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Midleifcrisis

Midleifcrisis

Titel: Midleifcrisis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leif Lasse Andersson
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Performance im Bett nicht das Geringste auszusetzen habe. Ich spiele mit dem Gedanken, sie als Assistentin in die Vorstandsetage zu befördern, denn Müller-Mannhagen lässt seine Blicke bisweilen voller Wohlgefallen auf ihr ruhen. Und mal ganz ehrlich: Die eigene Assistentin zu vögeln, die einen zweimal am Tag am Telefon mit der Ehefrau verbindet, riecht nach Komplikationen. Aber auch noch die Geliebte zu betrügen, die sowohl meinen privaten wie auch beruflichen Terminkalender führt, wird irgendwann richtig Ärger geben, und das ist so sicher wie die Morgenlatte.
    Manchmal, aber wirklich nur ganz manchmal, denke ich darüber nach, dass ich schon ein ziemliches Arschloch geworden bin. Aber zwischen Susannas kleinen, festen Brüsten haben solche Gedanken keine lange Halbwertszeit, und ich stürze mich in meine neuen Aufgaben im Büro.

Raupen retten
    Für heute steht auf meinem Terminkalender eine kleine Internetklitsche. Trägt den verschrobenen Namen Digital Pixelpunk, soweit ich Lehmann verstanden habe. Lehmann ist Internetfreak, eine Nervensäge und ein guter Kopf. Ich nehme an, dass Lehmann mich verabscheut. Wollte meinen Job haben oder Susanna behalten oder beides, ich weiß es nicht, und ehrlicherweise ist es mir egal. Aber er ist ein Kämpfer, erinnert mich vage an den jungen LeiLa auf dem Basketballfeld. Gibt einfach nicht auf, auch wenn er zehn Punkte hinten liegt, was in seinem Fall heißt, dass er mir die Sachen fünfmal erklären muss. Redet von Datenbanken, Zugriffszahlen, interaktiven Elementen, der Print-Online-Schere der Werbeerlöse, die sich im zweiten Jahrzehnt des neuen Jahrtausends schließen wird. Das nervt mich manchmal. Aber was soll’s, allein bin ich auf meinem schönen Chefsessel aufgeschmissen. Also betrete ich den Konferenzraum, um mir die Leute von Pixelpunk anzusehen. Lehmann meint, die seien auf etwas gestoßen.
    Zum Meeting komme ich ein kleines bisschen zu spät, das ist natürlich Ehrensache, außerdem habe ich Susanna von ihrer Aussicht auf baldige Beförderung erzählt, was sie mit staunenden Augen und der Frage aufnahm: »Und was wird aus uns?«
    Eine Frage, die ich nicht direkt beantwortet habe, aber ich bin mir sicher, M&M wird ihr die Antwort auf seine unnachahmliche Art und Weise schon näherbringen, er war entzückt, als ich ihm Susanna gestern für seinen Assistentinnenpool empfahl, und hat mir väterlich auf die Schulter geklopft. Bei dem habe ich einen gut, Susanna ist versorgt und kluge Männer können ihre Karrieren einfach nicht präzise genug planen.
    Pixelpunk ist gar nicht uninteressant. Nicht direkt die Präsentation, von der ich wenig verstehe. Was mich einfach umhaut, ist die Frau, die der jeansbehoste Chef dieser Klitsche mitgebracht hat. Laura Anders, so heißt sie, vielleicht werde ich deshalb im voll besetzten Konferenzraum auf sie aufmerksam, denn zu meinem Namen fehlen ja bloß drei Buchstaben. Der Pixelpunk erklärt, dass sie eine junge, hoffnungsvolle Mitarbeiterin ist, die ein bisschen Erfahrung im Umgang mit Kunden sammeln soll. Danach sehe ich bloß noch, wie sie immer weiter im Kragen ihres Pullovers verschwindet und anfängt, auf ihrer Halskette zu kauen. Lange, dunkelbraune Haare, ein irgendwie unregelmäßiges, aber unfassbar schönes Gesicht. Braune Augen, die unverwandt auf den Block vor ihrer Nase geheftet sind und in denen man vermutlich tauchen könnte. »Ein Reh«, denke ich, »ein verdammtes, scheues Reh, und das fühlt sich gar nicht wohl hier unter all den Mackern. Würde jetzt lieber barfuß über eine Blumenwiese laufen«, vermute ich und sehe dabei das Rheinufer vor mir, an dem ich einst sorgenfrei herumgetollt bin.
    Die Präsentation rauscht ein wenig an mir vorbei, schließlich gebe ich mir einen Ruck. »Können wir mal kurz anhalten?«, frage ich den Pixelpunk. Er sagt eifrig: »Aber klar, ich würde Ihnen nur noch gerne kurz …«
    »Anhalten!«, beharre ich. »Präsentation liegen lassen, mitkommen, falls Sie mir wirklich was verkaufen wollen.«
    Lehmann rollt genervt mit den Augen, meine Leute grinsen unsicher. Ich lotse die gesamte Schar in den Fahrstuhl. Es ist einer der ersten richtig schönen Frühlingstage und ich führe sie aus dem Haus und zu den nahen Alsterwiesen. »Ich kann besser denken, wenn ich etwas fühle«, erkläre ich dem Pixelpunk, ziehe Schuhe und Socken aus und laufe auf den Rasen. »Wenn’s geht, fangen Sie noch mal von vorn an, aber diesmal ohne Ihre bunten Bilder.«
    Wir geben ein wirklich bescheuertes

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