Midleifcrisis
verlässt, schauen mich die Leute an, als wäre ich ein Irrer. Ich sitze auf der Bank und lache, bis mir die Tränen kommen.
»Ja, Yvonne«, rufe ich den roten Rücklichtern des Zuges hinterher, »du darfst wiederkommen. Aber erst nächste Woche, ich muss erst noch googeln, was ein Paddel ist.«
Anwalts Liebling
Einen Anwalt zu finden, ist gar nicht so leicht.
Und ich bin eine faule Sau.
Und ich habe viel zu tun.
Und ich muss viele Frauen ficken.
Und ich habe ja noch die Kinder.
Und ich finde eine Million Ausreden, die alle nur das eine sagen: LeiLa Andersson kneift, er hat schlicht Schiss vor der ganzen Scheidungskacke und zahlt lieber weiterhin brav seine 2500 Öcken Unterhalt plus Nebenkosten, denn das war die Summe, die Hannah damals für mich ausgehandelt hatte.
Aber jetzt mal ganz im Ernst, Jungs, schreibt es euch auf, legt den Zettel in euer Portemonnaie, klebt ihn an euren Laptop oder an den Kühlschrank, denn jetzt kommt der wichtigste und wertvollste Rat, den ich euch in diesem Buch geben kann: Falls es jemals so weit sein sollte, wenn die Alte Ernst macht, wenn sie euch rauskegelt, dann rafft alle Unterlagen über Ehe, Finanzen und Besitzverhältnisse zusammen, die ihr zu fassen kriegt, und macht euch auf die Socken. Sucht einen richtig geilen Anwalt, gleich am ersten Tag. Gebt euch dabei Mühe, denn glaubt mir, ab sofort geht’s um nicht weniger als euren blanken Arsch!
Ich hatte ja keine Ahnung, wie viel Kohle es kostet, keinen Anwalt zu haben.
Und ich hatte nicht die Spur eines Schimmers, was der falsche Anwalt kostet.
Zwei Jahre nach Hannah habe ich halbherzig im Internet recherchiert und bin auf einen Hamburger Staranwalt gestoßen, den auch die großen Nachrichtenmagazine oft zitieren und der neulich mit einer spektakulären Promi-Scheidung in den Schlagzeilen der Hamburger Boulevardblätter war. Er trägt einen Doppelnamen und sieht auf den Fotos wirklich beeindruckend aus. Die Erstberatung kostet auch nicht 180 wie bei Hannah, sondern 320 Piepen. Er residiert in einem großen, prächtigen Bau in der Hamburger Innenstadt und ist eine wirklich imposante Erscheinung mit tönendem Bass und mächtigem Händedruck.
Viel mehr als das bekomme ich in meiner Erstberatung, die eigentlich eine Stunde dauern sollte, aber nach 28 Minuten vorbei ist, nicht mit. Na ja, vielleicht noch, dass er ein echt toller Hecht ist, vor dem Hamburgs Richter auf den Knien liegen und die Prozessgegner zittern.
Dass er nicht nur die in der Prozessordnung festgeschriebenen Gebühren nimmt, sondern auch noch jede Minute Arbeit extra abrechnet, habe ich zum Beispiel nicht mitgekriegt. Dass sein Stundensatz weiterhin 320 Euro plus Mehrwertsteuer beträgt, geht mir ebenfalls erst nach zwei Monaten auf, in denen ich ihn mehrfach ratsuchend angerufen habe, aber immer nur Nachrichten bei einer seiner vielen Sekretärinnen hinterlassen konnte, auf die er nicht reagierte.
Nach zwei Monaten kriege ich ihn endlich wieder zu Gesicht. Er stellt eine komplizierte Berechnung auf, die er mir später zuschickt, bei der er offenbar die Zahlen eines anderen Mandanten zugrunde gelegt hat, der rund das Fünffache meines Gehaltes verdient. In seinem Brief rät er mir, mich mit Elke auf 9000 Euro monatlichen Unterhalt zu einigen, vor Gericht würde das teurer.
Als ich mich telefonisch beschwere, zeigt sich mein Staranwalt betrübt und entschuldigt sich später in einer E-Mail wortreich für das kleine Versehen. Einige Wochen später werde ich feststellen, dass auf seiner gigantischen Rechnung sowohl das Erstellen der falschen Rechnung, das Telefongespräch, in dem ich mich beschwere, das Korrigieren der falschen Rechnung sowie das Tippen der Entschuldigungsmail mit jeweils dreistelligen Summen zu Buche schlagen.
Langsam werde ich sauer, denn außer Honorarrechnungen zu schicken macht er schlicht nichts. Als ich ihn anrufe und frage, ob er mich verarschen will, verweist er auf irgendetwas, was ich zu Beginn anscheinend unterschrieben habe, und bietet mir einen Beratungstermin in sechs Wochen an, der mir nicht attraktiv erscheint, weil auch der wieder 320 Schleifen plus Steuer kosten wird. Ich sage ihm das, aber seine Antwort lautet: »Herr Andersson, Sie wollten den besten Anwalt der Stadt, da müssen Sie sich mit dem Gedanken anfreunden, dass der auch ein bisschen teurer ist.«
Was für ein unglaubliches Arschloch!
Als ich gründlicher im Internet recherchiere, entdecke ich einen Haufen Foren, in denen sich Hunderte von armen Kerlen
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