Midnight Breed 02 - Gefangene des Blutes-neu-ok-10.11.11
er so hart
gearbeitet hatte. Heute Nacht hatte er zudem einen Teil seiner Ehre verloren.
Er würde alles drangeben, um diese Mission durchzustehen.
Er knipste das Licht im
Badezimmer an, und der Spiegel lieferte ihm ein krasses, ungeschöntes Bildnis
von sich selbst. Er war blutbespritzt und schwitzte, seine Augen glühten wie
bernsteinfarbene Lava, die Pupillen zu Schlitzen verengt von verbliebener Wut
und dem Durst nach Nahrung. Die Dermaglyphen auf seiner Brust und seinen
Schultern pulsierten in Schattierungen von fahlem Scharlachrot und verblichenem
Gold, was anzeigte, dass er dringend Blut benötigte. Die kleine Kostprobe, die
er zu sich genommen hatte, als er in Sullivans Hals biss, hatte nicht geholfen.
Der bittere Kupfergeschmack, der ihm noch immer im Mund hing, trieb ihn nur
dazu, ihn mit etwas Süßerem auszulöschen.
Etwas so Köstlichem wie Arnika
oder Rosen … Er nahm wahr, dass sich der Duft des Blutes, nach dem er sich
sehnte, seiner Wohnung näherte. Wütend stierte er die wilde Kreatur an, die aus
dem Spiegel zurückstarrte.
Das zögerliche Klopfen an der
Tür traf seinen Körper wie ein Kanonenschuss.
„Sterling? Bist du zurück?“
Er antwortete nicht. Tatsächlich
konnte er es nicht. Seine Zunge klebte am Gaumen fest, und sein Kiefer rieb und
mahlte schmerzhaft hinter den bleichen, aufgeworfenen Lippen. Er musste seinen
Geist mit aller Macht an die Kandare nehmen, um nicht mit der Kraft seines
Willens die Tür aufzureißen.
Wenn er sie jetzt hereinließ, so
aufgelöst wie er war, dann konnte nichts ihn davon abhalten, sie in seine Arme
zu ziehen und den doppelten Hunger zu stillen, der in ihm tobte und brannte. In
Sekundenschnelle wäre er an ihrer Arterie, und wenig später würde er in sie
eindringen und sich vollends ins Elend stürzen.
Er würde sich nur beweisen, wie
tief er im Laufe einer einzigen Nacht sinken konnte.
Stattdessen richtete er seine
mentale Kraft darauf, das Licht im Bad zu löschen und den Raum in eine
behaglichere Dunkelheit zu tauchen. Dann wartete er die Ewigkeit lang, die
solche Momente stummen Nicht-Antwortens zu dauern scheinen.
Seine Augen brannten wie Zunder.
Seine Fangzähne fuhren noch weiter aus seinem Zahnfleisch heraus, ein Echo
seiner schmerzhaften Erregung.
„Sterling … bist du zu Hause?“,
rief sie erneut. Seine Ohren waren so abgestimmt auf ihre Frequenzen, dass er
ihren leisen Seufzer durch die ganze Länge seines Apartments und durch die
massiven Türblätter hindurch hörte. Er kannte sie gut genug, um sich ihr
leichtes Stirnrunzeln vorstellen zu können, als sie in die Wohnung
hineinlauschte und schließlich entschied, dass er wohl doch nicht da sei.
Chase stand mucksmäuschenstill
und wartete darauf, dass sich ihre Schritte entfernten. Erst als sie gegangen
und ihr Duft verflogen war, ließ er seinen unterdrückten und angestauten Atem
entweichen. Dabei entrang sich seiner Kehle ein tiefes, elendes Heulen, das den
dunklen Spiegel vor ihm in Schwingungen versetzte.
Chase ließ sich gehen. Er
fokussierte seine Frustration - seine ganze höllische Qual - auf die
polierte, vibrierende Glasscheibe, bis der Spiegel zerbrach und in tausend
rasiermesserscharfen Splittern zu Boden stürzte.
Dante streichelte die weiche
Haut von Tess’ nackter Schulter, während sie schlief. Er lag mit ihr im Bett,
in Löffelstellung am Rücken ihres nackten Körpers, und lauschte ihren
Atemzügen.
Im Zimmer war es still und
dunkel und so friedlich wie nach einem überstandenen Sturm.
Die anhaltende Ruhe war
fremdartig, das Gefühl von Behaglichkeit und zufriedenem Wohlsein etwas völlig
Ungewohntes für ihn.
Ungewohnt … aber schön.
Dantes Lust rührte sich, als er
sie in seinen Armen hielt, aber er hatte nicht die Absicht, ihren Schlaf zu
stören. Nachdem er sie ins Bett gebracht hatte, liebten sie sich zärtlich,
dabei überließ er ihr die Kontrolle und den Rhythmus, damit sie sich von ihm
nahm, was sie brauchte. Jetzt jedoch, obwohl schon wieder erregt, wollte er
nur, dass sie es gemütlich hatte. Nur bei ihr sein, solange die Nacht dauerte.
Eine schockierende Offenbarung
für einen Mann, der es nicht gewohnt war, sich jemals Vergnügungen
vorzuenthalten.
Andererseits waren schockierende
Offenbarungen in dieser Nacht praktisch an der Tagesordnung gewesen.
Es war für eine Stammesgefährtin
nicht ungewöhnlich, über mindestens eine außergewöhnliche oder übersinnliche
Fähigkeit zu verfügen - eine Gabe, die sie einst an ihren
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