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Midleifcrisis

Midleifcrisis

Titel: Midleifcrisis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leif Lasse Andersson
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nicht direkt verliebt, Gott bewahre, aber Marias kaffeebraune Beine in weißen Stiefeln, halterlosen weißen Strümpfen und sonst nichts, ihr karibisches Temperament im Bett, ihr umwerfend hübsches Gesicht, ihre Vorliebe für Sex, bei dem es vor allen Dingen ich gut haben soll, all das macht sie im Vergleich zu den anderen Mädels konkurrenzlos und in mir verblasst der Wunsch nach weiterer Vielweiberei. Dabei ist Schlussmachen nicht eben meine Lieblingsbeschäftigung. Susi ist dann auch ziemlich verzweifelt, sie sieht verheult nicht sehr hübsch aus mit der rot verschwollenen Nase, und am liebsten würde ich sagen: »Komm, war nur Spaß, schmier mir ein paar Stullen und alles bleibt, wie es ist.«
    Auch Doris rollen ein paar Tränchen aus dem Augenwinkel und ich komme mir vor wie ein Schuft, sie hatte tatsächlich fest mit einer gemeinsamen Zukunft geplant und sich sogar schon in Hamburg nach einer Stelle umgesehen.
    Da ist mir der Abschied von Valerija lieber, sie beschimpft mich voller Wut und Leidenschaft und fällt am Ende noch einmal über mich her. Inzwischen weiß ich ja, dass ich ihr beim Vögeln den Mund zuhalten muss, daher beißt sie mich beim Abschiedssex mächtig in den Handballen. Als sie geht, schüttelt sie fassungslos den Kopf und schreit mich zornig an: »Und dabei bist du nicht mal hübsch, du Scheißkerl!«
    Nur bei Yvonne schaffe ich es, die ganze Angelegenheit ohne größere Verstimmungen und per Mail abzuwickeln, aber wahrscheinlich ist ihr inzwischen eh aufgegangen, dass ich kein echter Dom bin, sondern nur eine Art Handschellenhochstapler, und vielleicht war ihr auch die Fahrerei aus Jena mit der Zeit lästig.
    Irgendwann habe ich es geschafft und stürze mich in meine nächste Lebensabschnittsbeziehung. Leider hat Maria nicht nur im Bett kubanisches Temperament. Als ich sie ins »Hans-Albers-Eck« mitnehme, wo sie sich beim Tanzen auf meine Hüften schwingt und wir unter dem Beifall der Umstehenden eine höchst erotische Vorführung geben, kriege ich zwei Stunden später eine geknallt, und zwar von ihr, dazu schreit sie mich an: »Alle Frauen hier gucken dich an, und du hast sie alle gefickt!« Ersteres ist verblüffenderweise richtig, Letzteres zu meinem Bedauern leider nicht, aber Maria ist schon rausgestürmt.
    Kurz davor ist eine wirklich rattenscharfe Chica auf mich zugekommen, eine von denen, die man nur selten klarmachen kann, hat mir beide Hände auf die Schultern gelegt, ihr Gesicht dem meinen genähert und mit diabolischem Lächeln gesagt: »Alter, du bist mit der geilsten Frau des Abends hier.« Ich antwortete noch: »Stimmt, aber tu mir den Gefallen und sag ihr das selbst.« Doch da hauchte sie mir schon einen Kuss auf die Wange und verschwand boshaft lächelnd. Woraufhin Maria, die das Ganze argwöhnisch verfolgte, in oben beschriebener Form ausrastete und alle, die es gesehen hatten, erfreut Beifall klatschten.
    Klar, ich habe sie wieder eingefangen. Ich finde es ja auch sehr reizend, dass so eine Frau ein wenig eifersüchtig ist, zumal wir es zur Versöhnung tatsächlich auf der Herrentoilette tun und mich etwa ein Dutzend Typen mit Heldenverehrung im Blick mustern, als wir das Kabuff nach dem Abschluss Hand in Hand verlassen.
    Bemerkenswert ist auf jeden Fall, dass, wenn ich mit Maria irgendwo auftauche, sämtliche Typen ihren Arsch anschmachten, während wirklich alle Frauen mich nachdenklich mustern und sich vermutlich fragen, ob ich a) sündhaft reich, b) eventuell ein Filmstar oder c) möglicherweise eine Granate im Bett bin. Anders kann ich mir die gesteigerte Aufmerksamkeit nicht erklären, denn sonst kann ich einen ganzen Abend die Reeperbahn hoch- und runterlaufen, ohne dass mich außer den Nutten auch nur eine Frau mit einem freundlichen Blick bedenkt.
    Rein optisch, da mache ich mir gar nichts vor, passen meine 42-jährige Wikingernase und Marias 26-jähriger Wahnsinnsbody überhaupt nicht zusammen, und gerade angesichts ihres eher extravaganten Kleidungsstils komme ich mir rund um die Reeperbahn und in meinem Benz ein bisschen zuhältermäßig vor. Als wir eines Abends Joachim treffen, der später respektvoll fragt, wo ich denn die Nougatbumse aufgetrieben hätte, die sei definitiv das Schärfste, was er in den letzten drei Jahren gesehen habe, lässt sich das Gefühl von Besitzerstolz durchaus mit dem Moment vergleichen, als ich zum ersten Mal in meinem neuen Dienst-Cabrio durch die Stadt gerollt bin.
    Ein wenig unklar bleibt, wovon Maria eigentlich lebt.
    Sie

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