche Absichten gehabt haben können, und so vögele ich sie zum Abschied noch einmal auf dem dunklen Parkplatz vor der Pension, wobei ich sie bäuchlings auf die Motorhaube meines Benz lege, ihren Rock hoch und den Slip zur Seite schiebe, ihre Haare mit festem Griff packe, ihr Gesicht aufs Blech drücke und sie ein verkommenes Luder nenne. Das scheint ihr mächtig zu gefallen, danach kneift sie mich in die Wange und sagt: »Hey, das war ja geil, ich dachte, du kommst gar nicht mehr richtig aus dir raus! Das machen wir mal wieder, ja?«
Doch genau das habe ich nicht vor! Und so verschafft mir die Mail, in der ich am gleichen Abend noch mit ihr Schluss mache, eine gewisse Befriedigung, ich betrachte die grobe Kränkung meines männlichen Egos nun als angemessen geahndet.
Allerdings währt diese Hochstimmung nicht lange. Denn Tanjas lakonische Antwort lautet: »Auch gut, Bussi!«
Seither weiß ich, dass wir willenlos herumvögelnden Typen doch nicht ganz allein sind auf dieser Welt.
Standesregeln
Mit den Frauen in der Firma ist es eine seltsame Sache. Als ich noch der Jungstar auf dem unaufhaltsamen Weg in die oberste Etage war, konnte ich die Blicke der Frauen auf meinem Rücken spüren. Keine Fahrstuhlfahrt verging, in der nicht mindestens ein Augenpaar eine kleine Winzigkeit zu lange auf mir ruhte, und wenn die Damen ausstiegen, dann lächelte ich angesichts ihrer demonstrativ schwingenden Hüften versonnen und wartete auf den unweigerlich kommenden Moment, in dem sie kurz noch einmal den Kopf zu mir drehten, um einen Blick aus meinen Augen zu
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