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Midnight Breed 06 - Gesandte des Zwielichts-neu-ok-16.11.11

Midnight Breed 06 - Gesandte des Zwielichts-neu-ok-16.11.11

Titel: Midnight Breed 06 - Gesandte des Zwielichts-neu-ok-16.11.11 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Adrian
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sich fest um ihren Arm, und
er ging los - und das schnell. Sein zügiger Schritt machte nur allzu deutlich:
Claire konnte sich beeilen, um mit ihm Schritt zu halten, oder er würde sie mit
Gewalt mitzerren. Das Anwesen verlassen würde sie auf jeden Fall, und zwar in
der Obhut von schwer bewaffnetem, grimmigem Sicherheitspersonal.
    Ihr blieb nicht einmal mehr die Zeit, einen
Mantel oder ihre Handtasche mitzunehmen. Sie floh mit dem Wächter aus dem Haus
und in die Kühle des späten Oktoberabends. Der kalte Herbstwind drang durch die
Fasern ihres weinroten Kaschmirpullovers und ihrer grauen Wollhose, als sie mit
dem Wächter zur asphaltierten Einfahrt rannte, die Sohlen ihrer
Wildlederslipper schlurften von der Anstrengung, mit den langen Schritten des
Agenten mitzuhalten, der sie am Arm mitzerrte.
    Claire wurde zur offenen Tür eines Mercedes
geführt, dem Mittelpunkt einer Eskorte von vier weiteren Fahrzeugen, die sie
erwarteten. „Steigen Sie ein“, wies der Wächter sie an und schob sie sanft,
aber bestimmt vor sich in den Wagen.
    Als er neben ihr auf den Ledersitz schlüpfte und
die Tür schloss, versuchte Claire, die Kälte wegzureiben, die ihr so plötzlich
bis in die Knochen gedrungen war und die nicht von außen kam, sondern aus ihrem
eigenen Körper aufzusteigen schien. Alles ging so schnell. Sie versuchte immer
noch, die schrecklichen Neuigkeiten von dem Angriff auf den Dunklen Hafen
Hamburg zu begreifen, ganz zu schweigen von dem Gedanken, dass noch vor wenigen
Minuten ihre größte Sorge der beste Ort für eine Gartenbank oder ein Blumenbeet
gewesen war.
    Nun war die kleine Gruppe von Wilhelms
Verwandten und Bodyguards, die mit ihm im Dunklen Hafen gewohnt hatten, tot,
und sie wurde mitten in der Nacht aus ihrem Zuhause gerissen, auf der Flucht
vor etwas unfassbar Bösem.
    Warum?, klagte sie innerlich. Diese Frage hatte
sie sich auch schon vor drei Monaten gestellt, als ein anderer Dunkler Hafen
einer schrecklichen Tragödie zum Opfer gefallen war. Auch dort waren nur Asche
und Rauch übrig geblieben. Aber laut der ermittelnden Agenten hatte es sich
dabei um einen Unfall gehandelt. Eine unvorhergesehene Explosion, so wild und
zerstörerisch, dass sie alle Bewohner des Dunklen Hafens auf der Stelle getötet
hatte.
    Und dennoch peinigte sie die Frage immer noch
genauso schmerzhaft wie damals, als sie die schrecklichen Neuigkeiten zum
ersten Mal gehört hatte...
    Warum?
    „Eskorte abfahren“, sagte der Wächter am Steuer
über Funk zu den anderen Fahrzeugen. Er trat aufs Gas, und die Flotte schwarzer
Limousinen begann wie eine schnell dahingleitende Schlange die lange,
waldgesäumte Zufahrtsstraße hinunterzurasen.
    Claire lehnte sich zurück und versuchte, die
Nervosität nicht zu spüren, die in der abgestandenen Luft des Wagens hing. Der
Wald, der sie umgab, kam ihr irgendwie dunkler vor als sonst, so seltsam ruhig.
Über ihnen wurde das schwache Mondlicht von den dichten Wipfeln der hoch
aufragenden Fichten verschluckt. Die Eskorte nahm die erste Kurve der fast
einen Kilometer langen privaten Zufahrtsstraße.
    Als sie auf gerade Strecke kamen,
beschleunigten sie, schalteten synchron in einen höheren Gang und brausten auf
die Hauptstraße zu.
    Der Angriff, der den ersten Wagen im nächsten
Augenblick ereilte, kam ohne jede Vorwarnung.
    Aus dem pechschwarzen Wald schoss ein blendend
heller orangefarbener Feuerball hervor. Er krachte in den ersten Mercedes der
Kolonne, der sofort explodierte. Claire schrie auf, sie spürte die Druckwelle
der Detonation bis in die Fußsohlen. „Scheiße, was ist das?“, schrie der
Wächter neben ihr auf dem Rücksitz. „Herrgott, brems doch, verdammt!“
    Rote Hecklichter leuchteten vor ihnen auf, und
ihr Fahrer hatte alle Hände voll zu tun, um nicht in den Kofferraum der
Limousine vor ihnen zu krachen, als ihr Wagen schlitternd zum Stehen kam. Die
Wagen der Fahrzeugkarawane standen kreuz und quer wie eine entgleiste
Spielzeugeisenbahn.
    Und der erste Wagen vor ihnen war in Flammen
gehüllt, die hoch in den schwarzen Himmel loderten. In diesem Augenblick schoss
ein weiterer Feuerball aus dem Schutz der Wälder, flog in einem rasenden,
kometenhellen Bogen direkt auf die Autos zu. Und noch eine Flammenkugel folgte
ihm, beide furchterregend in ihrer schrecklichen, brennenden Schönheit.
    Der Wächter neben Claire beugte sich vor, die
Finger in die Kopfstütze des Vordersitzes verkrallt.
    „Rückwärtsgang, verdammt!“, schrie er den
schockstarren Fahrer an.

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