Midnight Breed 03 - Geschöpf der Finsternis-neu-ok-13.11.11
Krieger dazu bewogen haben konnte, für mehr als nur
die nötigen paar Minuten die Anwesenheit einer Frau zu ertragen.
Aber er war nicht immer so
gewesen. Marek konnte sich gut daran erinnern, wie sehr der Krieger seiner
Gefährtin verfallen gewesen war - war das etwa schon fünfhundert Jahre her?
Hübsch war sie gewesen,
erinnerte sich Marek, von einer dunklen, zigeunerhaften Schönheit und mit einem
lieblichen, vertrauensvollen Lächeln.
Tegan war ihr treu ergeben
gewesen. Sie auf so bestialische Art zu verlieren, hatte ihn damals fast
umgebracht.
Zu dumm, dass er dabei nicht
mutiert war.
Die Tatsache, dass sich Tegan
jetzt in Berlin aufhielt, beunruhigte ihn. In Verbindung mit dem Tagebuch, das
Marek verloren hatte - und er hatte lange gebraucht, um es aufzuspüren -
bedeutete das, dass eine verdammte Katastrophe auf ihn zukam. Jetzt zweifelte
Marek nicht mehr daran, dass der Orden das Tagebuch hatte.
Wie lange würde es dauern, bis
sie all die Puzzleteile zusammengefügt hatten? Jetzt musste er schnell handeln,
wenn er seinen Vorsprung behalten wollte.
Unglücklicherweise war es gerade
heller Tag, und wenn er nicht riskieren wollte, sich zehntausend Meter zu nahe
an der Sonne einen tödlichen Sonnenbrand zu holen, würde er bis zum Einbruch
der Dunkelheit warten müssen, bevor er den Atlantik überqueren und sich dieser
misslichen Angelegenheit persönlich annehmen konnte.
Bis dahin würde er sich damit
begnügen müssen, ein paar Lakaien auszuschicken, um seine Augen und Ohren zu
sein.
18
Tegan öffnete die Tür des
rustikalen Bootshauses, das sich an das Seeufer schmiegte, und führte Elise
hinein. Sie konnte im Dunklen nicht gut sehen, doch Tegans Hand schloss sich
fest um ihre, seine Schritte sicher, während sie vorsichtig in ihren hohen
Absätzen über die breiten Holzplanken des Bodens trat.
Der Liegeplatz für ein großes
Boot war jetzt im Winter verwaist. Wo das Wasser ins Gebäude drang, war es von
einer Eisschicht bedeckt.
„Hier sollte es einen Dachboden
geben“, sagte Tegan und führte sie auf eine hölzerne Treppe zu.
„Woher weißt du das?“
„Das war die Hütte des
Wildhüters, als ich das letzte Mal hier war. Ich schätze, heutzutage braucht
man so etwas nicht mehr, also hat Reichen es umbauen lassen und eines seiner
Spielzeuge darin untergebracht.“
Elise hob ihren Rocksaum und
Tegans riesigen Ledermantel und kletterte mit ihm die Stufen hinauf. Oben
angekommen, öffnete er eine Tür zu einem weitläufigen ausgebauten Dachraum mit
frei stehenden Balken. Der Raum war rustikal, aber behaglich. Durch ein großes,
dreieckiges Fenster, das auf den See hinausging, schien das Mondlicht herein.
Lederne Clubsessel standen neben einem Sofa, das so positioniert war, dass man
den besten Blick aufs Wasser hatte, und die östliche Wand dominierte ein
schwerer, gemauerter Kamin.
„Wie ich Reichen kenne, hat er
hier elektrisches Licht anbringen lassen“, sagte Tegan irgendwo hinter ihr.
Eine Sekunde später ging auf der anderen Seite des Raums eine Tischlampe an,
von seinem Willen aktiviert.
„Wenn es dir nichts ausmacht,
hätte ich es lieber dunkel. Es ist so friedlich.“
Das Licht wurde ausgeknipst, und
wieder war der Raum in kühles, blasses Mondlicht getaucht. Elise spürte, wie
Tegans Blick auf ihr ruhte, als sie zum Fenster hinüberging und in die Nacht
hinaussah. Ihre Absätze versanken in einem weißen Plüschteppich - einem
Schaffell, wie sie erkannte, als sie auf den flauschigen, unregelmäßig
geformten Bodenbelag hinuntersah. Aus einem Impuls heraus kickte sie die
eleganten Sandalen von den Füßen und vergrub ihre Zehen in dem wunderbar
dicken, zottigen Fell.
Ein Teil ihrer Nervosität ließ
sofort nach. Sie überließ sich der ruhigen Bewegung des Wassers draußen und der
ruhigen Dunkelheit des Lofts. Der Stress des Empfangs verebbte in ihr, aber
immer noch raste ihr Puls von Tegans Kuss. Sie hatte nicht damit gerechnet,
dass er so zärtlich mit ihr sein oder sich so öffnen, einen Teil seiner
Vergangenheit mit ihr teilen würde.
Sie hatte nicht mit seinem
Begehren gerechnet.
Er wollte sie, und sie wollte
ihn.
Von diesem Wissen pulsierte der
Raum um sie herum förmlich. All das Ungesagte, das es zwischen ihnen gab, lag
schwer in der Luft.
„Keine gute Idee“, murmelte
Tegan, als er neben sie trat, seine tiefe, knurrende Stimme vibrierte bis tief
in ihre Knochen.
„Du solltest jetzt nicht mit mir
allein sein.“
Elise drehte sich um, um ihn
anzusehen, und
Weitere Kostenlose Bücher