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Midnight Breed 06 - Gesandte des Zwielichts-neu-ok-16.11.11

Midnight Breed 06 - Gesandte des Zwielichts-neu-ok-16.11.11

Titel: Midnight Breed 06 - Gesandte des Zwielichts-neu-ok-16.11.11 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Adrian
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auf
jede lebende Seele darin eröffnet hatten - sogar auf die Frauen und
Kleinkinder, die in ihren Wiegen schliefen. Als Nächstes hatte er sich die
Handvoll von Roths Kumpanen vorgenommen, die aus ihrer Loyalität zu dem
mächtigen Leiter des Dunklen Hafens, der den Befehl für das Gemetzel gegeben
hatte, nie einen Hehl gemacht hatten.
    Ein Schuldiger nach dem anderen hatte in den
letzten paar Wochen den Tod gefunden. Der Vampir, der mit gebrochenem Genick
auf dem Roden lag, war das letzte bekannte Mitglied von Wilhelm Roths korruptem
inneren Kreis in Deutschland.
    Womit nur noch Roth selbst übrig war.
    Der Bastard würde brennen für das, was er getan
hatte.
    Aber zuerst würde er leiden.
    Reichens Augen kehrten zu der gerahmten
Fotografie in seinen Händen zurück und erstarrten.
    Auf den ersten Blick hatte er die Frau nicht
bemerkt.
    In seiner Wut hatte er sich einzig auf Roth
konzentriert. Doch jetzt, da er sie entdeckt hatte, konnte er seine Augen nicht
mehr von ihr lösen.
    Claire.
    Sie stand etwas abseits der Gruppe von
Stammesvampiren, zierlich, doch mit königlicher Haltung, in einem ärmellosen
hellgrauen Abendkleid, gegen das ihre hellbraune Haut so glatt und üppig wirkte
wie Satin. Ihr weiches schwarzes Haar war sorgfältig aufgesteckt, keine einzige
Strähne fehl am Platz.
    Die Zeit hatte Claire nichts anhaben können,
sie wirkte nicht einmal ein Jahr älter als damals, als er sie gekannt hatte - aber
das war nichts Außergewöhnliches; die Blutsverbindung, die sie seit diesen mehr
als dreißig Jahren mit ihrem Gefährten teilte, erhielt sie jung und stark. Sie
sah Wilhelm Roth und seine kriminellen Freunde lächelnd an, ihre Miene
beherrscht und undurchdringlich.
    Eine perfekte Gefährtin für den Vampir, der
sich als Reichens tückischster Feind herausgestellt hatte.
    Claire.
    Nach all dieser Zeit.
    Meine Claire, dachte er grimmig.
    Nein, sie gehörte nicht mehr ihm.
    Früher vielleicht einmal. Vor langer Zeit und
nur ein paar kurze Monate lang. Nur einen kurzen Augenblick.
    Das war lange her.
    Reichen starrte ihr Bild hinter dem
silbergerahmten Glas an, überrascht, wie leicht seine Wut auf Wilhelm Roth auf
seine Stammesgefährtin übersprang. Die süße, wunderbare Claire... im Bett mit
seinem größten Feind. War sie sich über Roths üble Machenschaften im Klaren?
Billigte sie sie?
    Das war kaum von Bedeutung.
    Er hatte eine Mission zu erfüllen.
Gerechtigkeit einzufordern. Tödliche, endgültige Rache zu nehmen.
    Und nichts würde ihm dabei im Weg stehen...
nicht einmal sie.
    Reichen starrte auf die Fotografie hinunter,
Wut glomm im bernsteinfarbenen Schein seiner Augen, der sich in der gläsernen Oberfläche
spiegelte. Seine Finger brannten, wo seine Haut das Metall des Rahmens
berührte. Er versuchte, den feurigen Sturm abzukühlen, der sich in seinen
Eingeweiden zusammenbraute, doch es war zu spät.
    Mit einem Knurren warf er die Fotografie zu
Boden und wandte ihr den Rücken zu. Er stapfte zu einem der hohen Fenster und
öffnete es mit einem mentalen Befehl - er wusste, was passieren würde, wenn er
es mit den Händen berührte, jetzt, da seine Wut so kurz davor war, ganz von ihm
Besitz zu ergreifen.
    Geduckt stieg Reichen auf das Fensterbrett und
hörte hinter sich das heiße Zischen von schmelzendem Silber und splitterndem
Glas, als die gerahmte Fotografie in Flammen aufging.
    Dann sprang er in die feuchte Herbstnacht
hinaus, um zu beenden, was Wilhelm Roth begonnen hatte.

2
     
    Claire Roth spitzte nachdenklich die Lippen und
starrte auf das Modell des Architekten hinunter, das vor ihr auf dem Tisch in
ihrer Bibliothek aufgebaut war.
    „Was halten Sie davon, wenn wir die Bank weiter
weg von dem Spazierweg und näher am Koiteich aufstellen, direkt hinter den
englischen Rosen?“
    „Eine hervorragende Idee“, sagte eine fröhliche
Frauenstimme aus dem auf Lautsprecher gestellten Telefon in ihrer Nähe. Die
junge Frau rief von einem der Dunklen Häfen der Region an. Nachdem Claire
einige ihrer Arbeiten anderswo in den Dunklen Häfen gesehen hatte, hatte sie
die junge Frau engagiert und die ganze letzte Woche mit ihr am Entwurf einer
kleinen, privaten Parkanlage gearbeitet.
    „Haben Sie sich schon entschieden, welches
Material Sie für die Spazierwege haben wollen, Frau Roth? Ursprünglich hatten
Sie ja an Pflastersteine oder Kies gedacht...“
    „Wäre es möglich, die Wege natürlich zu
belassen?“, fragte Claire und ging an der Tischkante entlang, um sich den Rest
des

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