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Midleifcrisis

Midleifcrisis

Titel: Midleifcrisis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leif Lasse Andersson
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Altar der St. Paul’s Cathedral steht sie stumm und schweigend und umklammert meine Hand, ich weiß nicht, was sie so ergreift, aber ich beschließe, mich von Elke scheiden zu lassen und Laura hier zu heiraten und an keinem anderen Ort dieser Welt und dass ich sie lieben werde und auf Händen tragen, solange ich atme.
    Ich habe noch längst nicht begriffen, dass Laura mich niemals heiraten wird und dass ich ihre Liebe nie für mich allein haben werde, nicht einmal einen Teil davon, denn Lauras Liebe ist unteilbar und sie gehört allen Menschen auf der Welt, die ihr Herz berühren. Und allen Raupen und Schmetterlingen.
    Ich weiß nicht mehr genau, wie wir nach Hamburg zurückgekommen sind, ich weiß nur noch, dass wir uns eine Nacht lang auf dem Schiff umklammerten und dass wir beide Angst davor hatten zurückzukehren. Ich hatte Angst, Laura zu verlieren. Und Laura hatte Angst, ihrem Philosophen mitzuteilen, dass ihre unteilbare Liebe fortan noch einem weiteren Menschen gehören würde, denn das würde sie tun, so viel war sicher. Denn Laura liebt, aber sie lügt nicht.

Drei Lieben zu viel
    Elke ist wieder da, sie spricht nicht viel, aber sie gibt sich betont sonnig und erwähnt die Dreiviertelmillion mit keinem Wort. Ich nehme an, wir sind mal wieder quitt und sie hat sich vom Rosenbubi einmal quer durch Fuerteventura vögeln lasse, aber ich gönne es ihr wirklich und will eigentlich nur eins: raus aus dieser Ehe, und das so schnell wie möglich.
    Aber da sind auch Lisa und Lars, die Kinder krabbeln in einer Tour auf mir herum, besonders Lisa scheint sich nur langsam vom fünf Wochen langen Papa-Entzug zu erholen, sie malt mir ein Bild nach dem anderen und hängt an meinen Beinen wie noch nie zuvor in ihrem Leben. Lisa ist acht Jahre alt, ein Papa-Kind, schon immer gewesen, Abend für Abend schläft sie nur dann ein, wenn sie meine Hand in ihrer hält, sie weigert sich entschieden, ins Bett zu gehen, bevor ich wieder zu Hause bin, und so langsam dämmert mir, dass das verdammt noch mal nicht so einfach wird: Lisa und Lars verlassen, nur um Laura lieben zu dürfen.
    Laura und ich sehen uns jeden Tag im Büro, wir treffen uns heimlich in der Mittagspause, aber Abende oder gar freie Tage sind rar gesät, nicht zuletzt wegen Lisa, die sich dann in den Schlaf weint. Laura leidet so wie ich, und ich denke darüber nach, ob sie für ihren Philosophen das Gleiche empfindet wie ich für Lisa und Lars. In unseren kostbaren gemeinsamen Momenten halten wir uns mehr aneinander fest, als dass wir eine Affäre haben. Manchmal, wirklich nur manchmal gelingt es uns, miteinander zu schlafen, wir tun es in entlegenen Hotels oder irgendwo, wo uns die Liebe überfällt, wir tun es im Treppenhaus unseres Büroturms, in meinem Auto am Hafen, wir erschwindeln uns ein ganzes Wochenende, an dem ich angeblich zu einem Kongress reise und sie Jan nicht direkt davon erzählt, dass sie mit mir an die Nordsee fahren wird, er weiß es auch so. Zwei Tage lang verlassen wir das Bett nur, um schweigend aufs Meer hinauszusehen, an dessen Ende irgendwo London liegt, oder um Wettbewerbe im Steineditschen auszutragen. Aber auch dieses Wochenende dauert nur gefühlte 20 Minuten, mir ist noch nie so stark bewusst geworden, wie relativ die Zeit ist, denn in Lauras Armen verrinnt sie nicht, sie ist immerzu und einfach nur weg.
    Alles in allem, denke ich manchmal, fällt Laura die Situation leichter als mir, denn sie lebt stets im Hier und Jetzt, ich aber kriege einfach nicht gebacken, mir vorzustellen, wie das Morgen aussehen wird.
    Doch nach acht endlos langen Wochen sitzen Laura und ich am Elbstrand und sie blickt düster aufs Wasser. »Jan ist sehr unglücklich«, sagt sie. »Er hat zum ersten Mal gefragt, ob du wichtiger bist als er.«
    Ich denke darüber nach.
    »Was hast du ihm gesagt?«
    »Dass ich dich liebe. Dass es mir ernst ist. Und er hat mich gefragt, ob ich gehen will.«
    »Willst du?«, frage ich.
    »Ja. Ja und nein. Ein bisschen mehr Ja, aber auch sehr viel Nein.«
    Schweigend sehen wir einen Frachter vorbeiziehen.
    Schließlich sagt Laura: »Es würde ihn umbringen. Ich weiß nicht, was ich tun soll.«
    Ich weiß es auch nicht.
    Aber Laura verlässt ihn.
    Wir werden keine gemeinsame Wohnung nehmen, beschließen wir, sondern jeder eine eigene. Ich werde es akzeptieren, wenn sie Jan sehen möchte, den sie nicht allein lassen kann im finsteren Wald. Und wir werden allen Menschen, die es angeht, die Wahrheit sagen. Dann werden wir sehen, was

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