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Midleifcrisis

Midleifcrisis

Titel: Midleifcrisis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leif Lasse Andersson
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passiert. An diesem Abend trennen wir uns noch schwerer als bisher.
    Elke ist entsetzt.
    »Was ist das für eine Schlampe?«, fragt sie mich, und ich sage ihr, dass ich nie wieder ein Wort mit ihr reden werde, wenn sie Laura noch einmal Schlampe nennt. Elkes Schultern straffen sich. »So ist das also. Na dann, Lisa ist noch wach. Kannst du ja gleich mal hochgehen und es ihr sagen.«
    Das ist der Moment, vor dem ich mich am meisten fürchte. Ich setze mich zu Lisa aufs Bett und sie ruft: »Papi, Papi, ich hab dir was gebastelt.«
    Ich nehme sie auf den Schoß, vergrabe mein Gesicht in ihren Haaren und versuche, nicht zu heulen. Wir sitzen so, ewige Zeiten, bis ich merke, dass sie in meinen Armen eingeschlafen ist. Dann gehe ich runter.
    Elke fragt: »Und?« Ich schüttele den Kopf. »Das kann ich nicht.«
    Elke trägt es mit Würde wie eigentlich alles im Leben.
    Wir einigen uns darauf, dass wir den Kindern eine Geschichte erzählen, in der Papi so viel arbeiten muss, dass er jetzt für eine Weile in der Firma schläft. Lisa wird diese Geschichte später widerwillig schlucken, aber sie bedingt sich aus, dass ich jeden Abend nach Hause komme und sie ins Bett bringe, danach kann ich wieder in die Firma. Lars ist das egal. Er will lieber mit mir Fußball spielen, als sich Geschichten über meine Arbeit anzuhören.
    Ich setze mich ins Auto und fahre weg, aber Laura hat das Handy aus.
    Ich schlafe im Hotel und sehne mich nach Laura. Am nächsten Morgen kommt sie nicht in die Firma, und sie antwortet nicht auf SMS oder Anrufe. Ich melde mich krank, dazu gehört nicht viel, ich fühle mich elend und sehe auch so aus. Dann fahre ich an die Elbe, dorthin, wo wir uns zuletzt verabschiedet haben. Nicht viel später kommt Laura mit dem Rad und setzt sich neben mich. Wir schweigen ewig.
    »War es so schwer wie bei mir?«, frage ich sie.
    Laura nickt. »So war es noch nie.«
    »Hältst du es für möglich, dass man vielleicht doch nicht mehrere Menschen gleichzeitig so doll lieben kann?«
    Laura schüttelt den Kopf. »Du liebst Lisa und Lars doch auch weiter.«
    Mir fällt keine Antwort ein.
    »Ich habe mit Jan geschlafen«, sagt Laura schließlich, »er war so traurig.«
    Es gibt mir einen Stich. Aber merkwürdigerweise schmerzt er nicht so sehr, wie Laura weinen zu sehen.
    »Ich habe nicht mehr mit ihm geschlafen, seit du mir die Raupe gemalt hast«, sagt Laura und ich begreife nur noch, dass ich Lauras Universum, in dem es weder Schuld noch Konventionen gibt, nie verstehen werde und dass meine einzige Chance darin besteht, es zaghaft zu erfühlen. Ich nehme mir vor, sie zu lieben, einfach nur zu lieben, und zur Hölle mit der Zukunft.
    Und damit habe ich recht. Die Zukunft wird die Hölle.

Abschied
    Das Jahr mit Laura wird die schönste Zeit meines Lebens. Und es wird ein Albtraum.
    Laura hat sich ein WG-Zimmer genommen, ich bin in ein sündhaft teures Apartmenthaus im vornehmen Rotherbaum gezogen, das den Vorteil bietet, möblierte Einzimmerwohnungen für Manager auf der Durchreise anzubieten. Laura und ich verbringen jede Minute miteinander, die wir hinbekommen. Manchmal sind es nur ein paar Minuten in der Mittagspause.
    Jan geht es schlecht. Dass Laura ihre Liebe an jeden verschenkt, der es schafft, ihr Herz zu gewinnen, damit kommt er klar, vielleicht sind Philosophen da einfach anders gestrickt als ich. Dass sie ausgezogen ist und mich möglicherweise noch ein bisschen mehr liebt als ihn, das hat ihn umgehauen. Laura macht sich Sorgen, dass er sich etwas antut. Sein Vater litt unter Depressionen und hat sich vor Jahren aufgehängt.
    Ich war noch nie so glücklich und traurig zugleich.
    Laura ist am traurigsten, wenn wir uns nach einer gemeinsamen Nacht trennen, aber wenn ich sage: »Bleib einfach bei mir«, dann merke ich, wie es sie zerreißt, und deshalb sage ich es nicht besonders oft.
    Elke kämpft derweil um mich, und das ist das Verblüffendste an der Situation. Ich komme jeden Abend vorbei, um die Kinder ins Bett zu bringen, danach steht Essen auf dem Tisch, am Wochenende gibt sie mir meinen Lieblingskuchen mit, sie organisiert, dass unsere Putzfrau auch mein Apartment pflegt, sie klagt nicht, wenn ich loswill, um Laura zu sehen, sie freut sich, wenn ich noch eine Stunde bleibe, und wenn ich müde werde, bietet sie mir an, dass ich im Gästezimmer schlafen kann, die Kinder würden sich freuen morgen früh.
    Wenn Laura ein Wochenende mit Jan verbringt, fahren Elke und ich mit den Kindern nach Sylt. Zum ersten Mal

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