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Midnight Breed 02 - Gefangene des Blutes-neu-ok-10.11.11

Midnight Breed 02 - Gefangene des Blutes-neu-ok-10.11.11

Titel: Midnight Breed 02 - Gefangene des Blutes-neu-ok-10.11.11 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Adrian
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strich. „Tess … meine Güte. Diese eine Nacht am Fluss, als ich
versucht habe …“
    „Nein. Das war nicht das
Gleiche. Es hat mich daran erinnert, ja, aber es war auf keinen Fall das
Gleiche.“
    „Es tut mir so leid. Alles.
Besonders, was du durchgemacht hast.“
    „Lass“, sagte sie, nicht
willens, sein Mitleid anzunehmen, ehe sie nicht zum schlimmsten Teil gekommen
war. „Als mein Stiefvater in mein Zimmer kam, legte er sich zu mir ins Bett.
Ich habe mit ihm gekämpft, ihn getreten, geschlagen, aber er war viel stärker
als ich und drückte mich mit seinem Gewicht nieder.
    Irgendwann während des Kampfes
hörte ich, wie er scharf Atem holte. Dann würgte und röchelte er plötzlich, als
hätte er Schmerzen. Er hörte auf, mich festzuhalten, und schließlich schaffte
ich es, ihn von mir herunterzustoßen. Er ließ los, weil er einen Herzanfall
hatte. Er lief dunkelrot an, dann blau -  er starb direkt dort auf dem Fußboden
meines Schlafzimmers.“
    Dante sagte nichts, und ein
langes Schweigen folgte.
    Vielleicht wusste er, wo ihr
Bekenntnis hinführen würde. Aber sie konnte jetzt nicht aufhören. Tess stieß
einen tiefen Atemzug aus, sie näherte sich dem Punkt, an dem es kein Zurück
gab.
    „Ungefähr zu diesem Zeitpunkt
kam meine Mutter rein. Wie immer betrunken. Sie sah ihn und flippte aus. Sie
raste vor Wut
    -  vor Wut auf mich. Sie brüllte
mich an, ich sollte ihm helfen, ihn nicht sterben lassen.“
    „Sie wusste, was du mit deiner
Berührung ausrichten konntest?“, hakte Dante sanft nach, um ihr zu helfen.
    „Sie wusste es. Sie wusste es
aus erster Hand, weil ich ihre Quetschungen und ihre gebrochenen Knochen
geheilt hatte. Sie war dermaßen wütend auf mich, dass sie mir die Schuld an
seinem Herzanfall gab. Ich glaube, sie machte mich für alles verantwortlich.“
    „Tess“, murmelte Dante. „Sie
hatte nicht das Recht, dir für irgendetwas die Schuld zu geben. Das weißt du
doch, oder?“
    „Jetzt schon. Ich weiß. Aber
damals war ich dermaßen verängstigt; ich wollte nicht, dass sie unglücklich
war. Also half ich ihm, wie sie es verlangt hatte. Ich reanimierte sein Herz
und entfernte die Pfropfen in seinen Arterien. Er wusste nicht, was mit ihm
geschehen war, und wir haben es ihm nicht erzählt. Erst drei Tage später fand
ich heraus, was für einen furchtbaren Fehler ich begangen hatte.“
    Tess schloss die Augen,
zurückversetzt in jene Zeit, als sie zu dem Werkzeugschrank ihres Stiefvaters
ging, um für ihre Skulptur anlässlich eines Schulprojekts ein Kittmesser zu
holen. Sie nahm die Trittleiter und stieg hinauf, um in der obersten Lade nach
dem Werkzeug zu suchen. Sie sah die kleine Holzkiste erst, als sie mit dem
Ellenbogen dagegenstieß und die Schachtel zu Boden fiel.
    Fotos fielen heraus, Dutzende
von Fotos. Polaroidaufnahmen von Kindern unterschiedlichen Alters, spärlich
bekleidet oder nackt. Einige von ihnen wurden vom Fotografen während der
Aufnahmen angefasst. Sie hätte diese widerlichen Hände überall wiedererkannt.
    Tess schauderte in Dantes Armen,
erschüttert bis ins Mark.
    „Ich war nicht das einzige Opfer
meines Stiefvaters. Ich fand heraus, dass er jahrelang Kinder in übelster Weise
missbraucht hatte, vielleicht jahrzehntelang. Er war ein Monster, und ich hatte
ihm zu einer zweiten Chance verholfen, weitere Kinder zu missbrauchen.“
    „Scheiße“, zischte Dante. Er
hielt sie ein Stück von sich weg und sah sie ernst an. Ekel und Abscheu
spiegelten sich in seiner Miene, dann zog er sie wieder liebevoll in seine
Arme. „Es war nicht deine Schuld. Du konntest das nicht wissen, Tess.“
    „Aber als ich es wusste, musste
ich es in Ordnung bringen“, sagte sie und gab ein ironisches, bitteres Lachen
von sich. Dante runzelte die Stirn. „Ich musste zurücknehmen, was ich ihm
gegeben hatte.“
    „Zurücknehmen?“
    Sie nickte. „In derselben Nacht
habe ich die Tür zu meinem Zimmer offen gelassen und auf ihn gewartet. Ich wusste,
er würde kommen, weil ich ihn darum gebeten hatte. Er kam hereingeschlichen,
sobald meine Mutter eingeschlafen war. Ich ermunterte ihn, zu mir ins Bett zu
kommen. Gott, das war das Schwierigste von allem -  ihn nicht merken zu lassen,
dass sein Anblick mir den Magen umdrehte. Er streckte sich neben mir aus, und
ich sagte ihm, er solle die Augen zumachen, weil ich mich für seinen
Geburtstagskuss, den er mir vor einigen Nächten gegeben hatte, erkenntlich
zeigen wolle. Ich sagte, er dürfe nicht blinzeln, und er gehorchte mir

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