Midnight Breed 03 - Geschöpf der Finsternis-neu-ok-13.11.11
warten.
27
Elise entzog sich dem völlig
unerwarteten Kuss, ihre Finger an die Lippen gepresst. Es war ein angenehmer,
wenn auch kurzer Kontakt gewesen, aber sie empfand absolut nichts für den gut
aussehenden Mann, der sie nun in befangenem, aber auch verständnisvollem
Schweigen ansah.
„Es tut mir leid, Andreas. Das
hätte ich Ihnen nicht erlauben sollen.“
Als sie peinlich berührt zu
Boden sah, hob er sanft ihr Kinn, damit sie ihn wieder ansah. „Es war mein
Fehler. Ich hätte zuerst fragen sollen. Nein“, sagte er und berichtigte sich.
„Ich hätte erkennen sollen, dass Ihr Herz bereits vergeben ist. Ich habe es
übrigens schon früher bemerkt, aber ich schätze, ich wollte genau wissen, dass
ich keine Chance habe. Ich … habe doch keine Chance, oder, Elise?“
Sie lächelte entschuldigend zu
ihm hinauf und schüttelte langsam den Kopf.
„Ach. Nun ja. Das hatte ich
befürchtet. Dieser Glückspilz.“
Reichen stieß den Atem aus, zog
das dünne Lederband von seinem Pferdeschwanz und fuhr sich mit der Hand durch
die losen, dunklen Wellen. „Ich glaube, allmählich bin ich diesem Krieger
nichts mehr schuldig. Wenn ich Sie jetzt gehen lasse, wird Tegan nichts anderes
übrig bleiben, als anzuerkennen, dass meine Schuld bei ihm vollständig
abgegolten ist.“
Seine Schmeichelei wärmte Elise,
wenn sie sich auch nicht sicher war, ob sie zutraf. Tegan hatte keinerlei
Anspruch auf sie erhoben, trotz ihrer Gefühle für ihn. Stattdessen schien er
darauf bedacht, sie immer auf Armeslänge von sich entfernt zu halten.
Wahrscheinlich wäre er
erleichtert, wenn sie Gefühle für einen anderen Mann entwickelte.
Aber das würde nicht geschehen.
Reichen hatte recht, ihr Herz war schon vergeben. Tegan besaß es, ob er wollte
oder nicht.
Sie sah auf, in Reichens
beeindruckende, dunkle Augen. „Sie sind ein guter Mann, Andreas. Ein netter
Mann.“
Er keuchte mit dramatischer
Geste auf. „Ich bitte Sie, hören Sie auf! Sie haben meinen Stolz in einer Nacht
schon genug mit Füßen getreten. Ich bin ein Teufel und ein Schurke, das sollten
Sie nicht vergessen.“
Elise lachte, dann stellte sie
sich auf die Zehenspitzen und küsste ihn auf die Wange. „Danke für das
Abendessen. Danke für alles, Andreas.“
Er nickte, dann schritt er
voran, um ihr die Tür des Herrenhauses zu öffnen.
„Gute Nacht, meine Schöne“,
sagte er und wartete in der Eingangshalle, während sie die Treppe hinauf zu
ihrem Zimmer ging.
Tegan hörte ihre leichten
Schritte, wie sie sich näherten und dann vor ihrer Zimmertür stehen blieben. Er
blieb mucksmäuschenstill, als der kristallene Türknauf sich drehte und die Tür
nach innen aufschwang. Elise tat nur einen Schritt ins Zimmer, dann blieb sie
stehen und lauschte. Ihre Blutsverbindung zu ihm verriet ihn sofort, sie konnte
seine Anwesenheit spüren. Er erkannte es daran, wie sie leise Atem holte, ihre
Augen im dunklen Raum nach ihm suchten.
„Tegan?“
Sie knipste das Licht an. Kam
weiter ins Zimmer herein. Er blieb reglos, sah ihr zu, wie sie sich die Arme
rieb, um ein Frösteln zu vertreiben, als sie den dicken Teppich überquerte und
auf die offene Flügeltür zuging. Sie sah auf den Balkon hinaus, ihre Bewegungen
vorsichtig, unsicher.
„Tegan … bist du da draußen?“
Ihr süßer Duft stieg zu ihm auf,
als von draußen eine kühle nächtliche Brise hereinwehte. Reichens Geruch war
auch auf ihr - ein dunkler, moschusartiger Unterton, bei dem Tegan wütend die
Zähne zusammenbiss. Eifersucht brandete in ihm auf, roh und wild.
Ein zutiefst maskuliner
Instinkt.
Als sie sich zurückzog, um die
Türen zu schließen, sprang Tegan, der wie eine Spinne unter der Zimmerecke
hing, lautlos hinter ihr zu Boden, sein Körper verstellte ihr den Weg, als sie
herumfuhr und überrascht aufkeuchte.
Ihre Augen weiteten sich.
„Tegan! Was hast du …“
Er riss sie in einer harten,
unnachgiebigen Umarmung an sich und rammte seinen Mund auf ihren. Sein Kuss war
gewaltsam, nachdrücklich. Ein männliches Tier, das etwas markierte, das ihm
gehörte, und nur ihm allein.
Elise wehrte sich nicht. Er spürte,
wie sich ihre Hände um seinen Hals schlossen, ihre Finger sich in seinem Nacken
verschränkten und ihn festhielten. Sie erwiderte seinen Kuss, seufzte in seinen
Mund, als er ihre Lippen teilte und seine Zunge dazwischen stieß. Er musste sie
einfach schmecken.
Musste Anspruch auf sie erheben.
Himmel, sie entflammte ihn. Jede
Zelle seines Körpers glühte vor Hitze, vor
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